Drucker:Tinte gegen Laser

Drucker: Nachfüllen statt teure Patronen kaufen: Der japanische Hersteller Epson versucht Tintenstrahldrucker attraktiver zu machen.

Nachfüllen statt teure Patronen kaufen: Der japanische Hersteller Epson versucht Tintenstrahldrucker attraktiver zu machen.

(Foto: PR)

Der Elektronikkonzern Epson will mehr Geräte an Unternehmen verkaufen und investiert dafür in Europa - auch in Deutschland.

Von Björn Finke, London

Der Präsident lächelt ausdauernd: Minoru Usui sitzt auf dem Podium und hört zu, wie seine Manager nacheinander am Rednerpult ihre Strategien erläutern. Dabei geht es stets um Innovationen und neuen Umsatz - Usuis freundlicher Gesichtsausdruck ist also nicht nur asiatischer Höflichkeit geschuldet, sondern auch den ehrgeizigen Ausführungen der Untergebenen. Der Japaner leitet die Seiko Epson Corporation, einen Elektronikkonzern, der für Drucker und Projektoren bekannt ist. Vor allem das Geschäft mit Bürodruckern will das Unternehmen kräftig ausbauen. In London stellten die Japaner nun ihre Wachstumspläne für Europa vor.

Epson will vier neue Vertriebsbüros auf dem Kontinent eröffnen und 130 Stellen schaffen. Bisher arbeiten 1700 der weltweit mehr als 73 000 Beschäftigten in Europa. Die Niederlassungen sollen in Berlin, München, Madrid und Lissabon aufmachen. Insgesamt investiert der japanische Konzern, der zuletzt gut acht Milliarden Euro umsetzte, 50 Millionen Euro über zwei Jahre verteilt in den Ausbau des europäischen Geschäfts. "Während Wettbewerber die Zahl ihrer Arbeitsplätze senken, erhöhen wir sie", sagte Epson-Manager Rob Clark.

Zwei Drittel des Umsatzes macht Epson mit Druckern: für Privatleute, für Büros sowie mit Spezialdruckern für die Industrie. Die Japaner bieten inzwischen nur noch Geräte mit Tintenstrahltechnik an. Usui, der das börsennotierte Unternehmen seit 2008 führt, stoppte die Herstellung von Laserdruckern. Bei Tintenstrahlgeräten besitzt Epson viele Patente und ist einer der Pioniere. Bei Laserdruckern war das anders, weswegen Usui für sie keine Zukunft in einem Konzern sah, der in diesem Markt mit weitaus größeren Rivalen wie Hewlett-Packard konkurriert.

Der neue Chef trennte sich von Sparten. Nun fährt der Konzern Rekordgewinne ein

Als der Ingenieur Usui den Chefposten übernahm, steckte Epson in der Krise. Die Billigkonkurrenz und der weltweite Abschwung belasteten das Geschäft. Der heute 60-Jährige trennte sich von Randbereichen, machte Epson kleiner und schlagkräftiger.

Lohn der Mühe: In den vergangenen beiden Jahren fuhren die Japaner Rekordgewinne ein. Die Konzentration auf Tintenstrahldrucker war bei Epson allerdings umstritten. Die Geräte hatten lange den Ruf, nur für den Privatgebrauch zu taugen. Firmen kauften lieber Laserdrucker, die als schneller, besser und billiger galten. Doch das hat sich geändert: Moderne - und teure - Tintenstrahldrucker müssen den Vergleich mit der Lasertechnik nicht scheuen, die Druckkosten pro Blatt Papier sind sogar niedriger. Deswegen will Epson mit seinen Tintenstrahldruckern der Laser-Konkurrenz in Europas Büros kräftig Marktanteile abjagen. Im vergangenen Jahr war schon jeder vierte Drucker, den ein Unternehmen kaufte, ein Tintenstrahlgerät.

Für Privatleute brachte Epson kürzlich Drucker auf den Markt, die ein beliebtes Geschäftsmodell der Branche umkehren: Oft sind die Geräte sehr billig. Dafür sind die Ersatz-Tintenpatronen so teuer, als würden die Kunden ihr Papier mit Champagner oder edlem Parfüm bedrucken. Die Japaner verkaufen nun kostspieligere Geräte, deren Tanks Nutzer mit vergleichsweise günstiger Tinte befüllen können.

Das Unternehmen ging aus einem Uhrmacherbetrieb in der Provinz hervor

Neben Druckern und Projektoren fertigt Epson Roboter, Computerchips sowie Datenbrillen für den Einsatz in der Industrie. Außerdem stellen die Japaner Pulsuhren und klassische Uhren her - unter den Markennamen Seiko und Orient. Die Firma ist auch aus einem Uhrmacherbetrieb am japanischen Suwa-See hervorgegangen. Dort in der Provinz und nicht etwa in der Metropole Tokio befindet sich die Konzernzentrale. Im Jahr 1963 entwickelte das Unternehmen eine Stoppuhr, welche die gemessenen Zeiten ausdruckt: nützlich für die Olympischen Sommerspiele in Tokio ein Jahr darauf. Diese Technik war später die Grundlage für Epsons erste Drucker.

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