Ecclestone-Prozess in München:Gribkowsky und das Schwarze unter den Fingernägeln

Es ist einer der spektakulärsten Korruptionsprozesse in Deutschland: In München verhandelt das Landgericht gegen Formel-1-Chef Ecclestone. Nun tritt erstmals der Hauptzeuge auf - Bayern-LB-Banker Gribkowsky.

Von Caspar Busse und Christoph Giesen

Genau hier standen sich die beiden schon einmal gegenüber. Es war der November 2011, und es war auch der Saal A 101 im schmucklosen Münchner Justizzentrum an der Nymphenburger Straße.

Gerhard Gribkowsky, der langjährige Vorstand der Bayern LB, war wegen Bestechung angeklagt. Als wichtigster Zeuge war damals Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zur Aussage nach München gekommen.

An diesem regnerischen Freitag trafen sich die zwei ehemaligen Geschäftspartner im gut gefüllten Saal A 101 wieder - nur unter umgekehrten Vorzeichen. Diesmal ist Ecclestone, 83, der Angeklagte, der bereits verurteilte Gribkowsky, 56, der wichtigste Zeuge. Die beiden würdigen sich an diesem Freitag kaum eines Blickes, Ecclestone lauscht der Übersetzug, Gribkowsky schaut nach vorne. Der 1,90-Meter-Mann soll vor dem Landgericht München I darlegen, wie es zu einer Zahlung von 44 Millionen Dollar durch Ecclestone an Gribkowsky kam. Der 83-jährige Brite ist aufgrund dieser Zahlung wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue angeklagt. Es ist eines der spektakulärsten Korruptionsverfahren, die derzeit in Deutschland laufen.

Nur langsam kommt Gribkowsky an diesem Freitag in die Gänge. Nach Angabe seiner Personalien ("ladungsfährige Adresse: Justizvollzugsanstalt München") schildert er dem Gericht erstmal langamtig die Anfänge, wann und wie er irgendwann mit der Formel 1 in Kontakt kam, und wie es dann weiterging. "In der Formel 1 gönnt der eine dem anderen das Schwarze unter den Fingernägeln nicht", sagt er. Manche Zuhörer schmunzeln.

Mit einiger Verzögerung hatte die mit Spannung erwartete Vernehmung begonnen. Wie so oft ging es zunächst um formale Dinge. Denn auch lange nach dem unrühmlichen Ende seiner Karriere unterliegt Gribkowsky noch dem Dienstgeheimnis. Gleich drei Aussagegenehmigungen musste der Ex-Banker und Freigänger dem Landgericht München vorlegen: Von der Bank und von den beiden Eigentümern der BayernLB, dem Sparkassenverband Bayern und dem bayerischen Finanzministerium. Richter Peter Noll belehrte den Zeugen Gribkowsky vor der Aussage noch, stets die Wahrheit zu sagen. "Sie haben sie oft genug gehört, diese Belehrung. Diesmal gilt sie Ihnen", sagte Noll mit Blick auf das von ihm geleitete Strafverfahren gegen Gribkowsky. Es war Noll, der ihn zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt hatte.

Der Fall ist ziemlich kompliziert: Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft zahlte Ecclestone die Millionensumme, um Gribkowsky zum Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB an einen ihm wohl gesonnenen Investor zu bewegen. Ecclestone behauptet hingegen, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Die Verteidiger von Ecclestone bezweifelten außerdem, dass der bayerische Landesbanker Gribkowsky beim Verkauf der Formel-1-Anteile überhaupt Amtsträger war. Ecclestone könne Gribkowsky deshalb gar nicht als Amtsträger bestochen haben. Dagegen führte die Staatsanwaltschaft zwei Urteile des Bundesgerichtshofs ins Feld, wonach Vorstandsmitglieder von Landesbanken immer öffentliche Aufgaben wahrnehmen. Jede Vorstandsentscheidung wirke sich auf die Staatsbank insgesamt aus. Das Münchner Landgericht äußerte sich zunächst nicht dazu.

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