Digitales Bezahlen:Hand drauf!

Wissenschaftler wollen das Kaufen sicherer und komfortabler machen. Sie setzen dabei auf die Einzigartigkeit des menschlichen Körpers.

Von Julia Löffelholz

Der Schwede Fredrik Leifland, der an der Universität Lund Business and Innovation studiert, stand im Jahr 2012 in der Schlange einer Supermarktkasse und wartete. "Ich habe überlegt, woran es wohl liegt, dass es so lange dauert und bemerkt, dass der Bezahlprozess das Problem war", erinnert sich Leifland. Daraufhin begann er mit der Entwicklung von Quixter. So funktioniert es: Bei der von Leifland entwickelten Technologie durchleuchten ungefährliche Infrarotstrahlen die Hand, erkennen das charakteristische Netz bestimmter Blutgefäße, der Venen, in der Hand, und identifizieren so den Kunden. "Der ganze Bezahlprozess dauert nicht länger als fünf Sekunden", sagt Leifland. Jeweils zur Mitte und zum Ende eines Monats werden die Rechnungsbeträge per Lastschrift vom Konto abgebucht. Hier wird Venenscreening bereits eingesetzt: Seit April 2014 wird Quixter im südschwedischen Lund getestet. Mittlerweile nutzen schon mehr als 30 Geschäfte und mehrere tausend Menschen das System. Nun arbeitet Leifland mit seinem Team daran, Quixter auch für die breite Masse zugänglich zu machen. Das sagen Experten: "Venenerkennung ist sehr einfach zu benutzen", lobt Jan Krissler. Der Forscher von der TU Berlin glaubt, dass es zudem schwierig sei, das System auszutricksen, da Angreifer dafür das Venennetz einer Person kennen müssten. Bernd-Josef Kohl, Biometrie-Experte bei GFT Technologies, einem IT-Dienstleister für Finanzinstitute, dagegen hält die Technologie im Vergleich zu anderen Erkennungsmethoden für relativ aufwendig und vor allem auch für teuer. Er glaubt nicht, dass die Methode sicherer ist als andere Erkennungssysteme. "Für Betrüger war die Technologie bisher einfach noch nicht interessant, weil sie noch nicht weit verbreitet ist." Auch Joachim Pinhammer vom Handels-Informationsdienst Planet Retail sieht im Handel keine Zukunft für die Venenerkennung. "Die Händler haben in den vergangenen Jahren bereits sehr viel Geld in neue Bezahlsysteme investiert. Sie werden in den nächsten Jahren nicht noch einmal teure Geräte anschaffen. Erst recht nicht, ohne zu wissen, ob die Kunden die Technologie überhaupt annehmen." Zahlen mit dem Herzschlag

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