E-Autos in China:Im Bann der Quote

Der Autohersteller Volkswagen verordnet sich in China eine ambitionierte Elektroauto-Offensive. 2020 möchte VW dort 400 000 E-Autos verkaufen.

Von Christoph Giesen, Peking

Lange Zeit haben die deutschen Autohersteller zur geplanten Quote von Elektroautos in China geschwiegen. Nun meldet sich Volkswagen-China-Vorstand Jochem Heizmann zu Wort. Vor Journalisten in Peking gestand er ein, dass das Vorhaben der chinesischen Regierung eine "Herausforderung" sei.

Der Gesetzentwurf sieht vor, dass sämtliche Autohersteller eine Elektroquote in China erfüllen müssen, und zwar bereits ab 2018. Im Fall von VW, dem größten Hersteller in der Volksrepublik, hieße dies, dass der Konzern bei derzeit etwa drei Millionen verkauften Autos in China im kommenden Jahr rund 60 000 reine Elektrofahrzeuge absetzen müsste. In zwei Jahren wären es dann etwa 80 000 Stück und 2020 schließlich gut 100 000. Derzeit verkauft VW ein paar hundert Elektroautos pro Jahr in China. Gelingt es nicht, die Quote zu erreichen, müsste VW entweder die Produktion drosseln oder aber anderen Herstellern, die ihre Quote übererfüllen sogenannte Kreditpunkte abkaufen. Doch wie viel ein solcher Punkt künftig kostet, weiß niemand. Die Panik unter den Herstellern ist dementsprechend groß.. Ende Oktober reiste Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nach China und bat bei seinem Amtskollegen um Aufschub.

Vergeblich. VW hat sich deshalb in Windeseile eine ambitionierte Elektro-Offensive in China verordnet. Bereits 2020 möchte der Konzern 400 000 Fahrzeuge verkaufen. 2025 sehen die Pläne sogar einen Absatz von 1,5 Millionen Elektroautos vor. Ein wichtiger Bestandteil der neuen Strategie ist die geplante Kooperation mit dem chinesischen Autobauer Anhui Jianghuai Automobile. Er gehe davon aus, dass die Regierung in Peking in den kommenden Monaten die Zusammenarbeit genehmigen werde, sagte Heizmann. Mit der gemeinsamen Produktion von Elektroautos solle bis 2018 gestartet werden.

Noch in diesem Jahr, kündigte Heizmann zudem an, werde mit dem Bau einer Plugin-Hybrid-Version des VW Phideon begonnen. Diese Limousine hatte VW erst im Oktober auf den Markt gebracht, sie basiert auf der Langversion des Audi A6 und wird nur in China vertrieben. In den kommenden Jahren sollen weitere Fahrzeuge folgen, insgesamt wolle der Konzern in der Volksrepublik 15 lokal produzierte Modelle mit alternativen Antrieben anbieten.

Die Mehrzahl der neuen Elektroautos wird VW wohl aber erst von 2019 an im Angebot haben. Dann könne eine neue Batterie-Generation eingesetzt werden, mit der sich größere Reichweiten erzielen ließen, erklärte Heizmann. Je größer die Reichweite, desto mehr Kreditpunkte sieht das geplante Gesetz je Fahrzeug vor. Seine Hoffnung bis dahin: Die Regierung möge es zulassen, dass Kreditpunkte einzelner Jahre übertragen werden können. Erfüllt VW zum Beispiel 2018 die Quote noch nicht, könnte der Konzern das mit Extra-Punkten aus den Folgejahren ausgleichen. Ohne eine solche Regelung müssten sonst übergangsweise Fahrzeuge mit alter Technologie produziert werden, und das ist teuer.

Ob sich Peking auf einen solchen Deal einlässt, ist fraglich. Anfang Dezember stellte die Regierung den Gesetzentwurf in eine Datenbank der Welthandelsorganisation (WTO). 60 Tage haben die Mitgliedsstaaten Zeit, ihre Bedenken vorzutragen. In der Datenbank steht das Quoten-Gesetz in seiner Ursprungsfassung, trotz zahlreicher Beschwerden der Industrie und der Anmerkungen des Wirtschaftsministers aus Berlin. In zwei Wochen endet die Widerspruchsfrist.

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