Eine neue Heimat?:Gewerkschaften erwägen Hilfe für "Frankfurter Rundschau"

Mit eigenen Firmen hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund in der Vergangenheit bekanntlich wenig Glück - die Neue Heimat kollabierte, die Bank für Gemeinwirtschaft musste verkauft werden. Wie wäre es aber einmal mit einer Zeitung?

Ein DGB-Sprecher bestätigt jetzt der SZ, es habe "eine finanzielle Prüfung" gegeben, ob sich die Gewerkschaften an der Frankfurter Rundschau beteiligen sollten.

Blick in die Bücher

Zu Jahresanfang bereits trat die traditionell links-liberale, gewerkschaftsnahe Zeitung an die Gewerkschafts-Holding BGAG heran. Frühestens in vier Wochen solle es eine Entscheidung geben, erklärt die BGAG.

Offenbar haben sich bereits mehrere Verlagskonzerne die Bücher der FR angesehen und dann eine Beteiligung zu den gegenwärtigen Bedingungen abgelehnt; interessiert ist offenbar die Kapitalfirma 3i.

Noch nicht unter Dach und Fach ist der Verkauf des Innenstadtgrundstücks der FR für rund 40 Millionen Euro an die holländische Immobilienfirma MAB, die auf dem Nachbargelände einen riesigen Trakt mit Büros, Wohnungen und einem Hotel errichten will.

Bereits im Dezember hatten Gerüchte über eine Finanznot der Rundschau die Runde gemacht. Der Verlag hatte sich einstweilen mit einer Landesbürgschaft der Wiesbadener CDU-Regierung beholfen.

Nun also die Gewerkschaften? Schon in den vergangenen Wochen veröffentlichte die Frankfurter Rundschau pikanterweise eine ganze Serie ausschließlich mit Beiträgen von Mitarbeitern des zur Hans-Böckler-Stiftung zählenden WSI-Instituts; beide gehören zum Gewerkschaftslager.

Die Artikelfolge hatten andere Zeitungen dem Vernehmen nach abgelehnt. Auch unter FR-Redakteuren hatte die als WSI-Produkt gekennzeichnete Serie Unbehagen ausgelöst. Eine zu starke Gewerkschaftsbindung könnte das Finden von Investoren erschweren.

Ein BGAG-Sprecher sagte, es handele sich bei der debattierten Investition um einen "geringen Betrag". Es solle keine inhaltliche Beeinflussung geben. "Undenkbar" sei eine solche Beteiligung für die Arbeitgeberverbände, sagt deren Sprecher Uwe Mazura.

Man betreibe Arbeit im politischen Raum und sei keine gewinnorientierte Vereinigung.

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