EADS:Die "Goldene Aktie" ist vom Tisch

Die strategischen Interessen Frankreichs und Deutschlands bei Airbus sollen nun offenbar nicht mehr mit einer "Goldenen Aktie" abgesichert werden. Stattdessen wird eine Stimmrechtsbeschränkung geprüft.

Beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wird die Einführung einer "Goldenen Aktie" zur Wahrung der strategischen Interessen von Deutschland und Frankreich nicht mehr verfolgt.

Wie aus Industriekreisen bekannt wurde, wird stattdessen geprüft, auf der EADS-Hauptversammlung Ende Mai eine Beschränkung der Stimmrechte auf 15 Prozent in der Satzung des Unternehmens zu verankern.

Dies würde eine Verschiebung der deutsch-französischen Machtbalance oder eine Übernahme durch einen ausländischen Staatsfonds erschweren.

Bedenken der EU-Kommission

"Goldene Aktien" geben dem Eigner auch ohne bedeutende Kapitalbeteiligung ein Vetorecht bei strategischen Entscheidungen. Die EU-Kommission hatte massive Bedenken gegen die zunächst von deutscher Seite befürwortete "Goldene Aktie" mit direkten Sonderrechten für Berlin und Paris angemeldet.

Beide Länder wollen aus Gründen der nationalen Sicherheit ihren Einfluss beim Airbus-Mutterkonzern schützen, der auch Raketen und Kampfjets herstellt.

Bis Mitte April soll der Vorschlag zur Änderung der Satzung ausgearbeitet und dann mit der Einladung zur Hauptversammlung (26. Mai) an die Aktionäre verschickt werden. Eine Lösung werde europarechtlich sauber sein, hieß es.

Der französische Staat hält direkt 15 Prozent an EADS, hat den Einfluss auf das operative Geschäft aber an den Privataktionär Lagardère abgetreten. Berlin ist nicht im Kapital vertreten und nimmt informell über den Großaktionär Daimler Einfluss.

Erschwerte Verhandlungen über Werk-Verkauf

Unterdessen werden die Verhandlungen über den Verkauf der Airbus-Werke in Varel, Nordenham und Augsburg mit rund 6800 Beschäftigten durch die aktuelle Finanzmarktkrise erschwert.

Offenbar ist es keinesfalls mehr sicher, dass der US-Finanzinvestor Cerberus gemeinsam mit der Bremer OHB die Übernahme stemmen will. OHB verhandelt als bevorzugter Bieter mit EADS über die drei Airbus- Werke.

Das Unternehmen sprach zuletzt von konstruktiven, aber komplizierten Verhandlungen. Durch die Kreditkrise in den USA haben derzeit auch große Hedge-Fonds Probleme, größere Transaktionen zu finanzieren. In Branchenkreisen wird nicht mehr ausgeschlossen, dass der Deal mit OHB/Cerberus platzen könnte.

Die Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland (FTD) berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Branchenkreise, angeblich seien die Verhandlungen mit OHB bereits eingestellt worden. Ein Sprecher von Airbus in Hamburg sagte dagegen, diese dauerten an. OHB wollte sich nicht dazu äußern.

Enders sieht A350XWB in Gefahr

Airbus-Chef Thomas Enders sehe den Zeitplan für das neue Langstreckenmodell A350XWB in Gefahr, wenn nicht kurzfristig über die Verkäufe der Airbus-Werke entschieden werde. Intern habe er angekündigt, dass in zwei bis drei Wochen Klarheit über die nächsten Schritte bestehen müsse, hieß es bei FTD-Online weiter.

Airbus soll auch nach einem Verkauf an den Werken, die wichtige Bauteile für den neuen Airbus A350 zuliefern sollen, beteiligt bleiben. Die Bundesregierung setzt sich für eine deutsche Lösung ein, um die Zukunftstechnologie Kohlefaser im Land zu halten. Dafür sollen für den A350 Forschungsmittel in Millionenhöhe gezahlt werden.

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