Ende der Bindung an den Euro:Schweizer Zentralbank verliert 30 Milliarden Franken durch Kursschwankung

  • Im Januar hat die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgegeben. Daraufhin wurde der Franken sehr stark - Anlagen in Fremdwährungen verloren an Wert.
  • Auch die Zentralbank hat Euro und Dollar gekauft. Nun trifft sie der Wertverlust.

Wechselkursschwankung trifft Zentralbank

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat für das erste Quartal einen Verlust von 30 Milliarden Franken ausgewiesen. Das Minus hängt mit dem Ende der Euro-Bindung zusammen. Die Notenbank legte sich auf einen Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro fest. Damit dieser Kurs gehalten werden konnte, kaufte die Zentralbank ausländische Währungen wie Euro oder Dollar.

Mit der Aufgabe der Franken-Anbindung an den Euro Mitte Januar gewann der Franken sprunghaft an Wert. Im Umkehrschluss bedeutet das: Positionen, die die SNB in Euro oder Dollar hält, verlieren an Wert.

Diese Wechselkursverluste summierten sich im ersten Quartal auf insgesamt 41,1 Milliarden Franken. Dazu kam ein Bewertungsverlust von einer Milliarde Franken bei den Goldreserven. Dass die Bank nur einen Verlust von 30 Milliarden ausweist, liegt an Kursgewinnen auf Aktien und Anleihen. Hat die Zentralbank Staatsanleihen in Franken in ihrer Bilanz, steigt mit dem Wechselkurs des Franken selbstverständlich auch deren Wert.

Was bei einem Verlust der SNB passiert

Machen Zentralbanken Gewinn, schütten sie das Geld an die Regierung aus. In der Schweiz ginge ein Drittel an den Bund und zwei Drittel an die einzelnen Kantone. Im vergangenen Jahr waren das eine Milliarde Franken. Bei einem Verlust können Bund und Kantone nicht mit einer Finanzspritze aus der Zentralbank rechnen. Um die Risiken von Währungsschwankungen abzufedern, bildet die Zentralbank Rückstellungen. Ende 2014 lagen sie für Währungsreserven bei 54,8 Milliarden Franken.

Wer unter dem starken Franken leidet

Wenn der Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro im Wert steigt, wird es für Firmen im Land teurer, ihre Produkte in die Euro-Zone zu verkaufen - denn die ausländischen Abnehmer müssen aufgrund des veränderten Wechselkurses mehr für die gleichen Produkte zahlen. Die Firmen in der Schweiz bekommen weniger Aufträge und machen weniger Umsatz. Sobald Firmen weniger einnehmen, haben sie auch weniger Geld für Investitionen zur Verfügung - die sind jedoch wichtig für das Wirtschaftswachstum. Höhere Arbeitslosigkeit und damit auch weniger privater Konsum können die Folge sein. Außerdem verschreckt der teure Franken wohl auch Touristen: Wenn eine Woche Urlaub in der Schweiz so viel kostet wie andernorts mehrere Wochen, fahren die meisten lieber woanders hin.

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