Einreisestopp:Uber-Chef verlässt Trumps Beratergremium wegen US-Einreisestopp

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Uber-Chef Travis Kalanick musste zuletzt große Einbußen hinnehmen, weil sein Unternehmen sich nicht gegen den von Präsident Trump verhängten Einreisestop positionierte.

(Foto: dpa)
  • Uber-Chef Travis Kalanick hat ein Beratergremium verlassen, das Präsident Trump über die Auswirkungen seiner Politik auf die Wirtschaft informieren sollte.
  • Das Fahrdienst-Unternehmen stand zuvor bei Arbeitnehmern und Nutzern in der Kritik, weil es sich nicht deutlich genug vom kürzlich verhängten US-Einreisestopp distanziert hatte.

Inmitten der wachsenden Kritik an der Einreisepolitik von US-Präsident Donald Trump hat Uber-Chef Travis Kalanick seinen Platz in einem von Trumps Beratergremien geräumt. Kalanick war einer von 16 Firmenchefs, die eingeladen waren, dem Präsidenten überparteilichen Rat zu geben und ihn über Auswirkungen seiner Politik zu informieren. "Der Gruppe anzugehören sollte nicht bedeuten, Unterstützer des Präsidenten oder seiner Agenda zu sein", schrieb Kalanick am Donnerstag in einer E-Mail an seine Belegschaft. "Aber unglücklicherweise wurde es als genau das missverstanden."

Kalanick sah sich in den vergangenen Tagen scharfer Kritik ausgesetzt, weil er an einem für diesen Freitag geplanten Treffen des Beratergremiums teilnehmen wollte. Für das Unternehmen, das online Fahrer mit eigenem Auto an Kunden vermittelt, sind zahlreiche Einwanderer tätig. Sie und viele Gegner Trumps protestieren gegen dessen Erlass für ein vorübergehendes Einreise-Verbot für Bürger aus sieben muslimischen Ländern und geplante Visa-Beschränkungen für ausländische Beschäftigte.

Viele Uber-Nutzer waren außerdem empört, dass das Taxiunternehmen den JFK-Flughafen in New York bediente, während die Gewerkschaft der New Yorker Taxifahrer diesen - aus Protest gegen den von Trump verhängten Einreisestopp - bestreikte. Sie sahen darin einen unangebrachten Versuch Ubers, den Streik zu unterlaufen, um neue Kunden zu gewinnen.

Uber hatte kurz nach dem Streik über Twitter verbreitet, dass es seinen Preismechanismus für den Flughafen aussetzt. Der Mechanismus macht Fahrten teurer, wenn an einem Ort besonders hohe Nachfrage herrscht. Uber wollte mit dem Tweet den Eindruck vermeiden, dass es Fahrten für Demonstranten zusätzlich verteure. Doch die Botschaft ging nach hinten los, stattdessen wurden viele Nutzer so erst darauf aufmerksam, dass Uber den Flughafen bediente, während andere Taxifahrer streikten. In den sozialen Netzwerken verbreitete sich daraufhin der Hashtag #deleteuber. Tausende Nutzer löschten daraufhin die Uber-App von ihrem Handy oder luden den Konkurrenzanbieter Lyft herunter.

Der Entschluss könnte den Druck auf andere CEOs erhöhen

Der Einreise-Erlass habe viele Menschen in ganz Amerika verletzt, schrieb Uber-Chef Kalanick in der Mail an die Beschäftigten. "Familien werden getrennt, Menschen stranden im Ausland, und die Sorge wächst, dass die USA nicht länger ein Ort sind, an dem Einwanderer willkommen sind."

Der Entschluss des Uber-Chefs könnte nun den Druck auf andere Firmenchefs erhöhen, die Trump zum regelmäßigen Austausch über Wirtschaftsfragen eingeladen hat. Das Präsidialamt erklärte am Donnerstagabend, Trump sei die Bedeutung eines offenen Dialogs mit Geschäftsleuten bewusst, um zu diskutieren, wie die USA wirtschaftlich stärker gemacht werden könnten. Uber wurde in der Erklärung aber nicht erwähnt.

Regierungskreisen zufolge sollten an dem Treffen am Freitag neben Kalanick auch die Chefs von General Motors, IBM, Walt Disney, JPMorgan Chase und Blackstone teilnehmen. General Motors erklärte, sein Chef werde wie geplant an dem Treffen am Freitag teilnehmen. Dagegen sagte der Vorsitzende von Walt Disney wegen eines seit langem geplanten Vorstandstreffens ab.

Kluft zwischen Trump-Regierung und Technologiefirmen wird größer

Kalanicks Absage weist auf einen wachsenden Riss zwischen den Technologiekonzernen und der neuen Regierung in Washington hin. Zu den schärfsten Kritikern von Trumps Einreise-Anordnung zählen Apple, Amazon und Netflix, deren Chefs aber nicht dem Diskussionsforum des Präsidenten angehören. Sie argumentieren, sie seien auf Mitarbeiter aus der ganzen Welt angewiesen, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Microsoft teilte mit, man habe Trump ein Programm vorgeschlagen, das die Einreisebeschränkungen lockern würde. Danach sollten Menschen aus den sieben betroffenen Staaten in die USA aus geschäftlichen oder dringenden familiären Gründen reisen dürfen, wenn sie eine Arbeit oder ein Studentenvisum besitzen und keine Verbrechen begangen haben. Microsoft ist das erste größere US-Unternehmen, das die Regierung drängt, das Einreiseverbot zu lockern.

Facebook könnte besonders stark von Trumps Plänen betroffen sein. Mehr als 15 Prozent der US-Beschäftigten des Netzwerks haben im vergangenen Jahr ein sogenanntes H1B-Arbeitsvisum für Hochqualifizierte benutzt. Trump hat angekündigt, die H1B-Bestimmungen verschärfen zu wollen, wie genau ist aber noch unklar. Sollte er die Drohung wahrmachen, könnte Facebook Probleme bekommen.

Kritiker des H1B-Programms werfen Unternehmen vor, damit hoch qualifizierte US-Bürger durch billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland zu ersetzen. Auch einige Herkunftsländer sehen das Programm kritisch. Sie werfen den USA vor, damit zum "Brain Drain" in ihren Ländern beizutragen.

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