Discount-Tochter wird ausgebaut:Post setzt auf billig

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Die Deutsche Post expandiert mit ihrer Billigtochter First Mail im Ruhrgebiet. Für Gewerkschaftler ist das ein Alarmsignal. Verlagert der Konzern bald die gesamte Zustellung?

Caspar Dohmen

Die Deutsche Post expandiert mit ihrer Billigtochter First Mail ins Ruhrgebiet. Bislang hatte sie deren Einsatz auf den Düsseldorfer Raum beschränkt. Ein Post-Sprecher bestätigte der Süddeutschen Zeitung entsprechende Maßnahmen. So wolle man zusätzliches Geschäft tätigen.

Die Deutsche Post expandiert im Ruhrgebiet mit ihrer Billigtochter First Mail. (Foto: Foto: ddp)

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Post beispielsweise bei Ausschreibungen von Behörden häufig gegenüber Konkurrenten das Nachsehen hat. First Mail kann günstiger als der Mutterkonzern anbieten, da die 190 Mitarbeiter anders als die 80.000 Postzusteller nur den Mindestlohn von 9,80 Euro und keine Sonderleistungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld erhalten. "First Mail weitet seine Aktivitäten deutlich aus und sucht ab 1. Februar 2010 Briefzusteller/-innen", heißt es in einer Stellenanzeige in einem Essener Lokalblatt.

Wütende Gewerkschaftler

Keine Angaben will die Post darüber machen, wie viele Mitarbeiter First Mail einstellen wird. Allerdings bestätigt sie, dass die Zahl der Auszubildenden im nächsten Jahr auf 300 und ein Jahr später sogar auf 690 steigen soll - bislang sind es 20.

Für Gewerkschafter ist dies ein Alarmsignal. "Die exorbitante Steigerung der Ausbildungsplätze bei First Mail lässt für mich nur einen Schluss zu: Die Post arbeitet nach wie vor an ihrem Ziel, die gesamte Zustellung im Wege eines Betriebsübergangs an die First Mail zu vergeben. Nun wird der Boden dafür bereitet", sagt Volker Geyer, Vorsitzender der Deutschen Kommunikationsgewerkschaft DPVKom.

Damit spielt er auf den jüngsten Tarifkonflikt bei der Post an. Unverhohlen hatte Briefvorstand Jürgen Gerdes gedroht, die Briefträger der Post an die Tochter First Mail auszulagern. Mit ihrem Vorgehen "fördert die Deutsche Post das Lohn- und Sozialdumping in der gesamten Postbranche", sagt Geyer, "dagegen werden wir uns zusammen mit den Beschäftigten der Post wehren".

Die Post hatte First Mail 2004 von den drei Gründern gekauft und bezeichnete sie damals als "Versuchslabor", in dem man sehen wolle, wie private Konkurrenten agieren könnten. Auf Dauer werde es kaum sinnvoll sein, wenn die Post zwei Netze von Briefträgern nebeneinander unterhalte, sagen Insider. Sinnvollerweise werde die Post künftig einige Bezirke ganz in die Hände der First Mail legen. Pate stehen könnte die Paketpost: Hier sind bereits einige Bezirke an andere Auftragsfirmen vergeben. Bis Ende 2011 ist allerdings die Fremdvergabe von Briefbezirken bei der Post ausgeschlossen - darauf hatte sich das Unternehmen vor wenigen Wochen mit den Gewerkschaften verständigt.

© SZ vom 16.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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