Drogeriekette Schlecker geht insolvent:For you, vorbei

Wenn Menschen ihre Arbeit verlieren, ist Freude fehl am Platz. Die Liberalen feiern ihre Weigerung, eine Millionen-Bürgschaft für Schlecker mitzutragen, dennoch. Zehntausende Mitarbeiter verlieren ihren Job und schimpfen auf die Politik. Doch sie haben nur teilweise recht, denn der Hauptschuldige ist ein anderer.

Max Hägler

Die Rettung ist gescheitert. Niemand will die einst größte deutsche Drogeriekette Schlecker übernehmen, bald wird wohl der blaue Schriftzug aus den Nebenstraßen der Republik verschwinden. Die Gewerkschaften und Mitarbeiter fragen: Wer ist eigentlich schuld? Wer ist verantwortlich, dass 25.000 Arbeitsplätze verschwinden?

Es stimmt nur zum Teil, wenn die bei Schlecker beschäftigten Frauen auf die Politik zeigen. Bundesregierung und Landesregierungen hätten mithelfen können die erste Kündigungswelle abzufedern. 10.000 Frauen wären nach der ersten Kündigungswelle dort aufgefangen worden. Weil diese Lösung nicht kam, hat beinahe jede zweite Schlecker-Mitarbeiterin Klage eingereicht.

Die Ursachenforschung ist einfach: Die FDP wollte nicht, dass sich die Politik mit einer Millionen-Bürgschaft in eine Marktbereinigung einmischt. Die Liberalen feiern ihre Standhaftigkeit sogar, was unanständig ist. Wenn Menschen ihre Arbeit verlieren, ist Freude fehl am Platz.

Doch auch eine Transferlösung hätte das Leben wohl nur wenig verlängert. Wenn selbst risikofreudige Investoren nach der Buchprüfung nicht wirklich in Schlecker investieren wollen, dann ist das Geschäftsmodell offensichtlich gescheitert.

Der Hauptschuldige ist Anton Schlecker. Sein Modell der Verkaufsbuden mit Neonröhren-Beleuchtung ist schlicht überholt. Und er verschleierte lange die wirkliche Lage seines Unternehmens. Die vom Insolvenzverwalter geplante Renovierung wäre möglich, bräuchte aber viel mehr Zeit und viel Geld. Das ist nicht vorhanden. An den sowieso schon schiefen Werbeslogan - "For you. Vor Ort" - kann man nun mit Recht ein "vorbei" anfügen.

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