Donald Trump:Trump lädt die mächtigsten US-Konzerne zum Gipfeltreffen

U.S. President-elect Donald Trump speaks at the USA Thank You Tour event at the Wisconsin State Fair Exposition Center in West Allis, Wisconsin

Die meisten Konzerne des Valley wünschten sich Hillary Clinton als Präsidentin. Nun müssen sie mit Trump einige Unstimmigkeiten aus dem Weg räumen.

(Foto: REUTERS)
  • Die wichtigsten Konzerne des Silicon Valley waren stets gegen einen Präsidenten Donald Trump. Doch nun müssen sie mit ihm wichtige Unstimmigkeiten beseitigen.
  • Für viele werden sie nun zum Ziel von Spöttern, weil sie sich vor dem Treffen plötzlich versöhnlich zeigen. Einer nimmt allerdings nicht teil: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Von Claus Hulverscheidt und Jürgen Schmieder, New York/Los Angeles

Gut sieben Stunden Anreise hatten die Großen der Branche auf sich genommen, doch die heißeste Präsidentschaftsfrage, die das Silicon Valley derzeit umtreibt, blieb beim "Tech-Gipfel" des Wahlsiegers in New York wohl unbeantwortet: Wer folgt Donald Trump nach?

Etwa Mark Zuckerberg? Das Gerücht geistert durch die Technik-Schmieden an der US-Westküste, seitdem Zuckerbergs Firma Facebook im April eine Änderung ihrer Aktienstruktur angekündigt hatte. Sie ermöglicht es dem Unternehmensgründer theoretisch, ein öffentliches Amt zu übernehmen und zugleich stiller Mehrheitsgesellschafter des Konzerns zu bleiben. Befördert wurden die Spekulationen noch durch einen jüngst bekannt gewordenen SMS-Austausch zwischen Zuckerberg und dem Investor Marc Andreessen, in dem dasselbe Thema erörtert wird.

Ein Treffen dürfte kaum dafür ausreichen, um all die Unstimmigkeiten zu beseitigen

Bis es so weit ist und einer der Ihren in den politischen Olymp aufsteigt, wird sich die Tech-Industrie allerdings mit sehr viel irdischeren Dingen beschäftigen müssen; was schwierig genug wird: Zwischen den Stars der Branche und dem nächsten Präsidenten Trump nämlich war zuletzt so viel schiefgelaufen, dass ein Gipfel kaum ausreichen dürfte, um all die Unstimmigkeiten zu beseitigen. An dem Treffen am Mittwoch wollten unter anderem Tim Cook (Apple), Sheryl Sandberg (Facebook), Elon Musk (Tesla), Jeff Bezos (Amazon), Satya Nadella (Microsoft), Ginni Rometty (IBM), Brian Krzanich (Intel), Safra Catz (Oracle) sowie Larry Page und Eric Schmidt (beide Alphabet) teilnehmen. Trump sagte zu Beginn, er sei "hier, um Euch allen dabei zu helfen, die Dinge, die Ihr tut, ordentlich zu erledigen". Er versprach zudem "faire Handelsverträge". Musk und Uber-Chef Travis Kalanick sollen Trump zudem künftig gemeinsam mit anderen Managern beraten.

Fast alle der Silicon-Valley-Größen hatten sich im Wahlkampf für Trumps Gegnerin Hillary Clinton ausgesprochen; nicht zuletzt, weil der Immobilienmogul als Anwalt althergebrachter Industrien auftrat und sich gegenüber der Tech-Branche als polternder, ahnungsloser Desperado gerierte. So fragte er etwa den Microsoft-Gründer Bill Gates, ob es möglich wäre, zur Terrorabwehr einen Teil des Internets abzuschalten. Er rief zum Boykott von Apple-Produkten auf, weil sich der Konzern geweigert hatte, das Telefon des Attentäters von San Bernardino zu entsperren. Und dem Amazon-Gründer Bezos warf Trump vor, die Washington Post nur gekauft zu haben, um Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen und mit den Verlusten der Zeitung seine Steuerlast drücken zu können.

Das Valley konterte mit einem offenen Brief, in dem 140 Top-Manager vor Trump warnten. Apple-Chef Cook sammelte für Clinton Spenden, insgesamt überwies die Branche der Demokratin mehr als das Hundertfache dessen, was Trump erhielt. Facebook-Geschäftsführerin Sandberg wurde bereits als Ministerin in einem Kabinett Clinton gehandelt, Hewlett-Packard-Chefin Meg Whitman verglich Trumps politischen Aufstieg mit dem von Diktatoren wie Hitler und Mussolini. Im Gegenzug stieß der Gescholtene eine seiner berüchtigten Drohungen in Richtung Silicon Valley aus: "Glaubt mir, wenn ich Präsident werde, kriegen die gewaltige Probleme!"

Dass die Tech-Bosse nun fast geschlossen nach New York pilgerten, sorgte angesichts der Vorgeschichte mancherorts für beißenden Spott. Der Gipfel sei ein reines "Kriecher-Treffen", das Trump nur für die Fernsehbilder initiiert habe, sagte Michael Pachter vom Wertpapierhaus Wedbush Securities. Und in der Tat: Bezos etwa, der Trump noch im Herbst als "Zerstörer der Demokratie" bezeichnet hatte, sagt nun: "Ich für meinen Teil stehe ihm so aufgeschlossen gegenüber wie nur möglich."

Tatsächlich werden sich beide Seiten bewegen müssen, ob sie wollen oder nicht: Trump wird wirtschaftlich keinen Erfolg haben, wenn er gegen die größten Konzerne des Landes regiert; letztere wiederum können es sich nicht leisten, dass ihre Interessen ignoriert werden. Das gilt für das Thema Netzneutralität ebenso wie für die Fragen, auf welche Daten der Staat im Anti-Terror-Kampf zugreifen darf, ob weiter gut qualifizierte ausländische Arbeitskräfte ins Land kommen können und wie die Politik mit China umgeht, wo viele Firmen ihre Produkte fertigen lassen. Themen des Gipfels sollten zudem die Schaffung von Arbeitsplätzen und der Umgang mit im Ausland geparkten Gewinnen sein: Mehrere Konzernbosse hatten zuletzt Sympathie für Trumps Plan bekundet, die Rückführung solcher Gewinne durch eine großzügige steuerliche Behandlung zu fördern.

Zuckerbergs Ziel: Washington?

Zuckerberg übrigens hatte für den New Yorker Gipfel abgesagt. Er konnte sich das allerdings auch leisten, denn er ist einer der wenigen Tech-Bosse, der plötzlich eine direkte Verbindung zum künftigen Präsidenten hat: Der Facebook-Chef war im Wahlkampf nicht nur neutral geblieben, er hatte auch den im Valley isolierten Tech-Investor und Trump-Unterstützer Peter Thiel vehement gegen Kritik in Schutz genommen. Heute ist Thiel - und damit auch sein damaliger Verteidiger - ganz dicht dran am neuen starken Mann des Landes.

Was ihn selbst betrifft, so hatte Zuckerberg bereits im April geschrieben, dass er nicht nur helfen wolle, die Welt zu vernetzen, "sondern auch dabei, bis zum Ende dieses Jahrhunderts alle Krankheiten zu heilen, das Bildungssystem zu verbessern und unsere Umwelt vor dem Klimawandel zu schützen". Das klang schon sehr nach jemandem, der eines Tages vom Silicon Valley aus gen Osten aufbrechen könnte. Ziel: Washington.

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