Devisenmarkt:Wilde Spekulationen um den Yuan

Ein fehlerhaft übersetzter Artikel sorgt für Aufregung: Wird Chinas Währung nun doch aufgewertet?

Wilde Spekulationen um eine Aufwertung der chinesischen Währung verunsichern weltweit die Devisenmärkte.

Chinesischer Yuan Banknoten AP

Chinesische Geldscheine mit dem Bild von Mao Zedong. Sie könnten bald mehr wert sein.

(Foto: Foto: AP)

Die Erwartungen sind so gespannt, dass ein fehlerhaft übersetzter, vager Artikel der auf den Internetauftritt des Parteiorgans Volkszeitung geriet, Chaos auslösen konnte.

Die falsche Nachricht über eine angeblich bevorstehende Aufwertung bewegte Milliarden US-Dollar, bevor der Fehler erkannt und der Artikel von der Website genommen wurde.

Die Finanzmärkte sind nervös, seit die USA wegen ihres 162 Milliarden US-Dollar großen Handelsdefizits mit China den Druck auf Peking erhöht haben, den Yuan aufzuwerten oder ihn gleich ganz frei handeln zu lassen.

Vorwürfe aus den USA

Bislang ist Chinas Währung mit einer minimalen Handelsspanne von 0,3 Prozent bei 8,277 Yuan fest an den US-Dollar gebunden. Erwies sich der Yuan mit dieser Bindung in der Finanzkrise in Asien 1997/98 als wichtiger und viel gepriesener Stabilitätsfaktor, geben die USA ihm jetzt die Schuld für ihre wirtschaftlichen Probleme.

Die amerikanische Industrie leidet unter der Konkurrenz aus China und wirft Peking vor, den Kurs künstlich niedrig zu halten, um billiger exportieren zu können.

Drei Millionen Jobs seien verloren gegangen, weil der Yuan um 25 oder gar 40 Prozent unterbewertet sei.

Unabhängige Experten schätzen die Unterbewertung dagegen auf fünf bis sieben Prozent. "Die USA haben einige wirtschaftliche Probleme, mit denen sie nur schwer fertig werden, so dass sie das Problem übertreiben", sagt auch Zhong Wei vom Finanzforschungsinstitut der Beijing Normal University.

Den innnenpolitischen Druck gibt die US-Regierung an Peking weiter, doch könnten die Geister, die Washington ruft, nur schwer zu kontrollieren sein.

Wilde Spekulationen um den Yuan

Riskanter Anpassungsprozess

Experten warnen, dass zum Beispiel eine völlige Freigabe des Yuan katastrophale Auswirkungen haben könnte. Bei einer starken Aufwertung würden China und die asiatischen Nachbarn weniger US-Schatzanleihen kaufen. Doch die USA sind auf diese Käufe angewiesen: Mit ihnen wird das horrende Defizit finanziert.

Doch allgmein wird erwartet, dass China in kleinen Schritten vor geht. Zunächst könnte die Handelsspanne leicht erweitert werden. Auch ist eine Bindung des Yuan an einen Währungskorb geplant.

Peking will vorsichtig vorgehen

Finanzminister Jin Renqing versicherte, Peking verfolge "aktiv und besonnen" seine Finanzreformen, warnte aber: "Wenn es zu viel Spekulationen gibt, wird die Umsetzung der Reform des Wechselkurssystems schwierig."

Der Finanzforscher Zhong Wei glaubt, dass die Auswirkungen auf den Handel auch gar nicht so groß sein werden wie von den USA erhofft. Chinas Bruttoinlandsprodukt und sein Handel machten jeweils nur etwa fünf Prozent in der Welt aus.

Die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft könne China nicht beseitigen. "Ich denke, die EU und die USA überschätzen die Rolle, die der Yuan spielen kann", sagt Zhong Wei. "Selbst wenn wir seinen Wert verdoppeln, kann das die wirtschaftlichen Probleme in den USA nicht lösen."

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