Easyjet:Easyjet verkauft jetzt auch Dosenerbsen

Easyjet: Der Easyjet-Gründer versteht seine "Easy-Foodstores" als Alternative zur Lebensmitteltafel.

Der Easyjet-Gründer versteht seine "Easy-Foodstores" als Alternative zur Lebensmitteltafel.

(Foto: AP)
  • Der Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannou verkauft ab sofort nicht nur Billig-Flugtickets, sondern auch preiswerte Lebensmittel.
  • Branchenkenner sind jedoch skeptisch, ob die neue Kette mit großen Handelskonzernen wie Aldi und Lidl mithalten kann.

Von Björn Finke

Ein flaches Backsteingebäude im tristen Westen von London. Über dem Eingang hängt ein Schild in dem markanten Orange der Billig-Fluggesellschaft Easyjet. Doch die Aufschrift "Easy-Foodstore" verrät: Es ist ein Lebensmittel-Laden. Drinnen enge Gänge, auf den Auslagen stapeln sich Dosen und Päckchen. An den Regalen kleben Preisschilder - und der Preis ist für alles gleich: 25 Pence, also 33 Cent. Egal, ob für Kekse, Erbsen oder Nudeln. Echte Schnäppchen.

Stelios Haji-Ioannou hofft, mit diesen Kampfpreisen den Discountern im Königreich Kunden abzujagen. Der 48 Jahre alte Milliardär - Gründer und Großaktionär von Easyjet - will unter dem Namen Easy-Foodstore eine Kette von Billigmärkten aufbauen. Diesen Plan verkündete der Brite mit griechisch-zypriotischen Wurzeln bereits vor zweieinhalb Jahren, doch nun erst hat das erste Geschäft eröffnet. Weitere in London sollen folgen. Offenbar war es schwierig, passende Immobilien zu finden. Die 25 Pence sind ein Einführungspreis; in Zukunft sollen die Lebensmittel teurer sein, aber immer noch billiger als bei den Discountern.

Eine Alternative zur Lebensmitteltafel

"Ich habe das Gefühl, dass es im Lebensmittel-Einzelhandel eine Lücke gibt - eine Nische unterhalb von Discountern wie Aldi und Lidl", sagt der Spross einer Reederfamilie. Die zwei Ketten wachsen rasant im Königreich - und haben etablierten Supermärkten wie Tesco kräftig Marktanteile geraubt. Haji-Ioannou geht allerdings davon aus, dass vielen armen Briten selbst Aldi und Lidl zu teuer sind. Seine Läden wären dann die Alternative zur Lebensmitteltafel. Anders als die Billigheimer aus Deutschland verkaufen die Easy-Foodstores jedoch kein frisches Obst und Gemüse.

Branchen-Fachleute sind skeptisch, ob eine neue kleine Kette, hinter der kein Handelskonzern steht, mit den deutschen Milliarden-Unternehmen mithalten kann. Aldi und Lidl haben Hunderte Filialen in Großbritannien, bekommen bei Lieferanten darum gute Konditionen und können viel in Werbung investieren - im Königreich macht Aldi sogar im Fernsehen Reklame.

Stärkung der gesamten "Easy"-Marke

Den selbstbewussten Gründer Haji-Ioannou wird das nicht schrecken. Er sagt, der Lebensmittel-Laden sei ein weiteres Beispiel dafür, wie die Marke "Easy" Menschen helfe, die aufs Geld achten müssten. Die Eröffnung machte einige Schlagzeilen - somit ist der billige Easy-Foodstore in jedem Fall gute Werbung für Easyjet und andere Anbieter, welche die Marke Easy nutzen. Davon gibt es inzwischen einige: So ist Haji-Ioannou Großaktionär der börsennotierten Kette Easyhotel, die auch in Deutschland günstige Zimmer offeriert. Beim Busbetreiber Easybus leitet er den Verwaltungsrat. Insgesamt tragen Firmen in mehr als einem Dutzend Branchen "Easy" im Namen. Alles ganz leicht.

Eigentümer der Marke "Easy" ist die Easygroup, eine Holding, in der Haji-Ioannou seine Beteiligungen bündelt. Doch nicht an sämtlichen Unternehmen namens Easy hält er Anteile. Manche Konzerne zahlen lediglich eine Lizenzgebühr an die Holding - für das Recht, sich Easy nennen zu dürfen. Die Manager hoffen, dass dadurch etwas von Easyjets erfolgreichem Image auf sie abfärbt.

Die Fluggesellschaft gründete Haji-Ioannou im Jahr 1995. Drei Jahre zuvor hatte er schon eine eigene Reederei aufgebaut - sein Vater hatte ihm das nötige Geld dafür gegeben. Den Vorständen der Firmen, an denen er beteiligt ist, macht der Brite das Leben oft schwer. So stritt er über Jahre mit der Führung von Easyjet über die Höhe der Dividende und der Managergehälter. Im Januar erst kritisierte er die üppigen Bezüge des Easyhotel-Vorstands. Aber das sind wohl Kleinigkeiten im Vergleich zu den Problemen, die den Gründer bei den Easy-Foodstores erwarten.

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