Die größten Gewinner im Dax:Energiegeladen

Die meisten großen Unternehmen haben zuletzt so hohe Nettogewinne wie selten zuvor erzielt. Für das laufende Jahr sieht es, vor allem dank des schwachen Euro, gut für sie aus.

Von Caspar Busse

Die Stimmung an der Börse ist prächtig. Der Deutsche Aktienindex erreichte erst am vergangenen Freitag einen neuen Rekordstand. Zwar haben die Kurse seitdem wieder etwas nachgegeben, an der grundsätzlichen Zuversicht der Anleger ändert das aber nichts. Neben der reichlich vorhandenen Liquidität und den mangelnden Anlagealternativen für die Anleger sind vor allem gute Nachrichten aus den Unternehmen der Grund dafür.

Wenn in den kommenden Wochen die großen Konzerne ihre Zahlen für die ersten drei Monate des Jahres 2015 präsentieren, dann wird es wohl nur wenige negative Überraschungen geben. Gerade erst haben die führenden deutschen Wirtschaftsforscher in ihrem Frühjahrsgutachten einen kräftigen Aufschwung mit einem Wachstum von 2,1 Prozent vorhergesagt. Die deutsche Wirtschaft läuft wie lange nicht mehr. Der niedrige Ölpreis wirkt positiv. Dazu kommt der schwache Euro, der für die exportorientierten deutschen Unternehmen wie ein zusätzliches Konjunkturprogramm wirkt, weil dadurch die Exporte weiter angetrieben werden.

Schöne Aussichten also, aber wie lange noch? Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdiente die überwiegende Mehrheit der deutschen Dax-Unternehmen gut, manche sehr gut. Die Nettogewinne sind in der Regel weiter gestiegen (siehe Grafik). Der Autobauer Volkswagen steckt momentan zwar in einer tiefen Führungskrise, der Gewinn unter dem Strich, also nach Zinsen und Steuern, erreichte aber fast elf Milliarden Euro - das sind fast 30 Millionen Euro am Tag. Auch Daimler, Allianz, BMW, Siemens oder BASF erzielten in absoluten Zahlen hohe Gewinne. Alle machen weltweite Geschäfte. Die Wirtschaftsprüferfirma Ernst & Young (EY) hat ausgerechnet, dass alle 30 Dax-Unternehmen ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern von kumuliert 109 Milliarden Euro erzielt haben, sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Finanzunternehmen legten um elf Prozent zu, die Industriefirmen um fünf Prozent.

Die größten Gewinner im Dax: Illustration: Stefan Dimitrov

Illustration: Stefan Dimitrov

Bis auf die großen Energieunternehmen, die noch immer heftig unter der Energiewende leiden (siehe unten), läuft es nahezu überall gut. Selbst Problemunternehmen wie Thyssen-Krupp, die Commerzbank oder Lanxess haben die Wende zum Besseren geschafft. Der Gesamtumsatz erhöhte sich um 2,2 Prozent auf 1,25 Billionen Euro. Am stärksten wuchsen die Unternehmen außerhalb Europas: In Nordamerika und im Raum Asien-Pazifik verbesserten sich die Umsätze jeweils um sieben Prozent. Außerdem schufen die 30 größten Börsenfirmen nach Angaben von EY auch neue Jobs. Insgesamt stieg die Zahl der Mitarbeiter - trotz des massiven Beschäftigungsabbaus bei den Energieversorgern - um gut zwei Prozent von 3,8 Millionen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen den Angaben zufolge um acht Prozent auf 36,4 Milliarden Euro.

Investiert werde aber nach wie vor zu wenig, mahnen Experten. Dazu kommt: In guten Zeiten kann man schnell bequem werden. Dafür stieg die Ausschüttung an die Aktionäre weiter an. Für 2014 werden so hohe Dividenden wie nie zuvor gezahlt. Alle am deutschen Aktienmarkt notierten Unternehmen schütten zusammen 41,7 Milliarden Euro an die Anleger aus, wie aus einer Analyse der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Fachhochschule für Oekonomie und Management (FOM) hervorgeht. Der größte Teil, fast 30 Milliarden Euro, entfällt dabei auf die 30 Dax-Unternehmen.

Die größten Gewinner im Dax: SZ-Grafik: Hanna Eiden; Foto: imago; Quelle: Bloomberg

SZ-Grafik: Hanna Eiden; Foto: imago; Quelle: Bloomberg

Gleichzeitig nehmen die großen grenzüberschreitenden Übernahmen zu. Siemens beispielsweise kaufte im vergangenen Jahr den amerikanischen Turbinenhersteller Dresser-Rand. Auch Merck oder SAP waren bereits aktiv, weitere größere Deals könnten folgen. Das Umfeld gilt jedenfalls als gut, um sich gezielt zu verstärken.

Es gibt aber auch mahnende Stimmen. "Die deutschen Konzerne müssen weiter an ihrer Profitabilität arbeiten - der Abstand gerade zur US-Konkurrenz ist immer noch groß", sagt etwa Thomas Harms, Partner bei EY. Beispiele dafür sind zwei deutsche Traditionsfirmen: Lufthansa und Adidas. Die Fluggesellschaft leidet unter der harten Konkurrenz durch die Golf-Airlines und die Billigfluglinien, die das Geschäft der Lufthanseaten mehr und mehr bedrängen. Dazu kommt ein grundlegender Umbau, der für viel Unruhe sorgt. Konzernchef Carsten Spohr will mit einem neuen Billigflugkonzept den Ausweg aus der Krise schaffen. Ob das gelingt, ist offen. der Nettogewinn ist 2014 jedenfalls deutlich gesunken.

In Turbulenzen ist auch der Sportartikelkonzern Adidas. Konzernchef Herbert Hainer, der am längsten amtierende Vorstandsvorsitzende aller Dax-Firmen, ist von seinem Aufwärtspfad abgekommen, der Gewinn rutschte 2014 ab. Weltmarktführer Nike ist den Franken weit enteilt. Nun soll ein neues Wachstumsprogramm die Wende bringen, und auch wieder für mehr Gewinn sorgen. Der Aktienkurs stieg jedenfalls schon mal an.

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