Energieversorger:So will der Eon-Chef sein Unternehmen aus der Krise führen

EON CEO Teyssen is pictured in front of the company's logo in Essen

Eon-Chef Johannes Teyssen.

(Foto: WOLFGANG RATTAY/Reuters)
  • Eon will sich in die zwei Gesellschaften Eon und Uniper aufspalten. Doch die Aktionäre müssen dem noch zustimmen.
  • Eon-Chef Teyssen will mit der Aufspaltung sein Unternehmen wieder attraktiver für Investoren machen. Doch ein Teil der Risiken bleibt bei Eon.

Von Varinia Bernau, Essen

Johannes Teyssen, 56, ist für alles gerüstet. Er hat sogar einen zweiten Anzug dabei. Für den Fall, dass auf der Hauptversammlung von Deutschlands größtem Energieversorger Eon, eine Torte fliegen sollte. Das einzige, was ihn stören würde, so scherzt er, kurz bevor er zur Bühne in der Essener Gruga-Halle eilt, wäre eine Kirschtorte. "Die mag ich nämlich nicht."

Teyssen wirkt gut gelaunt. Weil mit diesem Tag eineinhalb Jahre "knüppelharte Arbeit" endet, wie er sagt. Und wohl auch, weil es für einen Konzernchef in schwierigen Zeiten stets ratsam ist, Gelassenheit zu demonstrieren.

Ende 2014 stellte Eon-Chef Teyssen seinen Plan zur Aufspaltung des Konzerns vor - und sorgte damit für Furore. Eon ist mit dieser Aufspaltung nicht mehr allein. Auch der Konkurrent RWE plant inzwischen, sein Ökostromgeschäft unter dem Namen Innogy schrittweise an die Börse zu bringen. Und der schwedische Staatskonzern Vattenfall will sein Braunkohlegeschäft in der Lausitz an einen tschechischen Versorger weiterreichen.

Eon will ein klareres Profil

Dass nun auch andere Energiekonzerne einen ähnlichen Weg einschlagen wie Eon, liegt zum einen daran, dass sich die Aussicht, mit Kohle- und Gaskraftwerken Geld zu verdienen, noch einmal dramatisch verschlechtert hat. Ein anderer Grund: Die gesellschaftliche Akzeptanz für die klimaschädlichen Formen der Energiegewinnung sinkt immer weiter. Die hoch verschuldeten Versorger versprechen sich von der Aufspaltung ein klareres Profil und damit neue Investoren.

Eon, das ist Teyssens Plan, soll sich in Zukunft auf das Geschäft mit Ökostrom konzentrieren. Uniper, derzeit noch eine Tochter, bündelt dann die Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke sowie den Handel mit Rohstoffen. Operativ arbeiten die beiden Unternehmen bereits seit Anfang des Jahres getrennt voneinander. Um die Aufspaltung auch juristisch zu vollziehen, braucht Teyssen nun die Zustimmung der Aktionäre. 53 Prozent der Uniper-Anteile werden dann an die Eon-Aktionäre weitergereicht, jeder Eon-Aktionär erhält für zehn Eon-Aktien zusätzlich eine Uniper-Aktie. Die restlichen Uniper-Anteile bleiben vorerst bei der Muttergesellschaft - und sollen einige Jahre später an die Börse gebracht werden.

Der große Protest von Aktionären dürfte ausbleiben. Alle Berater, die Empfehlungen an institutionelle Investoren wie etwa Pensionsfonds aussprechen, hätten Einverständnis mit dem Plan signalisiert, sagt Teyssen vor der Hauptversammlung. Er sei nahezu enttäuscht, dass nicht einmal das Bündnis "Urgewald" einen Gegenantrag gestellt hat, scherzt der Manager. Die Umweltschützer haben am Eingang der Halle lediglich Flyer in Form von Aktienscheinen verteilt: "Schmutzige Energie hat jetzt zwei Namen."

