Disney:Die neue Drücker-Kolonne

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Ist es bald aus mit einer menschlichen kleinen Fee? (Foto: Andrea Warnecke/dpa)

Der amerikanische Spaß- und Medienkonzern lässt sich Kuschel-Roboter patentieren. Das dürfte manchen Studentenjob vernichten.

Von Lea Hampel

Der Unterhaltungskonzern Disney möchte sich die Rechte an einem lebensgroßen, menschenähnlichen Roboter sichern. "A soft, modular robot that is huggable and interactive" heißt es im Antrag, den das Unternehmen kürzlich in den USA gestellt hat. Frei übersetzt ist ein weicher, umbaubarer Roboter geplant, der umarmt werden und mit seiner Umwelt interagieren kann.

Disney ist mit der Idee nicht allein. Seit die ersten Maschinen entstanden, träumen Menschen davon, mit ihnen zu interagieren. Die Bandbreite liebenswerter Maschinen ist riesig. Sie reicht von Star-Wars-Charakteren bis zum Film "Robot & Frank", indem ein Dieb mit seinem Roboter Straftaten ausheckt. Im nicht-fiktiven Alltag findet sich vor allem in Kinderzimmern schon vieles, was Robotern ähnelt, Puppen etwa, die blinzeln und weinen. Da Disney seit Jahrzehnten daran arbeitet, Leinwand-Fiktionen und realen Kinderalltag zu mischen, ist es nur konsequent, dass der Konzern nun zur Tat schreitet.

Die Roboter sollen weich sein, aber auch stoßsicher. Das dürfte seine Gründe haben

Das Feld, in dem der Roboter zum Einsatz kommen dürfte, sind die Freizeitparks. Schließlich gehört es zu jedem Besuch in Disney-Parks, einmal einer riesigen Mickey Maus zu winken. Zudem findet am Ende jedes zuckerwattigen Tages in diesen künstlichen Welten eine Parade statt, bei der alle Figuren des Parks winkend an den Besuchern vorbeiziehen. Die wiederum wissen zwar oft nicht mehr, ob ihnen schlecht ist, weil sie zu viele Fahrgeschäfte ausprobiert haben oder zu viel Popcorn gefuttert haben. Aber, auch das gehört zur Disney-Dynamik, selbst solche Erwachsenen sind nach einem Tag in der bunten Bilderwelt zumindest gerührt, wenn Balu der Dschungelbuch-Bär vorbeitapst.

Nun schreiben US-amerikanische Medien, dass Studentenjobs verloren gingen, sollte Balu künftig ein Roboter sein. Sie dürften recht haben: Vermutlich sind nur Menschen, die dringend Geld brauchen, bereit, stundenlang in Ganzkörperanzügen aus Polyester umher zu wanken und bis zur Ermüdung ihrer Armmuskeln und Synapsen zu winken und zu knuddeln.

Gerade deshalb scheint die Empörung, dass Roboter den Menschen Jobs wegnehmen, in diesem Fall übertrieben zu sein. Denn es mag nett sein, bei der Arbeit von Kindern angestrahlt zu werden. Aber wie oft die Mickey-Verkörperer und Ganzkörper-Puh-Bären in den Po gekniffen, geschubst oder einfach zu fest gedrückt werden, kann man nur ahnen. Es wird seine Gründe haben, wenn Disney diffus formuliert, der Roboter sei "für physische Interaktion" gebaut. Zumal gleich danach präzisiert wird, er halte unerwartete Stöße aus, damit sich die "Wahrscheinlichkeit von Verletzungen reduziert". Dass sich diese Überlegung nur auf die Sicherheit der Kinder bezieht, ist unwahrscheinlich.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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