Einigung im Tarifkonflikt mit Metallern:Besser geht's nicht

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3,4 Prozent mehr Lohn - und das nach nicht einmal vier Wochen Auseinandersetzung. Die Einigung im Tarifstreit zwischen IG Metall und Arbeitgebern macht deutlich: Wer in der Metall- und Elektroindustrie arbeitet, hat einen Traumjob.

Kommentar von Detlef Esslinger

Es gibt also noch Tarifkonflikte, die in ihrem Verlauf berechenbar sind: So unvereinbar klang, was die Vertreter der Arbeitgeber und die der IG Metall in den vergangenen Tagen äußerten. 5,5 Prozent mehr Geld verlangte die Gewerkschaft, nicht einmal 2,5 Prozent wollten die Arbeitgeber ihren Beschäftigten zugestehen; ja, sie sagten, im Grunde sei auch das schon mehr als genug - wegen der praktisch nicht mehr vorhandenen Inflation.

Und dann erst die beiden anderen Forderungen der Gewerkschaft: Sie wollte die Altersteilzeit im bisherigen Umfang retten und eine neue Bildungsteilzeit einführen. Die Unternehmer hingegen erklärten, und es hörte sich glaubhaft an, dass sie das eine wie das andere überfordern würde: und zwar finanziell ebenso wie psychologisch. Welcher Firmeninhaber lässt sich schon gerne von der Gewerkschaft und vom Betriebsrat seine Personalplanung vorschreiben?

Erst Getöse, dann plötzlich 3,4 Prozent mehr Lohn

Und nun? Kam es, wie es fast immer kommt. Erst veranstalteten die Profis ihr Getöse, dann setzten sie sich einen Nachmittag, einen Abend und ein Nacht lang zusammen - und morgens, kurz bevor die Sonne aufgeht, verkündeten sie ein Ergebnis. Und dann sind plötzlich doch 3,4 Prozent mehr Geld drin, dann bleibt die Altersteilzeit doch mehr oder weniger erhalten, dann finden sie ein Modell für eine Bildungsteilzeit, die Arbeitnehmern Chancen bietet und Unternehmern nicht das Gefühl der Selbständigkeit nimmt.

Für alle Beschäftigten, denen das vielleicht nicht immer so klar ist: Wer in der deutschen Metall- und Elektroindustrie arbeitet, hat einen Traumjob; zumindest in materieller Hinsicht. 3,4 Prozent mehr Geld, nominal wie real, außerdem Altersteilzeit mit 58 - und dies nach einer nicht einmal vierwöchigen Auseinandersetzung: Viel besser kann man es im Berufsleben kaum erwischen.

Am Montag übrigens gab der Beamtenbund eine Pressemitteilung heraus, in der er einen "Durchbruch" in einem Tarifkonflikt verkündete - gemeint war der bei der Deutschen Bahn, und gemeint war, dass die GDL und der Konzern sich nun auf eine "Struktur künftiger Tarifverträge" geeinigt hätten; was immer das im Einzelfall heißen wird. Durchbruch? Wer im Tarifgeschäft darunter eine endgültige Einigung von Arbeitgebern und Gewerkschaftern versteht, der hat am Dienstagfrüh in der Metall- und Elektroindustrie eine Begriffsklärung erlebt: Das ist ein Durchbruch.

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