Energiepreise:Wer fahren will, muss zahlen

Die steigenden Benzinpreise sind ein wichtiges Signal - nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die Autohersteller.

Silvia Liebrich

Autofahrer sehen harten Zeiten entgegen. Hohe Treibstoffpreise verleiden zunehmend den Spaß am Fahren. Der Liter Benzin kostet in diesen Tagen mehr als 140 Cent je Liter - so viel wie nie zuvor.

Tendenz steigend. Bei vielen Verbrauchern wächst das Gefühl der Ohnmacht und die Wut. Die vermeintlich Schuldigen sind in der Regel schnell gefunden.

Meist müssen die Ölkonzerne herhalten, denen Profitgier und Preistreiberei vorgeworfen werden. Auch der Staat steht in der Kritik, weil er durch hohe Steuern kräftig mitverdient. Automobilclubs fordern deshalb eine Senkung der Abgaben und Preiskontrollen an den Tankstellen.

Wer allerdings glaubt, dass sich das Problem der steigenden Preise damit lösen lässt, irrt. Wenn Benzin und Diesel teurer werden, dann ist das ein Zeichen von Knappheit. Das Ölzeitalter geht zu Ende.

Populistische Debatten

Vor allem das treibt die Preise nach oben. Da spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob die letzten Vorräte schon in 20 oder erst in 100 Jahren aufgebraucht sind. Es deutet einiges darauf hin, dass dies schneller der Fall sein könnte, als mancher glauben mag. So geht Russland, einer der größten Öllieferanten, davon aus, dass seine Förderquote ab sofort zurückgehen wird. Die weltweite Nachfrage steigt dagegen weiter.

Würde die Bundesregierung, wie gefordert, tatsächlich die Steuern für Benzin und Diesel senken, wäre dies das falsche Signal an die Verbraucher. Ein sparsamerer Umgang mit dem Treibstoff lässt sich so nicht propagieren. Um den Energieverbrauch zu senken, wurde vor knapp zehn Jahren eigens die Ökosteuer eingeführt.

Dass diese Abgabe auch im Sinne eines besseren Klimaschutzes wichtig ist, wird in populistischen Debatten um die Preise an den Zapfsäulen nur allzu leicht vergessen. Eine Steuersenkung würde bei wachsenden Rohstoffkosten ohnehin verpuffen. Preiskosmetik dieser Art ist allenfalls Make-up für einen Schönheitsfehler, der sich nur durch eine Operation beseitigen lässt.

Gefragt sind stattdessen dauerhafte Lösungen, um den Spritverbrauch nachhaltig zu senken sowie Alternativen in Form von anderen Energiequellen. Wie schwierig sich die Suche nach dem Treibstoff der Zukunft gestaltet, zeigt die aktuelle Diskussion um Biosprit, der in der Vergangenheit von der Politik stark gefördert wurde. Inzwischen wächst die Skepsis.

Es wird immer deutlicher, dass dem Pflanzenanbau für Kraftstoffgewinnung enge Grenzen gesetzt sind; schon allein, weil die Konkurrenz um Ackerland die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährdet. Die Wasserstoff-Technologie steckt noch in den Kinderschuhen und wird, wenn überhaupt, frühestens in zehn bis 20 Jahren im Alltag angewendet werden können.

Autofahrer haben deshalb derzeit kaum eine Wahl. Entweder sie zahlen zähneknirschend mehr, fahren weniger Auto oder steigen auf sparsamere Fahrzeuge um. Einen Neuwagen können sich aber nur wenige leisten.

Zwar bieten viele Hersteller spritsparende und umweltfreundliche Modelle an, diese allerdings meist zu höheren Preisen. Bislang hat es die Industrie versäumt, günstige und sparsame Wagen zu entwickeln.

Dabei liegen die Pläne - etwa für ein Ein-Liter-Auto - längst in den Schubladen. Es ist höchste Zeit, sie dort herauszuholen. Denn man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass die Nachfrage nach bezahlbaren und sparsamen Autos deutlich zunehmen wird. Davon könnten auch die Autohersteller profitieren.

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