Entlassungen bei Solar First:Solarkonzern streicht 1200 Stellen in Ostdeutschland

Noch vor kurzem expandierte Solar First - nun kündigte das Energieunternehmen an, im Herbst seine Produktion in Frankfurt an der Oder einzustellen. Angesichts der Krise der deutschen Solarbranche warnen grüne Politiker bereits vor einer "zweiten Deindustrialisierung" in Ostdeutschland.

Michael Bauchmüller

Die Krise der deutschen Solarindustrie entwickelt sich zunehmend zur Strukturkrise in Ostdeutschland. Nur zwei Wochen nach der Insolvenz des Bitterfelder Solarkonzerns Q-Cells verkündete am Dienstag der amerikanische Hersteller First Solar die Schließung seines Werkes in Frankfurt an der Oder. Noch im Herbst soll die Fertigung eingestellt werden, 1200 Arbeitsplätze fallen weg.

Solarkrise: Brandenburg kritisiert Bundesregierung

Mitarbeiter von First Solar protestierten im Februar gegen den Abbau der Solarförderung durch die Bundesregierung - nun hat die Firma die Schließung seines Werkes in Frankfurt an der Oder verkündet.

(Foto: dapd)

Frankfurts Oberbürgermeister Martin Wilke sprach von einem harten Schlag "für unsere gesamte Stadt und das Land Brandenburg". First Solar hatte sich erst 2007 dort angesiedelt, unterstützt durch Subventionen von Bund und Land. Das Unternehmen expandierte noch bis vor kurzem stark, zuletzt zählte es zu den größten Industrie-Arbeitgebern Brandenburgs.

Grund für die Schließung sei eine "gravierende Verschlechterung der Marktbedingungen", sagte Konzernchef Mike Ahearn. Die Produktion sei deshalb "wirtschaftlich nicht mehr nachhaltig". Die Krise der deutschen Solarindustrie verschärft sich mit der Schließung weiter. Binnen weniger Monate haben mit den Firmen Q-Cells, Solon und Solar Millennium einige der größten deutschen Anbieter Insolvenz angemeldet.

Noch vor wenigen Jahren galt Deutschland als Weltmarktführer im Bereich der Photovoltaik. Nun macht den Unternehmen vor allem die Konkurrenz aus China zu schaffen. Sie ließ die Preise neuer Module zuletzt stark fallen. Hinzu kommen Einschnitte bei der Solarförderung, wie sie zuletzt auch die schwarz-gelbe Koalition in mehreren Schritten vorgenommen hatte. Damit drohe nun eine Insolvenzwelle, warnt die Branche.

Weltweit fallen 2000 Arbeitsplätze weg

Auch First Solar wolle mit den Werkschließungen vor allem auf den härteren Wettbewerb reagieren, teilte der Konzern mit. Die Einsparungen sollten helfen, Solarmodule im nächsten Jahr noch günstiger zu produzieren. Eine Produktionsstätte in Malaysia soll ebenfalls eingestellt werden, allerdings nur vorübergehend. Weltweit fallen 2000 Arbeitsplätze weg. Das Unternehmen ist Branchenangaben zufolge der weltweit zweitgrößte Produzent von Solarzellen.

First Solar ist spezialisiert auf sogenannte Dünnschicht-Module. Sie sind günstig in der Herstellung, aber weniger ergiebig als die konkurrierenden Silizium-Zellen. Deshalb lohnen sie sich nur auf großen Flächen. Gerade die Förderung solcher Solarparks hat die Bundesregierung stark gekürzt. Stimmen die Länder der jüngsten Kürzung zu, wird sich die Vergütung innerhalb von zwei Jahren mehr als halbiert haben. Monat für Monat soll sie fortan abnehmen. Für große Solarparks entfällt die Förderung völlig. Sie wird per Umlage von der Gemeinschaft der Stromkunden erhoben.

"Der europäische Solarmarkt ist zum jetzigen Zeitpunkt ohne Förderung größtenteils wirtschaftlich nicht überlebensfähig", sagte Christopher Burghardt, Deutschland-Chef von First Solar. Die Opposition forderte am Dienstag die ostdeutschen Ministerpräsidenten auf, die Kürzung der Solarförderung im Bundesrat noch zu korrigieren. Andernfalls "fährt die Bundesregierung die Solarwirtschaft an die Wand", warnte der Grünen-Energiepolitiker Hans-Josef Fell. Es drohe "eine zweite Deindustrialisierung" in Ostdeutschland. Der Branchenverband BSW bezeichnete die Entlassenen in Frankfurt/Oder als "erste Opfer einer verfehlten Energiepolitik".

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