Autobranche:Händler bleiben auf Diesel-Autos sitzen

Gebrauchtwagen bei einem Händler in Sachsen - Diesel-Fahrzeuge verkaufen sich seit dem Abgasskandal immer schlechter.

Ladenhüter mit Diesel-Motor setzen die Händler unter Druck.

(Foto: dpa)
  • Autohändler bleiben auf Diesel-Fahrzeugen sitzen.
  • Mit den Rabatten steigt das wirtschaftliche Risiko für die Verkäufer.
  • In Europa werden erstmal mehr Benziner als Diesel verkauft.

Von Thomas Fromm

Wer seinen gebrauchten Diesel-Wagen verkaufen will, kennt solche Gespräche. Ein Anruf beim Händler, und die erste Frage lautet gleich: "Ist es ein Diesel?" Nein, einen Diesel will der Händler lieber nicht in Zahlung nehmen, davon hat er schon genug. Und die bekommt er im schlimmsten Fall eh nicht verkauft.

Zuerst der Abgasskandal bei Volkswagen, dann die grundsätzliche Debatte über die gesundheitsschädigenden Belastungen durch das Diesel-Fahren in Städten bis hin zu den jüngsten Debatten über Fahrverbote an Orten, an denen die Schadstoff-Grenzwerte längst überschritten sind - Diesel-Verkaufen ist für die Händler kein Vergnügen. 87 Prozent von ihnen schaffen es nur noch, Diesel-Gebrauchtwagen mit höheren Abschlägen zu verkaufen - 22 Prozent von ihnen verzichten gleich ganz darauf, gebrauchte Diesel in Zahlung zu nehmen, wie aus Erhebungen des Dieselbarometers der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) hervorgeht, über die zuerst dpa berichtete.

Wegen der Debatten um die Zukunft des Diesel und Fahrverbote in den Städten werden auch immer seltener neue Dieselfahrzeuge angeschafft. Demnach hatten 58 Prozent der Händler angegeben, weniger Diesel-Neuwagen an Gewerbekunden verkauft zu haben. Bei den Privatkunden sind es noch mehr, nämlich 86 Prozent der Händler. Folge: Auf den Höfen der Autohändler stehen immer mehr Autos herum, die keiner mehr will - bis zu 103 Tage im Schnitt. Das alles kostet: Gebrauchte Diesel-Autos belasten den Handel pro Tag und Fahrzeug mit 28 Euro im Schnitt.

Unsicherheit bei den Kunden wächst

Die Rabatte, die Händler auf Diesel-Neuwagen geben, steigen und damit auch das Verlustrisiko. Vor allem aber: Seit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von Ende Februar, das Fahrverbote generell erlaubt hatte, sind die Kunden noch unsicherer beim Kauf eines neuen Diesel - entsprechend intensiv sollen seitdem die Kundenberatungen ausfallen. Kostendeckend sei das alles nicht mehr, sagt DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann. "Sie werden deshalb auf Unterstützungsleistungen von ihren Herstellern, Importeuren oder der Politik angewiesen sein, um nicht in eine wirtschaftliche Schieflage zu gelangen."

Schon vor einigen Wochen warnte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: "Immer größere Dieselhalden im Gebrauchtwagen-Bereich entstehen, die immer mehr Händler in den Ruin treiben."

Dazu passen aktuelle Erhebungen der Europäischen Umweltagentur EEA: Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen durch die EEA waren Benziner die meistverkauften Autos. Sie hatten einen Marktanteil von 53 Prozent - gegenüber Diesel mit 45 Prozent, der in fast allen Staaten deutlich an Boden verloren hat. Hybrid- und E-Autos legten zwar um 42 Prozent zu, ihr Marktanteil ist mit 1,5 Prozent aber immer noch sehr niedrig. Den höchsten Anteil haben diese umweltfreundlicheren Fahrzeuge in Schweden mit 5,5 Prozent aller Neuzulassungen. Und: Erstmals seit vielen Jahren sind die klimaschädlichen CO₂-Emissionen von Neuwagen in der EU wieder angestiegen.

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