Elektromobilität:Alles auf Elektro

Matthias Wissmann, President of the German Automotive Industry Association attends a news conference at the Frankfurt Motor Show in Frankfurt

Matthias Wissmann, 68, ist seit 2007 Präsident des Autolobbyverbandes VDA, der die Frankfurter Automobilausstellung IAA ausrichtet. In den 90er-Jahren war der CDU-Mann auch einmal Verkehrsminister.

(Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Bundeskanzlerin Angela Merkel und VDA-Präsident Matthias Wissmann hoffen, dass der Zuspruch für E-Autos steigt. Die anderen wissen: Hoffen allein wird nicht helfen.

Von Max Hägler, Frankfurt

Zum Glück, so kann man es sagen, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ja bereits so etwas wie die Einführungsrede zu dieser großen Autoshow gehalten. Am Samstag beklagte sie in ihrer Videokolumne den "großen Vertrauensverlust", der entstanden sei durch die Abgasaffäre - und dass sie einen sprunghaften Anstieg der Elektromobilität erwarte. Aus dem Negativen ins Positive überleiten, auf diese Dramaturgie konnte sich denn auch am Montag der Ausrichter der Frankfurter Automobilausstellung (IAA) berufen: Wegen der Debatten um den Diesel werde das eine "interessante" und sogar "extrem anspruchsvolle" Großveranstaltung, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Autolobbyverbandes VDA. Anspruchsvoll, so empfinden das manche Akteure von Autoherstellern, die im Ruch stehen, die Abgaswerte geschönt zu haben. Zum Beispiel, wenn sie Journalisten aus dem Weg gehen - weil die Lage so heikel ist und gerade überall Staatsanwälte zu lauern scheinen.

Die Kanzlerin habe recht gehabt in ihrem Podcast, nimmt VDA-Chef Matthias Wissmann den Faden auf: Exponentiell werde der Zuspruch zu E-Autos steigen in den kommenden Jahren. Wobei weiterhin gilt: Zwischen 15 und 25 Prozent aller Wagen sollen in Deutschland im Jahr 2025 elektrisch fahren. "Das Tempo wird jetzt bei allen erhöht", sagt Wissmann mit Blick auf Elektromobilität, wobei die Zahl der verfügbaren elektrisch angetriebenen Serienmodelle noch überschaubar ist. Dennoch sollte niemand den Eindruck haben, "dass wir den guten alten Zeiten nachhängen", sagt Wissmann. Für ihn mag das zutreffen, bei manchen Managern der Hersteller darf man daran zweifeln.

Dennoch gilt: Einfach nur Autos mit großen Verbrennermotoren anpreisen, samt langbeiniger Damen, und hernach Geld zählen, das ist im Jahr 2017 wirklich vorbei. Zumindest ist es nicht mehr gern gesehen. Vielmehr reden sie hier von Integration: Auto, Fahrrad, Bus, Taxi, Bahn - das alles wolle man koordinieren, sagt Wissmann: "In unserem Zukunftsbild steht das Auto nicht gegen andere Verkehrsträger."

Wobei es ja eben nicht mehr nur um Autos geht. Sondern um das Fortbewegen insgesamt, das irgendwie vernetzt werden soll. Der VDA hat deshalb Facebook eingeladen, Geschäftsführerin Sheryl Sandberg, wird sprechen. Oder Steve Mollenkopf, Chef des großen Halbleiterherstellers Qualcomm. Wenn von 363 Innovationen die Rede ist, die die 800 000 erwarteten Messebesucher sehen können, geht es mittlerweile schon auch um Computertechnisches, nicht nur um neue Wagen. Das kaschiert, dass einige wichtige Hersteller in diesem Jahr fehlen: Volvo etwa, Fiat-Chrysler oder Tesla.

Aber die vor wenigen Jahren noch belächelten chinesischen Hersteller und Zulieferer treten auf und sind Wissmann eine Erwähnung wert - passend zur Mahnung der Kanzlerin, asiatische Hersteller nicht aus dem Blick zu verlieren. Der Hersteller Wey ist zugegen, der gern europäische Firmen zukaufen würde. Der Autobauer Chery präsentiert sich ebenfalls. Damit werde der "Einfluss des großen Automobilmarktes China" deutlich, sagt Wissmann. Und das Interesse der Deutschen dort.

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