EFSA erlaubt Anbau von Gen-Soja:Monsanto drängt auf europäischen Markt

Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA erlaubt dem amerikanischen Agrarkonzern Monsanto erstmals den Anbau von Gen-Soja in Europa. Dieser würde gern umstrittenes Saatgut für den Anbau verkaufen, Gentechnikgegner protestieren jedoch. Nun müssen die EU-Kommission und die Mitgliedsländer entscheiden.

Silvia Liebrich

Hersteller von gentechnisch veränderten Pflanzen drängen mit aller Macht auf den europäischen Markt. Dass die meisten Verbraucher Gentechnik im Essen grundsätzlich ablehnen, spielt für sie keine Rolle, solange das Geschäft mit dem veränderten Saatgut große Gewinne verspricht.

Soja-Pflanzen Anbau in Brasilien

Ein Sojabohnen-Feld in Brasilien. Dort ist der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen erlaubt.

(Foto: Weimer Carvalho/dpa)

Bislang dürfen auf dem EU-Markt nur Pflanzen angebaut und gehandelt werden, die auch eine entsprechende Zulassung haben. Doch die Zahl der zugelassenen Pflanzen wächst stetig und nun hat die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA erstmals grünes Licht für den Anbau von gentechnisch veränderter Soja in Europa gegeben.

Es ist eine höchst umstrittene Entscheidung. Antragsteller ist der amerikanische Agrarkonzern Monsanto, der Marktführer unter den Gentechnikherstellern. Er würde gern Saatgut seines "Roundup Ready"-Soja für den Anbau in Europa verkaufen, das bislang nur für den Import zugelassen ist. Die Sorte kommt in der Regel in Verbindung mit einem Spritzmittel zum Einsatz, das den giftigen Wirkstoff Glyphosat enthält.

Gentechnikgegner protestieren gegen die Entscheidung der Lebensmittelbehörde EFSA. Die geplante Zulassung verstoße gegen EU-Recht, weil die Rückstände des Spritzmittels bei der Risikobewertung nicht berücksichtigt worden seien, heißt es etwa bei der Organisation Testbiotech. Auch die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Rückstände zu überwachen, sei nicht vorgesehen, obwohl dies in der EU vorgeschrieben ist. "Wird die Zulassung der gentechnisch veränderten Soja auf der Grundlage der bestehenden Risikobewertung erteilt, wäre dies als ein Rechtsbruch anzusehen", sagt Christoph Then von Testbiotech. Auch der EU-Rechtsexperte Ludwig Krämer moniert, dass die Risiken des Anbaus nicht ausreichend geklärt seien.

Gentechnisch veränderte Soja wird in Südamerika und den Vereinigten Staaten bereits großflächig angebaut. Diese Pflanzen sind resistent gegen Glyphosat, das wiederum im Verdacht steht, der Gesundheit zu schaden und die Umwelt zu verschmutzen. Neue Studien geben zumindest Hinweise, dass das Gift, das auch von vielen Hobbygärtnern eingesetzt wird, das Erbgut schädigen und zu Missbildungen führen kann. Der Widerstand gegen das Mittel wächst. In Argentinien klagen derzeit Pestizid-Opfer gegen die Soja-Industrie.

Noch ist nicht endgültig über eine Zulassung der Monsanto-Sorte entschieden. Jetzt müssen die Kommission und die Mitgliedsländer über die Marktzulassung entscheiden. Doch die Entscheidung der EFSA dürfte Signalwirkung haben. Insbesondere EU-Kommissar John Dalli gilt als Befürworter der Gentechnik. Er liegt derzeit im Clinch mit Deutschlands Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), die verhindern will, dass die strengen Regeln für Gentechnik im Essen gelockert werden.

Geht es nach Dalli, wird der Import gentechnisch verunreinigter Lebensmittel in die Europäische Union künftig erlaubt sein. Bislang sind derartige Produkte auf dem europäischen Markt verboten.

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