Elon Musk:Humor verboten

Elon Musk: Der Chef ist tot, es lebe der Chef: Elon Musk scherzte am 1. April mit seinem angeblichen Ableben.

Der Chef ist tot, es lebe der Chef: Elon Musk scherzte am 1. April mit seinem angeblichen Ableben.

(Foto: Twitter)

Tesla-Aktionäre fanden Elon Musks Aprilscherz, seine Firma sei pleite, alles andere als lustig. In Deutschland wäre der Multi-Gründer jetzt sogar ein Fall für die Finanzaufsicht.

Von Jan Willmroth

Man stelle sich vor, wie da ein zum Ulk aufgelegter deutscher Unternehmer am Osterwochenende im Kreise seiner Familie oder Freunde sitzt. Dass also zum Beispiel ein Oliver Samwer am Morgen des 1. April erst einmal per Twitter "große Neuigkeiten" ankündigt und später verlautbart, sein Unternehmen Rocket Internet sei leider pleite, und zwar so richtig. Aber hey, natürlich alles nur ein Scherz, um mehr oder weniger Leser in den April zu schicken.

Kann man dämlich finden. Hat sich Multi-Unternehmer Elon Musk aber genau so erlaubt, jener Mann also, der Raketen in den Orbit schickt und auf schwimmenden Plattformen wieder landen lässt und allzu häufig als Schreck der alten Autohersteller gilt, weil er mit seiner defizitären Marke Tesla schicke Elektrofahrzeuge vermarktet.

Musk am 1. April auf Twitter: Trotz intensiver Bemühungen, darunter ein massenhafter Verkauf von Ostereiern, müsse er leider mitteilen, dass Tesla pleite sei. "So bankrott, das glaubst du nicht", schrieb er. Haha. Kurz darauf legte er mit einem Bild von sich nach: "Elon wurde bewusstlos aufgefunden, neben sich 'Teslaquilla'-Flaschen, mit Spuren getrockneter Tränen auf seinen Wangen." Musk, genialer Gründer, irrer Investor, Visionär mit ausbaufähigem Humor. Es dürfte in der jüngeren Geschichte einmalig sein, dass jemand mit der Pleite seines Unternehmens Witze reißt.

Die Aktionäre fanden es kein bisschen lustig, was er schrieb, denn Tesla steckt wirklich in Schwierigkeiten. Vor einigen Wochen haben auch euphorische Börsianer bemerkt, dass Tesla in jeder Minute 6500 Dollar verbrennt. Die Firma ist hoch verschuldet. Musk muss 123 000 Fahrzeuge zurückrufen, weil Schrauben an der Lenkung rosten können. Vor zehn Tagen war ein Tesla-Fahrer mit Autopilot gegen eine Betonbarriere geknallt und später gestorben. Am Dienstag kam der Beweis, dass Tesla seine Produktionsziele für das neue Model 3 nicht einhalten kann. Die Aktie verlor seit Februar ein Viertel ihres Werts. Und Musk nimmt es mit Humor.

In Deutschland wäre er jetzt ein Fall für die Finanzaufsicht Bafin: Die würde sich, so die Behörde, anschauen, ob es möglicherweise Insiderhandel mit der Tesla-Aktie gab, und ob sich Musk der Marktmanipulation verdächtig gemacht hat. Anlegeranwälte würden aktienrechtliche Schadenersatzansprüche anmelden und Musk womöglich verklagen. Sie würden bei Google Anzeigen schalten, um Tesla-Aktionäre zu umwerben. Ausgeschlossen, dass sich einer der deutschen Autobosse so etwas antäte.

Welchen Anteil Musks Tweets an den Kursbewegungen hatten, wird man nicht mehr ausrechnen können, aber beschleunigt haben sie den Ausverkauf wohl schon. Ganz dünnes Eis also, Kritik an seiner Geldvernichtungsrate mit April-Spott zu beantworten. Von Anlegerklagen ist derweil noch nichts bekannt. Wohl aber, dass Musk jetzt wieder in seiner Fabrik schläft, um die Produktion des Model 3 selbst zu überwachen. Ganz ironiefrei.

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