Einzelhandelskonzern kommt nicht zur Ruhe:Machtkampf bei Rewe

Sechs Vorstandschefs haben bei Rewe in den vergangenen drei Jahren ihren Schreibtisch geräumt, doch schon wieder gibt es offenbar Streit. Dieses Mal zwischen Aufsichtsrat und Vorstand.

Rewe-Aufsichtsratschef Klaus Burghard gerät zunehmend unter Druck. In der Branche wird spekuliert, dass seine Ablösung schon in den nächsten Tagen beschlossen werden könnte.

Einzelhandelskonzern kommt nicht zur Ruhe: In der Führungsetage bei Rewe wird seit Jahren gestritten.

In der Führungsetage bei Rewe wird seit Jahren gestritten.

(Foto: Foto: ddp)

Hinter den Kulissen tobt nach Informationen aus dem Firmenumfeld schon seit geraumer Zeit ein Streit zwischen ihm und dem seit fünf Monaten amtierenden Konzernchef Alain Caparros.

Burghard mische sich zu sehr ins Tagesgeschäft ein, hieß es. Offiziell bestätigen wollte dies ein Konzernssprecher am Montag nicht. ,,Wir äußern uns nicht zu diesen Gerüchten'', sagte er.

Der 65 Jahre alte Burghard steht auch wegen seiner glücklosen Personalpolitik in der Kritik.

Er holte nach dem Ausscheiden des langjährigen Rewe-Chefs Hans Reischl Dieter Berninghaus an Bord. Der wurde später des Betrugs überführt und musste gehen.

Auch der nächste Mann an der Spitze des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers, Achim Egner, bekam die Probleme des genossenschaftlich geführten Konzerns nicht in den Griff.

Unter Burghards Führung wurde außerdem einige andere Vorstandsmitglieder ihrer Ämter enthoben. Mit leeren Händen schickte der Aufsichtsratschef seine Spitzenkräfte allerdings nicht nach Hause - allein Egner soll eine Abfindung von acht Millionen Euro erhalten haben.

Burghards Stuhl soll wackeln

Bereits in der vergangenen Woche war nach einem Bericht in der Wirtschaftswoche bekannt geworden, dass Burghards Stuhl als Aufsichtsratschef ins Wackeln geraten sei.

Im Aufsichtsrat sei Burghard auch wegen Absprachen mit dem Ex- Konzernchef Ernst Dieter Berninghaus kritisiert worden, so die Wirtschaftswoche.

An diesem Dienstag soll der Arbeitnehmerflügel des Aufsichtsrates in einer außerordentlichen Sitzung über das weitere Vorgehen beraten. Auch im Arbeitgeberflügel gibt es nach Informationen des Magazins Unmut.

Machtkampf bei Rewe

Ein Rewe-Sprecher wollte den Bericht am Freitag nicht kommentieren.

Burghard ist seit 2000 Aufsichtsratschef bei drei zentralen Rewe- Gesellschaften.

Während bei der Rewe Deutscher Supermarkt KGaA in diesem Jahr neu gewählt werde, liefen seine Verträge bei der Rewe- Zentralfinanz eG und der Rewe-Zentral AG bis Mitte nächsten Jahres.

Schlag auf Schlag

Seit dem Abgang des 27 Jahre amtierenden "Mr. Rewe", Hans Reischl, ging es bei dem Handelskonzern Schlag auf Schlag: Auf Reischl folgte Dieter Berninghaus, der aber wegen eines Untreuefalls zurücktreten musste und zwischenzeitlich auch wegen schwerer Untreue zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.

Anschließend führte ein Dreigestirn aus den Vorstandsmitgliedern Gerd Bruse, Josef Sanktjohanser und Hans Schmitz den Konzern. Deren Amtszeit endete aber nach sechs Monaten, Bruse und Schmitz verließen kurz darauf den Handelsriesen.

Darauf folgte für immerhin anderthalb Jahre Achim Egner auf den Chefposten, der aber im September 2006 von Caparros abgelöst wurde.

Caparros wünscht sich Ruhe

Caparros nannte erst vor wenigen Wochen als eines seiner Ziele, wieder Ruhe in den Kölner Handelskonzern zu bringen. Burghard sagte dem Handelsblatt einen erneuten Führungswechsel werde es nicht geben.

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