Die Männer hinter dem Medien-Deal:Zurück nach Unterföhring

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Mit Permira und KKR übernehmen zwei alte Bekannte die Macht bei ProSiebenSat1.

Martin Hesse

Den Mann mit dem Zigarillo kennen sie schon in der Medienallee in Unterföhring. Im März 2003 übernahmen Thomas Krenz und die Beteiligungsfirma Permira mit dem Management um Georg Kofler den Abo-Sender Premiere.

Eines der raren Fotos des Investors mit dem Zigarillo: Thomas Krenz. (Foto: Foto: AP)

Für Krenz war es eines der besten Geschäfte, die er je gemacht hat. Permira löste Premiere aus dem maroden Kirch-Imperium billig heraus, nur zwei Jahre später verkaufte der Finanzinvestor einen Großteil mit hohem Gewinn über die Börse.

Jetzt wechselt Krenz in Unterföhring die Straßenseite. Erst vor ein paar Wochen hat Permira die restlichen Premiere-Aktien abgestoßen, wohl auch um Interessenkonflikte bei einem Einstieg bei ProSiebenSat1 zu vermeiden.

Einer der ersten Firmenkäufer

Für Krenz, der Ende der Achtzigerjahre als einer der Ersten in Deutschland in das Geschäft mit Firmenkäufen einstieg, kommt der Coup bei ProSieben zur rechten Zeit. Seit 2004, als Permira Debitel kaufte, ist ihm in Deutschland keine Übernahme mehr gelungen.

Mit dem Autozulieferer Kiekert geriet zudem eine Permira-Firma in eine Schieflage. Der Druck auf Krenz steigt, seit Permira in diesem Frühjahr bei seinen Geldgebern elf Milliarden Euro für neue Übernahmen eingesammelt hat. Doch zuletzt unterlag der gebürtige Braunschweiger auch noch im Bieterstreit um das Gabelstaplergeschäft des Linde-Konzerns.

Das Rennen machte Johannes Huth, Europachef des amerikanischen Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und Überflieger unter den deutschen Beteiligungsmanagern.

Ausgerechnet mit Huth hat sich Krenz jetzt verbündet, um sich ProSiebenSat1 zu sichern. Ungewöhnlich ist das jedoch nicht, in der Private-Equity-Branche wechseln die Koalitionen schon einmal während eines Bieterverfahrens.

Rückkehr auch für Huth

Auch für Huth ist das Engagement in München eine Art Rückkehr. Von Siemens übernahm er einst den Bankautomatenhersteller Wincor Nixdorf und von DaimlerChrysler MTU Aeroengines. Mit beiden Firmen machte KKR einen sagenhaften Gewinn, was Huth bei seinem raschen Aufstieg zum Europachef half.

Huth und Krenz haben so viel gemeinsam, wie sie trennt. Beide sind Mitte vierzig und haben für Private-Equity-Manager typische Karrieren durchlaufen: Abschlüsse an Elite-Hochschulen, einige Jahre Arbeit bei Investmentbanken und schließlich der Wechsel in die Beteiligungsbranche.

Doch während Huth mit seiner Frau und fünf Kindern in London wohnt und oft unnahbar wirkt, verbringt Krenz viel Zeit in seinem Büro im Frankfurter Studentenviertel Bockenheim und ereifert sich schon mal bei Nüssen und Kaffee mit Journalisten über die Heuschreckendebatte.

© SZ vom 15.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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