Entwicklung von Elektroautos:Suche nach Milliarden

Die Autohersteller wollen große Summen in Elektroautos investieren - und auch Staatsgeld anzapfen. "Den Löwenanteil" übernehme zwar die Industrie, verspricht Cheflobbyist Matthias Wissmann, doch was bedeutet das?

Thomas Fromm

Angela Merkel dürfte mit Spannung auf den Bericht gewartet haben. Nun aber wird er bei der Bundeskanzlerin wohl einige Fragen aufwerfen. An keiner Stelle des 47 Seiten starken Papiers schreiben die Autoren, wie viel Geld sie vom Staat brauchen, damit die deutsche Autowirtschaft ihre Elektroauto-Ziele in den nächsten Jahren erreicht. "Industrie und Wissenschaft schlagen Aktivitäten mit einem Gesamtprojektvolumen von circa vier Milliarden Euro bis 2013 vor", heißt es in dem Papier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Dabei werde auch die Industrie einen "signifikanten Beitrag" leisten.

IAA Frankfurt - Matthias Wissmann

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Mathias Wissmann, im vergangenen Jahr in einem elektroangetriebenen Tesla Roadster.

(Foto: dpa)

"Unsere Hochschulen und Forschungsinstitute brauchen erhebliche Mittel, um die Elektromobilität voranzutreiben", sagte der Präsident des Automobilverbandes VDA, Matthias Wissmann, der SZ. Allerdings sei es "unseriös, zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, wie hoch dabei der Anteil der Regierung sein könnte". Grundsätzlich seien Forschung und Bildung an Hochschulen und Instituten aber "Sache des Staates; die dauerhafte industrielle Fertigung dagegen Sache der privaten Wirtschaft".

Die Hersteller wünschen sich niedrigere Steuern auf Dienstwagenflotten mit Elektroautos und die Förderung von Batterieentwicklern - für Wissmann eines der zentralen Themen, da Deutschland bei der Entwicklung von Batteriezellen aufholen müsse. "Die Schlüsselfrage ist, ob wir das irgendwo in der Welt machen, oder zu einem wesentlichen Teil auch hier in Deutschland", sagte er. "Dabei sollte auch eine intelligente Förderkulisse für die heimische Pilotfertigung von Batterien kein Tabuthema sein."

Bislang wird die Elektromobilität in Deutschland mit 500 Millionen Euro gefördert. Aus Sicht der Industrie ist das zu wenig. Doch die Politik tut sich wegen der Abwrackprämie im vergangenen Jahr und der guten wirtschaftlichen Lage schwer damit, Geld zu geben. Kaufprämien wie in Frankreich gelten in der Politik als unpopulär, da bislang keine Serienfahrzeuge aus deutscher Produktion auf dem Markt erhältlich sind.

Im Ausland fördert der Staat

Zu den ersten, die hierzulande Elektroautos im großen Stil auf den Markt bringen könnten, dürften die französischen Anbieter gehören. Wohl auch deshalb verzichtet man derzeit darauf, direkte staatliche Zuschüsse beim Kauf von Elektroautos zu fordern. Noch. Denn hinter den Kulissen heißt es, dass spätestens dann, wenn die ersten Stromer aus heimischer Produktion fahren, die Politik umschwenkt.

Ziel der Arbeitsgruppe mit rund 150 Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist es, Deutschland zu einem Leitmarkt für Elektromobilität auszubauen. Bis zum Jahre 2020 sollen bis zu einer Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. Vor allem im Ausland werden Wettbewerber vom Staat gefördert, entweder bei der Forschung, oder, wie etwa in Japan oder Frankreich, direkt beim Verkauf an den Kunden. Deshalb verweisen Deutschlands Automanager gerne auf die Hilfen der Rivalen und ihre schwierige Wettbewerbssituation. Die Deutschen hätten "kein Interesse an einem internationalen Subventionswettlauf", sagte BMW-Chef Norbert Reithofer vor einigen Tagen der SZ.

Ingesamt, so rechnet VDA-Chef Wissmann vor, würden die deutschen Hersteller in den nächsten vier Jahren zehn bis zwölf Milliarden Euro in alternative Antriebe investieren. "Das sind rund 40 Prozent der gesamten Entwicklungskosten für Antriebe, bei einem Umsatzanteil von Elektro- und Hybridautos von nur fünf Prozent", sagte er. Die Industrie werde davon "den Löwenanteil" stemmen.

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