Edelmetall:Schon wieder die Banken

Goldpreis springt auf Rekordhoch

Vor allem der manipulierte Goldpreis regte Anleger auf. Foto: dpa

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Haben sich Institute abgesprochen, wie der Goldpreis stehen soll? Die Schweiz ermittelt nun wegen Absprachen im Edelmetallhandel.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Erneuter Ärger für die Deutsche Bank. Das größte deutsche Finanzinstitut ist zusammen mit anderen Geldhäusern wegen möglicher illegaler Preisabsprachen im Edelmetallhandel im Visier von Schweizer Beamten. Die Schweizer Wettbewerbskommission verfüge über Anhaltspunkte, dass sieben Institute möglicherweise unzulässige Absprachen im Handel mit Edelmetallen getroffen hätten, teilte die Behörde am Montag mit.

Neben der Manipulation von wichtigen Zinssätzen wie dem Euribor und Libor und der illegalen Absprachen im internationalen Devisenhandel müssen sich Banken seit Jahren auch Vorwürfe gefallen lassen, beim Handel mit Edelmetallen getrickst zu haben. Die britische Finanzaufsicht hat das Institut Barclays wegen Absprachen im Goldhandel zu einer Geldstrafe in Höhe von 26 Millionen Pfund verurteilt. Das ist wenig im Vergleich zu den Milliardenstrafen, die wegen den Zins- und Währungsmanipulationen verhängt wurden.

Die Deutsche Bank wollte sich zu den Vorwürfen nicht konkret äußern. "Wir kooperieren mit den Behörden", sagte ein Sprecher in Frankfurt. Deutschlands größtes Geldinstitut hat den Handel mit Edelmetallen im November 2014 eingestellt. In Deutschland führt die Finanzaufsicht "derzeit keine Analysen oder Untersuchungen durch", so die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.

In der Schweiz sind nach Behördenangaben auch die Bank Julius Bär, die britischen Geldhäuser HSBC und Barclays sowie das US-Institut Morgan Stanley und die japanische Mitsui Ziel der Ermittlungen. Die Untersuchung werde voraussichtlich 2016 oder 2017 abgeschlossen werden, sagte ein Sprecher der Schweizer Wettbewerbskommission. Wenn die Behörde den Banken Fehlverhalten nachweisen kann, drohen ihnen Geldstrafen.

Nur wenige Institute waren beteiligt. Das ermöglichte geheime Absprachen

Die Vorwürfe beziehen sich auf das zum Jahresbeginn veränderte Londoner Gold-Fixing. Bis dahin legten wenige Banken in einer telefonischen Auktion den Tagesrichtpreis für Gold fest. Das System ermöglichte die Preisabstimmung zum Nachteil der Kunden. Mittlerweile wird das Londoner Gold-Fixing durch eine elektronische Auktion ermittelt. Beteiligt sind aber weiterhin nur wenige Großbanken. Zwar wird der Goldpreis an den internationalen Märkten praktisch in jeder Sekunde neu ausgehandelt, doch dient das Fixing vor allem Unternehmen aus der Realwirtschaft als Anker. Zu diesem Preis können Metallverarbeiter ihre Bestellungen abrechnen, ohne die Preisentwicklung über den ganzen Tag verfolgen zu müssen.

Das Procedere beim Fixing war bis Ende letzten Jahres sehr intransparent. Jeden Morgen und jeden Nachmittag starten die Händler der Banken eine Telefonkonferenz, in der sie Kauf- und Verkaufswünsche ihrer Kunden und der eigenen Bank mit den Bestellungen der anderen in Einklang bringen. Wie das genau ablief, kontrollierte niemand. Ort des Geschehens ist damals wie heute der London Bullion Market, ein Großhandelsplatz für Gold und Silber, der sich seiner mehr als 300 Jahre zurückreichenden Geschichte rühmt - und der Vertraulichkeit, die die Geschäfte dort im Vergleich zum Handel an den transparenten Börsen bieten. Haben die Banken diese Vertraulichkeit zum eigenen Vorteil ausgenutzt? Es bestehe, so die Schweizer Wettbewerbskommission, insbesondere der Verdacht, dass es zur Abstimmung von Preisen, namentlich von sogenannten "Spreads" - das ist die Differenz zwischen dem Ankauf- und Verkaufs-Preis - gekommen sei.

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