Engpass:Angstfaktor Irak treibt Ölpreis auf Rekordniveau

Ungebremst bewegt sich der Preis für das schwarze Gold auf die 50 Dollar zu. Die instabile Lage im Irak und innenpolitische Probleme in Venezuela machen die Märkte zusätzlich nervös. Auch der Chef der Opec zeigt sich tief besorgt über die Preisentwicklung.

Die unsichere Lage im Irak treibt die Ölpreise nach oben. Inzwischen werde selbst ein Barrel-Preis von 50 Dollar für denkbar gehalten, erklärte ein Öl-Experte. Der Handel werde zunehmend vom Angstfaktor bestimmt, sagte Ng Weng Hoong vom Fachdienst EnergyAsia.Com.

An der New Yorker Rohstoffbörse stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl mit Auslieferung im September am Donnerstag um 1,43 Dollar auf den Rekordwert von 48,70 Dollar.

Zuvor war in London der Preis für das Nordsee-Öl Brent mit Lieferung im Oktober auf 44,33 Dollar festgelegt worden. Damit sind die Ölpreise um 59 Prozent höher als vor einem Jahr. Allein seit Ende Juni sind sie um 31 Prozent gestiegen.

Überfall

Nach dem Ende des Handels an der New York Mercantile Exchange (Nymex) überfielen schiitische Aufständische die Zentrale der staatlichen Ölgesellschaft für Südirak in Basra. Mindestens zehn Lagerhäuser brannten ab. Die Flammen griffen auf die Büros der Ölgesellschaft über.

Die Anhänger des radikalen Predigers Muktada al Sadr attackierten auch die Feuerwehr, die den Brand bekämpfen wollte.

"Der Markt nimmt die Störungen der irakischen Ölförderung sehr ernst", sagte James Steel von der New Yorker Brokerfirma Refco. Für zusätzlichen Druck auf die Ölpreise sorgen auf der einen Seite auch die innenpolitischen Probleme in Venezuela und das Vorgehen der Behörden gegen den russischen Ölkonzern Jukos und auf der anderen Seite eine hohe Nachfrage in den USA und China.

Opec-Chef "sehr besorgt"

Der Präsident der Organisation Erdöl exportierender Länder, Purnomo Yusgiantoro, zeigt sich zunehmend beunruhigt über den Höhenflug des Ölpreises. "Ich bin sehr besorgt über den kontinuierlichen Anstieg der Ölpreise, aber wir werden bei der Opec-Konferenz im September unser Bestes tun", sagte Yusgiantoro, der auch Ölminister Indonesiens ist.

Er fügte hinzu, dass die OPEC-Mitglieder schon vor dem Ministertreffen am 14. September in Wien Gespräche führen würden. Doch sei vor dem offiziellen Termin kein formaler Beschluss zu erwarten.

Der Ölpreis war nach Berichten über die weiter angespannte Lage im Irak am Donnerstag in New York erstmals über 48 Dollar gestiegen. Auch im frühen asiatischen Handel bewegte sich der Preis nur knapp unterhalb dieser Marke.

Nach Yusigiantoros Worten kann die OPEC allerdings nicht sicher voraussagen, wie sich die Preise weiter entwickeln werden. "Wenn es andere Faktoren außerhalb des Opec-Einflusses gibt, wird es für uns schwierig sein, deren Wirkung auf die Preise einzuschätzen."

Yusigiantoro kündigte an, dass ein Krisen-Analyse-Team der Opec einen Bericht vorlegen werde, bevor das Kartell am 16. und 17. September mit Vertretern von nicht der Opec angehörenden Ölförderländern zusammentreffen werde. "Wir hoffen auf eine wirksame Lösung, um die steigenden Preise in den Griff zu kriegen", fügte der Opec-Präsident hinzu.

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