Ende der Iran-Sanktionen:Deutsche Industrie hofft auf Milliarden-Exporte nach Iran

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Klinkenputzer deutscher Unternehmen: Sigmar Gabriel mit Irans Vize-Ölminister Amir Hossein Zamaninia. (Foto: Michael Kappeler/dpa)
  • Nach dem Abschluss des Atomabkommens mit Iran reisten mehrere deutsche Wirtschaftsdelegationen in das Land.
  • In zwei Jahren könnten die Exporte nach Iran schon auf fünf Milliarden Euro angewachsen sein.
  • Deutschland war einst wichtigster Handelspartner von Iran - inzwischen hat China diese Position eingenommen.

Von Guido Bohsem, Berlin

Wie sehr die deutsche Wirtschaft an einer Zusammenarbeit mit Iran interessiert ist und wie ungeduldig sie seit dem Atomabkommen auf den Startschuss wartet, zeigte sich in den vergangenen Monaten. Kurz nachdem die historische Vereinbarung geschlossen war, besuchte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel das Land, er brachte hochrangige Unternehmensvertreter mit. Der Besuch blieb nicht der einzige. Auch aus Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern reisten Politiker mit Wirtschaftsdelegationen nach Teheran.

Deutsche Exporte nach Iran könnten sich in zwei Jahren verdoppeln

Jetzt, nachdem die Sanktionen endgültig gefallen sind, soll es richtig losgehen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet damit, dass die Exporte nach Iran sich schon in zwei Jahren verdoppeln und dann rund fünf Milliarden Euro ausmachen könnten. Der Bundesverband der Deutschen Industrie rechnet sogar damit, dass das Exportvolumen in zehn Jahren auf etwa zehn Milliarden Euro steigt.

Insbesondere die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer machen sich Hoffnung, weil die iranische Wirtschaft durch das jahrelange Embargo einen enormen Nachholbedarf hat, was moderne Maschinen und Produktionsstätten angeht. Zudem muss Iran seine Infrastruktur dringend sanieren. Dies könnte mit dem Fachwissen darauf spezialisierter deutscher Unternehmen geschehen. Auch für die Anbieter von Gesundheitstechnik tun sich Chancen auf dem neuen Markt auf.

"Es gilt, die Chancen in Iran zu nutzen"

Iran hat rund 80 Millionen Einwohner und verfügt über fast zehn Prozent der nachgewiesenen Ölvorräte der Welt. "Es gilt, die Chancen in Iran zu nutzen", erklärte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Die Mitgliedsunternehmen würden seit Monaten auf die Zeit nach dem Ende der Sanktionen vorbereitet. Nun müssten die Probleme bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs überwunden werden: Zu den auferlegten Sanktionen hatte unter anderem der Ausschluss Irans vom internationalen Zahlungsverkehr gehört, internationale Überweisungen waren nicht mehr erlaubt.

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Vor dem Embargo war Deutschland der wichtigste Handelspartner Irans gewesen. Zuletzt verkaufte die Bundesrepublik dort Waren im Wert von gut vier Milliarden Euro. Es dürfte aber schwer werden, diese Rolle wieder einzunehmen. Denn während des Embargos haben andere Länder ihre Beziehungen zu Iran ausgebaut, die Chinesen sind nun die mit Abstand wichtigsten Handelspartner Irans. Nach Einschätzung des Bundesverbandes für Groß- und Außenhandel (BGA) wird China diese Rolle entschlossen verteidigen.

Weiterer Verfall des Ölpreises erwartbar

Doch nicht nur die Exportwirtschaft in Deutschland dürfte vom Ende der Iran-Sanktionen profitieren. Vorteile ergeben sich auch für die deutschen Verbraucher. Irans Vize-Ölminister Amir Hossein Zamaninia kündigte an, dass die Islamische Republik die Ölproduktion deutlich anheben werde, zunächst einmal um 500 000 Fass pro Tag. Angesichts des derzeitigen Überangebots auf dem Weltmarkt wird dieser Schritt einen weiteren Verfall des Ölpreises nach sich ziehen.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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