Donald Trump:Was schert ihn die Wirtschaft?

Donald Trump bewirbt sich als erster Republikaner seit Jahrzehnten ohne Wirtschaftskompetenz ums Weiße Haus. Mit ihm würde den USA der ökonomische Absturz drohen.

Kommentar von Nikolaus Piper

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten schicken die Republikaner einen Kandidaten ohne Wirtschaftskompetenz in den Kampf um das Weiße Haus. Dass Donald Trump an der Spitze eines Unternehmens steht, ist dazu kein Widerspruch, im Gegenteil. Seine Kampagne lebt von dem verbreiteten Vorurteil, der Unterschied könne nicht so groß sein, ob man nun eine New Yorker Immobilienfirma, einen Hedgefonds oder aber die größte Volkswirtschaft der Welt führt.

Auch andere US-Präsidenten verstanden nichts von Wirtschaft, aber sie suchten sich ein Team von Beratern zusammen, das Kompetenz mitbrachte und von gemeinsamen Überzeugungen getragen war. Frühere republikanische Kandidaten vertrauten immer auf ein paar mal mehr, mal weniger angesehenen moderat konservative Ökonomen. Es waren schon mal skurrile Außenseiter darunter, wie Ronald Reagans Berater Arthur Laffer, aber sie hatten immer etwas zu Steuer-, Haushalts- und allgemeiner Wirtschaftspolitik zu sagen. Zuletzt gehörten in diesem Kreis Martin Feldstein und Gregory Mankiw von der Harvard-Universität dazu, ebenso Glenn Hubbard von der Columbia-Universität oder Douglas Holtz-Eakin, der eine zentrale Rolle im Wahlkampf von John McCain 2008 spielte.

Ein Hardliner und ein Spekulant

Solche Leute fehlen bei Trump. Der einzige akademische Ökonom in seinem Team ist Peter Navarro von der University of California, ein glühender Gegner des Freihandels. Er fordert unter anderem einen Importzoll von 45 Prozent für Einfuhren aus China. Der Rest sind Hedgefonds- und Ölmanager. Besonders interessant ist in dem Zusammenhang John Paulson, der kurzzeitig berühmte Spekulant, der vor 2008 überaus erfolgreich und mit gnädiger Hilfe von Goldman Sachs auf den Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes gewettet hatte.

Bemerkenswert im Zusammenhang mit der Wahl ist die Tatsache, dass Paulson zum Goldstandard zurückkehren, also den Preis des Dollars an das Gold binden möchte, so wie dies vor 1971 der Fall war. Es wäre dies ein scharfer Bruch in der Geldpolitik, der Deflation und eine schwere Krise auslösen würde. Und das ist nicht nur Gedankenspielerei. Wie würde ein Präsident Trump, beraten von Paulson, entscheiden, wenn Anfang 2018 das Amt von Janet Yellen an der Spitze der Notenbank Fed zur Verfügung steht? Würde er versuchen, die Fed aufzumischen und einen gold bug, einen Goldfanatiker in die Fed zu drücken?

Trump bricht mit allen republikanischen Traditionen

Der Erfolg Trumps basierte bisher darauf, dass er mit wütender und unflätiger Polemik gegen Einwanderer und gegen den Freihandel Amerikaner der unteren Mittelschicht bei ihrer Zukunftsangst abholte. Bei beiden Themen brach er mit der Tradition seiner Partei. Die Republikaner waren zwar nie eindeutig einwandererfreundlich, es gab jedoch immer wieder Versuche (zum Beispiel unter George W. Bush), den illegalen Einwanderern entgegenzukommen - aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch, weil man die Latinos als konservatives Wählerpotenzial erkannte. Damit ist es nun vorbei.

Noch härter ist der Bruch mit der Tradition beim Thema Freihandel. Bisher konnte man sich bei republikanischen Präsidenten, was auch immer sie sonst taten, darauf verlassen, dass sie für offene Märkte eintraten, manchmal ruppig vielleicht, im Ergebnis aber konsequent. Trump dagegen ist bereit, mit China einen Handelskrieg zu riskieren (die Chinesen werden amerikanische Strafzölle nicht widerspruchslos hinnehmen). Trump stellt das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) in Frage, das TPP-Abkommen mit den Pazifik-Staaten wird er stoppen, ebenso das geplante TTIP-Abkommen mit den Europäern. Amerika würde sich auf sich selbst zurückziehen.

Die Steuersenkungen würden nur den Reichen helfen

Umso bemerkenswerter ist Trumps Steuerprogramm, das er am Montag vorstellte. Es gehört, so unausgewogen und unrealistisch, wie es ist, zum Standard-Repertoire republikanischer Wahlkämpfer. Wenn die Umfragen schlechter werden, gehen radikale Steuersenkungen immer. Was dabei auffällt, ist, dass Trumps Reform nicht der von Trump so umworbenen Mittelschicht zugute kommen würde, sondern den Unternehmen und den Spitzenverdienern: niedrigerer Spitzensatz, Abschaffung der Erbschaftsteuer. Die Reform würde riesige Löcher in den Staatshaushalt reißen. Wie andere vor ihm verspricht Trump mit großer Unverfrorenheit, er werde trotz Steuersenkungen die Schulden abbauen. Man kann das Programm auch als Versuch ansehen, das republikanische Establishment in letzter Minute noch für sich zu gewinnen,

Klar ist eines: Unter einem Präsidenten Trump würde das Weiße Haus auch wirtschaftlich zu einem Risikofaktor.

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