Wegen öffentlicher Empörung:Novartis verweigert Chef Millionen-Euro-Paket

Daniel Vasella, chairman of Swiss drugmaker Novartis, stirs a cup of coffee before an annual news conference in Basel

Novartis-Chef Daniel Vasella erhält nach heftigen Protesten nun doch keine Millionen-Abfindung.

(Foto: REUTERS)

Fast 60 Millionen Euro sollte Noch-Präsident Daniel Vasella zum Abschied von Novartis erhalten - nur dafür, dass er nicht zur Konkurrenz des Pharmakonzerns geht. Die hohe Abfindung löste aber derart heftige Proteste aus, dass der Konzern sie nun gestrichen hat.

Der Protest von Aktionären und Politikern hatte Erfolg. Der scheidende Präsident des Schweizer Pharmakonzerns Novartis muss auf seine Millionen-Abfindung verzichten. Daniel Vasella und der Novartis-Vorstand hätten sich darauf verständigt, die Vereinbarung über die Zahlung von 72 Millionen Franken (58,5 Millionen Euro) zu annullieren, teilte das Unternehmen mit. Diese Entscheidung sei mit Rücksicht auf die Anteilseigner des Konzerns gefallen.

Vasellas Wissen über das Innenleben des Konzerns ist beträchtlich. Deshalb sollte der Novartis-Präsident das Geld dafür bekommen, dass er sechs Jahre lang nicht für die Konkurrenz tätig wird, sondern Novartis berät.

Vasella gilt als Architekt von Novartis. Er übernahm 1996 nach der Fusion von Sandoz und Ciba-Geigy die Spitze des Konzerns und 1999 auch das Amt des Präsidenten. Sein Gehalt stieg entsprechend und erreichte Schätzungen zufolge einschließlich Optionen und Aktien in Spitzenzeiten 40 Millionen Franken pro Jahr. Das machte ihn zu einem der bestbezahlten Manager der Schweiz. Im Vorjahr betrug Vasellas Jahresgehalt noch gut 13 Millionen Franken.

Die Aussage, dass er während seiner Zeit bei Novartis insgesamt 200 Millionen Franken verdient habe, ließ er bei der Ankündigung seines Rücktritts Ende Januar unwidersprochen. Medien schätzen, dass Vasella seit 2000 insgesamt fast 400 Millionen Franken bei Novartis kassiert hat.

Die enorme Abfindung hatte in der Schweiz für Empörung gesorgt. Sogar die wirtschaftsfreundliche FDP kritisierte: "Herr Vasella führt die liberale Schweiz aufs Schaffott". Auch die sozialdemokratische Justizministerin Simonetta Sommaruga übte Kritik und verwies auf die Wut in der Bevölkerung.

Der Aktionärsschützer und Wirtschaftsanwalt Hans-Jacob Heitz hatte am Montag bei der Staatsanwaltschaft Basel sogar Strafanzeige wegen ungetreuer Geschäftsführung gegen Vasella und den Novartis-Verwaltungsrat eingereicht. Die Rechte der Aktionäre seien unterlaufen worden, argumentierte er. Die Aktionärs-Gruppen Ethos und Actares hatten gedroht, dem Verwaltungsrat des zweitgrößten europäischen Pharmakonzerns auf der Aktionärsversammlung am Freitag die Entlastung zu verweigern.

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