Energiekonzern BP:Sie haben endlich verstanden

Der neue BP-Chef Bob Dudley will mit einem Sicherheitskonzept den ramponierten Ruf seines Konzerns reparieren. Zudem gibt es eine weitere Personalrochade.

Silvia Liebrich

Der britische Energiekonzern BP zieht Konsequenzen aus der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Kurz vor seinem offiziellen Amtsantritt am 1. Oktober kündigte der neue Konzernchef Bob Dudley tiefgreifende Veränderungen an, die darauf abzielen, die Suche nach neuen Ölvorkommen und deren Ausbeutung sicherer zu machen. Diese Aufgabe soll eine neu gegründete Sicherheitssparte übernehmen, die mit weitgehenden Befugnissen ausgestattet sei, hieß es. Der Abteilung würden Einspruchsrechte in sämtlichen technischen Bereichen eingeräumt. BP hatte die Gründung bereits vor Wochen angekündigt, aber bisher keine Details genannt.

Schwerer Job: Dudley übernimmt das Steuer bei BP

Schwerer Job: Bob Dudley übernimmt am 1. Oktober das Steuer bei BP. Er ist der erste Nicht-Brite an der Spitze des Ölkonzerns.

(Foto: dpa)

BP habe Lektionen zu lernen, "zu der Art, wie wir arbeiten, wie wir unser Unternehmen organisieren und wie wir mit Risiken umgehen", sagte Dudley am Mittwoch. Strenger überprüfen werde der Konzern auch externe Vertragspartner, denen zumindest eine Mitschuld am Untergang der Plattform Deepwater Horizon Ende April zugeschrieben wird. Mit den Maßnahmen wolle er das Vertrauen in BP wieder herstellen, ergänzte der künftige Vorstandsvorsitzende. "Die Veränderungen setzen genau dort an, wo wir meiner Meinung nach unbedingt handeln müssen. Sicherheit und Risikomanagement haben oberste Priorität."

Außerdem kündigte er weitere personelle Veränderungen an. Der bisherige Chef der Abteilung für Exploration und Produktion, Andy Inglis, muss gehen, ein Nachfolger wurde nicht genannt. In seine Verantwortung fällt die missglückte Bohrung vor der amerikanischen Küste, die zur größten Ölkatastrophe in der Geschichte der Vereinigten Staaten führte und elf Menschen das Leben kostete. Das Unglück brachte auch den bisherigen Konzernchef Tony Hayward um seinen Posten. Der Untergang der Deepwater Horizon war nicht das erste schwere Unglück, das BP zugerechnet wird. Bei der Explosion einer Raffinerie in Texas starben vor fünf Jahren 15 Arbeiter. Die Vorfälle trugen dem Konzern den Ruf ein, er maximiere rücksichtslos seinen Profit auf Kosten von Mensch und Umwelt.

Mit Dudley wurde ein Manager an die Spitze des Konzerns berufen, der im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko für BP an vorderster Front stand. Er zeigte ständige Präsenz, nachdem sich Hayward erschöpft aus der Öffentlichkeit zurückzogen hatte. Der scheidende Konzernchef wurde wegen einiger unvorsichtiger Äußerungen heftig von Politik und Medien kritisiert.

Der Aufstieg Dudleys stellt ein Novum in der Geschichte von BP dar: Mit ihm rückt erstmals ein US-amerikanischer Manager an die Spitze des britischen Traditionsunternehmens. Das Gesicht des 54-Jährigen dürfte mittlerweile weltbekannt sein durch seine zahlreichen Fernsehauftritte während der Ölpest. Seine Qualitäten als Krisenmanager werden auch in Zukunft gefragt sein. Immerhin wird die durch den Unfall verursachte Schadenssumme inzwischen auf 70 Milliarden Dollar geschätzt, wie aus einer Studie der Investmentbank Goldman Sachs hervorgeht. Bisher hat BP 20 Milliarden Dollar für einen Hilfsfonds zugesagt, aus dem Entschädigungen für die Opfer der Katastrophe gezahlt werden sollen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: