Einzelhandel:Schlecker-Nachfolger Dayli ist pleite

Eigentlich wollte die österreichische Drogeriekette Dayli nach Deutschland expandieren und alte Schlecker-Filialen als Tante-Emma-Laden wiederbeleben. Doch daraus wird nun nichts. Das Unternehmen ist pleite.

Die Pläne klangen ehrgeizig: Bis 2016 sollten Kunden deutschlandweit in 2500 neuen Geschäften einkaufen können. Die ehemalige Österreich-Tochter der Drogeriekette Schlecker wollte ins Nachbarland expandieren. Ehemalige Schlecker-Filialen wiederbeleben, das war die Idee. Die erste Testphase war schon für für Mai geplant, wurde dann aber verschoben.

Jetzt ist das Konzept endgültig gescheitert, denn Dayli ist pleite. Das Unternehmen hat am Donnerstag am Landesgericht Linz einen Insolvenzantrag gestellt. Ein Sprecher des Gerichts bestätigte das. Angeblich ist Dayli mit etwa 49 Millionen Euro überschuldet.

Die Gläubiger, darunter der Glücksspielkonzern Novomatic, haben zuletzt massiv Druck auf das Unternehmen ausgeübt. Hintergrund ist, dass die Firma nach Angaben des Kreditschutzverbandes (KSV) seit Wochen Rechnungen der Lieferanten nicht bezahlt hat und die Mitarbeiter ihre Gehälter nicht bekommen haben.

Laut Dayli sind etwa 3500 Arbeitnehmer von der Insolvenz betroffen. Wie viele davon ihren Arbeitsplatz verlieren, ist noch unklar. Die Fortführung der Firma unter einem neuen Eigentümer sei geplant.

Die Insolvenz hat sich schon länger abgezeichnet. Da die Lieferanten seit Wochen keine Produkte mehr nachschieben, gibt es in vielen Dayli-Märkten nur noch Restposten zu kaufen. Auch die Suche nach einem Investor verlief erfolglos.

Die Drogeriekette hat fast 900 Standorte in Österreich und 480 Filialen in anderen Ländern wie Italien, Polen, Luxenburg und Belgien. Vor etwa einem Jahr hatte der in Wien ansässige Fonds TAP 09 des Investors Rudolf Haberleitner die Märkte übernommen - sie stammten aus der Insolvenzmasse von Schlecker. Haberleitner, der sein Vermögen einst mit Firmenübernahmen gemacht hatte, präsentierte sich als großer Sanierer und wollte aus der Kette eine Art modernen Tante-Emma-Laden aufbauen.

Dieses Konzept - das unter anderem die Sonntagsöffnung vorsah - konnte nicht wie geplant umgesetzt werden, gestand die Firma jetzt ein. Die öffentlich geführte Diskussion darüber habe Banken und mögliche Investoren verunsichert. Branchenkenner hatten von Anfang an Zweifel an dem Konzept.

Unmittelbar vor dem Antrag bei Gericht habe Haberleitner seine Anteile an die ICU Unternehmensberatung abgegeben, um eine Sanierung und die Finanzierung von Dayli zu ermöglichen, teilte das Unternehmen mit. Das Konzept sehe auch ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell vor, das in den kommenden Woche der Belegschaft vorgestellt werden soll.

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