Dioxinähnliches PCB in Nahrungsmitteln:Behörden planen Rückruf verseuchter Bio-Eier

Ausgerechnet auf einem Ökohof sind verseuchte Eier aufgetaucht: In der Ware wurde der Grenzwert des dioxinähnlichen PCB um das Sechsfache überschritten. Die Behörden in Nordrhein-Westfalen haben den Hof dichtgemacht. Möglicherweise hätte der Fall schon früher bekannt werden können: Zwei Wochen lang wurden die zuständigen Stellen nicht informiert.

Wenige Tage vor Ostern haben Behörden in vermeintlich sauberen Bio-Eiern erhöhte Werte von PCB (Polychlorierte Biphenyle) gefunden. In großen Mengen ist der Stoff krebserregend. Die Eier von einem Hof in Nordrhein-Westfalen hätten eine Konzentration des dioxinähnlichen Stoffes aufgewiesen, die bis zu sechsmal so hoch war wie erlaubt.

Das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium hat den Hof gesperrt und plant eine Rückrufaktion. Noch an diesem Mittwoch sollen Seriennummern bereits ausgelieferter Eier des Betriebs im Internet veröffentlicht werden. Verbraucher könnten dann prüfen, ob sie bei sich zu Hause noch Eier lagerten, die vor der Schließung des Hofes in den Handel gelangt seien, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Denn entgegen der ersten Einschätzung befänden sich offenbar doch belastete Eier im Handel. Für Menschen bestehe allerdings keine Gefahr, da auch bei Verzehr mehrerer Eier die aufgenommene Dioxin-Menge zu gering sei, um die Gesundheit zu gefährden. Der Dioxingehalt sei "nicht akut gesundheitsgefährdend", sagte der Sprecher. "Aber wir müssen verhindern, dass überhöhte Dioxinwerte in die Lebensmittelkette gelangen."

Letztmalig seien Eier am 7. März ausgeliefert worden. Sie hatten das Mindesthaltbarkeitsdatum 31. März. Der Betrieb beliefert nach Angaben des Ministeriums vor allem Supermärkte. Die Untersuchungen konzentrieren sich auf das Futtermittel, mit dem die 25.000 Hennen des Betriebes ernährt worden seien.

Das Problem soll bereits länger bekannt gewesen sein. Mitte März sei einem Verpackerbetrieb der hohe Wert aufgefallen, sagte der Sprecher. Der Verkauf der Eier sei gestoppt worden. Doch erst nach einer zweiten Probe seien die Behörden benachrichtigt worden. "Wir wollen neben den Ursachen der Dioxin-Kontamination auch feststellen, warum die Behörden so spät informiert worden sind", sagte der Sprecher.

Es handele sich "nach derzeitigem Erkenntnisstand" um einen Einzelfall, sagte der Sprecher. Verseuchte Nahrung sei verfüttert worden, doch in dem Futter, das derzeit auf dem Hof verwendet werde, seien keine Dioxin-Verunreinigungen mehr gefunden worden. Genauere Erkenntnisse erhoffe man sich von der Analyse der Rückstellproben des älteren Futters. Der Lieferant des Futters sitze in Niedersachsen. Die dortigen Behörden seien eingeschaltet worden.

Eine gewisse Belastung durch das Gift ist unvermeidlich - es handelt sich um die sogenannte Hintergrundbelastung: PCB nehmen Menschen täglich auf, 90 bis 95 Prozent des Stoffes über die Nahrung. Unter Lebensmitteln ist Milch die Hauptquelle.

Den letzten Dioxin-Skandal gab es Weihnachten 2010. Damals wurde das Seveso-Gift in Eiern sowie Hühner- und Schweinefleisch entdeckt. Ursache war ein Futterfett-Hersteller in Schleswig-Holstein, der Industrie- und Futterfette gemischt und damit Dioxin in die Lebensmittelkette gebracht hatte. Während die Ermittlungen nach der Ursache liefen, waren damals zeitweise rund 5000 Höfe gesperrt worden.

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