Einfach wird es für Eon auch in Zukunft nicht

"Energie ist ein Lebenselixier der Welt", sagt Teyssen später auf der Bühne der Messehalle, als er sich ein allerletztes Mal daran macht, die Aktionäre von seinem Plan zu überzeugen. Er rechnet vor, dass die Welt in Zukunft eher mehr als weniger Energie brauchen wird. Die Nachfrage nach Gas werde in den nächsten beiden Jahrzehnten um fast 50, die nach Strom sogar um mehr als 70 Prozent steigen. "Dieser enorme Bedarf kann ökonomisch und ökologisch vertretbar nur mit neuen Konzepten befriedigt werden." Deshalb, betont Teyssen, habe Eon alle Chancen, die Zukunft dieser Energiewelt in Deutschland und weit darüber hinaus mitzugestalten. Mit intelligenten Netzen, mit mehr und günstigerem Ökostrom und mit neuen Diensten, die den Kunden beim Stromsparen helfen.

Einfach wird der Weg dahin nicht. Denn der Konzern steckt in der größten Krise seiner Geschichte. Teyssen räumt ein, dass kein einfaches Jahr hinter ihm und seinem Team liegt. Die Preise, für die Eon Strom an der Börse verkaufen kann, haben historische Tiefstände erreicht. Das niedrige Zinsniveau belastet den Konzern zusätzlich, etwa bei den Pensionsverpflichtungen für seine Mitarbeiter. Eon musste im vergangenen Jahr einen Verlust von sieben Milliarden Euro verbuchen. Letztlich zeige dies, dass die Aufspaltung dringend geboten sei, betont Teyssen.

Die Probleme des vergangenen Jahres werden in Zukunft vor allem die von Uniper sein. Deshalb lobt Teyssen auf der Hauptversammlung auch die Anstrengungen seinen einstigen Finanzchef Klaus Schäfer, der sich derzeit müht, Uniper "für jedes Wetter hochseefest zu machen", wie Teyssen das umschreibt. Schäfer hat angekündigt, Investitionen zusammenzustreichen - und bis 2018 Aktivitäten im Wert von etwa zwei Milliarden Euro abzustoßen.

Seine Atomkraftwerke muss Eon selbst behalten

Ein großes Problem aber bleibt auch der neuen Eon erhalten: Auf Druck der Politik konnte der Konzern seine Atomkraftwerke anders als geplant nicht an Uniper weiterreichen. Deshalb haben Umweltschützer vor der Messehalle auch ein paar große Plakate platziert: "Keine Dividende für Zechpreller", steht darauf. Wenn es nach ihnen gehen würde, sollte Eon eher Geld für die atomaren Altlasten zur Seite legen - statt es an die Aktionäre auszuschütten. Wie viel die Regierung von den Betreibern der Atomkraftwerke und damit eben auch von Eon für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls fordert, ist noch nicht geklärt. Teyssen machte auf der Hauptversammlung aber deutlich, dass er an einem baldigen Kompromiss interessiert sei und nicht auf Konfrontation gehen werde. Der Manager will dieses Kapitel so schnell wie möglich beenden. Lieber jetzt ein paar Millionen mehr in den öffentlichen Fonds zahlen, dafür aber alle Sorgen über den Verbleib des Atommülls loswerden. Damit würde Eon sich nämlich auch aller Unsicherheiten über weitere Kosten entledigen, die den Aktionären so gar nicht gefallen.

Durch die Aufspaltung, so umwirbt der Manager seine Aktionäre, biete sich den Anlegern eine zusätzliche Option: "Sie können künftig selbst entscheiden, ob Sie lieber in die neue oder die klassische Energiewelt oder in beide investieren wollen." Entscheidend sei - für die Unternehmen wie für deren Anleger - die Möglichkeit, dass sich beide nun auf ihre jeweiligen, sehr unterschiedlichen, Märkte konzentrieren können. "Dies ist wichtig und gut so", betont Teyssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: