Dieter Stadlbauer:Erneuerer der Carrera-Bahn ist tot

Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels

So viele verkaufte Carrera-Sets pro Jahr wie in Deutschland Jungen geboren werden.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • Die Autorennbahn Carrera stand mehrmals vor dem Aus. Dieter Stadlbauer hat die Marke 1999 gekauft und umgekrempelt.
  • Die Carrera-Bahn hat sich als generationenübergreifendes Spielzeug positioniert - auch im Computerzeitalter.
  • Das Unternehmen vertreibt nicht nur Modellautos im Maßstab 1:32, sondern auch andere Spielwaren und Armbanduhren.

Von Uwe Ritzer

Ihn selbst kennen nur wenige, sein Produkt aber kennt fast jeder: Dieter Stadlbauer gehört die Autorennbahn-Marke Carrera. 52 Jahre ist sie inzwischen alt, und wer weiß, ob es Carrera ohne Stadlbauer noch geben würde, den in Autos vernarrten Familienunternehmer aus Salzburg. 1985 schlitterte der Betrieb in die Insolvenz, und auch danach drohte der Marke aus dem fränkischen Fürth gelegentlich der Totalschaden. Das hat sich geändert, seit Stadlbauer Carrera 1999 übernahm.

Sein Vater Hermann hatte 1953 damit begonnen, in Salzburg und Umgebung Schaum- und Kunststoffprodukte zu vertreiben. Zur Palette der Großhandelsfirma gehörten vor allem Kleinteile, von Plastikschaufeln über Haushaltswaren und Schaumstoffbezügen bis hin zu Fußbällen. 1966 stieg Sohn Dieter in die Firma ein.

150 Millionen Euro Umsatz, 260 Mitarbeiter

Der promovierte Jurist krempelte den Betrieb um, hin zum Vertreiber und später auch zum Hersteller von Spielwaren. Stadlbauer wurde zudem Vertriebspartner und Lizenznehmer von Playmobil und zeitweise von Nintendo-Spielekonsolen. Zu den Marken, die übernommen wurden, zählen Pustefix, Schildkröt oder eben Carrera. Dabei warnten Experten seinerzeit vor dem Kauf. Die Zeit von schlitzgeführten Modellautos im Maßstab 1:32, die über die Bahnen jagen, sei im Computerzeitalter vorbei, meinten sie - und sollten sich täuschen.

Heute verkauft Stadlbauer pro Jahr so viele Carrera-Sets, wie hierzulande Jungen geboren werden, etwa 350 000. Dieter Stadlbauer und seinem Sohn Andreas, 47, ist es gelungen, Carrera als generationenübergreifendes Spielzeug zu positionieren. Als etwas, das der Vater mit dem Sohn spielt. Die Stadlbauer-Gruppe, die ihren Umsatz auf 150 Millionen Euro und die Zahl der Mitarbeiter auf 260 beziffert, bewegt sich zwar auch auf anderen Spielfeldern, wie etwa der Exklusiv-Vertrieb von Armbanduhren der Marke Timex zeigt. Carrera allerdings kam Dieter Stadelbauers Faible für Autos besonders entgegen. Der Rennsportfan konnte sich immer am Sound und am Design von exotischen Jaguars, Maseratis oder Morgans erfreuen und fuhr solche Gefährte mit großer Leidenschaft. So lange er gesundheitlich konnte, steuerte er die Zentrale der Stadlbauer-Gruppe im Süden Salzburgs an.

Vorige Woche ist Dieter Stadlbauer nach längerer Krankheit gestorben. Er wurde 73 Jahre alt.

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