Energieunternehmen:Harter Schlag

Entscheidung im Machtkampf beim Energiekonzern EWE: Vorstandschef Matthias Brückmann wird gefeuert. Er stolpert offiziell über eine nicht korrekt genehmigte Spende - an die Stiftung von Boxer Wladimir Klitschko.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Der Machtkampf beim Oldenburger Energieanbieter EWE ist entschieden: Am späten Mittwochabend feuerte der Aufsichtsrat den bisherigen Vorstandschef Matthias Brückmann mit sofortiger Wirkung. Diese Entscheidung basiere auf dem Bericht einer Wirtschaftsprüfungskanzlei, den der Aufsichtsrat in Auftrag gegeben hatte und der Brückmann "eine Vielzahl diverser grober Verfehlungen" vorwerfe, teilte das Unternehmen mit. Brückmann wird unter anderem angelastet, eine Spende von 253 000 Euro ohne Absprache mit den zuständigen Gremien angeordnet zu haben. Empfänger des Geldes war eine Stiftung des früheren Box-Weltmeisters Wladimir Klitschko.

Bekannt geworden waren die Vorgänge, nachdem mehrere Aufsichtsräte anonyme Schreiben erhalten hatten, in denen unter anderem die nicht korrekt genehmigte Spende thematisiert wurde. Brückmann hatte daraufhin angeboten, die 253 000 Euro privat zu begleichen und den Vorgang als Fehler bezeichnet, auch wenn er ihn rechtlich für nicht zu beanstanden halte. Er wolle unbedingt vermeiden, dass "das Unternehmen unter der Diskussion oder meinem persönlichen Fehler leiden" müsse, sagte Brückmann. Seinen Job konnte er dennoch nicht retten.

Brückmanns Anwalt kündigte kurz nach der Entscheidung eine Klage an. Die Vorwürfe seien "völlig haltlos", die Kündigung daher unbegründet. Zudem sei es Brückmann verwehrt worden, sich vor dem Aufsichtsrat zu den erhobenen Anschuldigungen zu äußern, daher hätte in der Sitzung am Mittwoch "gar keine Entscheidung getroffen werden dürfen". EWE ist wenig bekannt, aber einer der größten Stromanbieter Deutschlands. Das Unternehmen beschäftigt etwa 9000 Mitarbeiter und ist mehrheitlich im Besitz von Städten und Landkreisen in Norddeutschland.

Der Aufsichtsrat hat in den nächsten Wochen nun einiges vor sich: Denn EWE braucht nicht nur einen neuen Vorstandschef. Auch die zwei Vorstandsposten für Technik sowie für Personal und IT sind seit Monaten unbesetzt. Auf höchster Ebene amtieren derzeit also nur zwei Männer, obwohl der EWE-Vorstand als fünfköpfiges Führungsgremium gedacht ist.

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