Deutschlands Wirtschaft:Mit Schwung ins zweite Halbjahr

Entgegen den Erwartungen sehen die deutschen Unternehmer die Zukunft zunehmend optimistisch. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, der Ifo-Geschäftsklimaindex, ist im Juni zum zweiten Mal in Folge gestiegen.

Der florierende Außenhandel lässt die deutschen Unternehmer zunehmend positiv in die Zukunft blicken. Trotz Eurokrise stieg das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, der Ifo-Geschäftsklimaindex, im Juni überraschend um 0,2 auf 105,9 Punkte. Fachleute hatten erwartet, dass der Wert stagnieren würde.

Grund für den positiven Ausblick ist vor allem der Außenhandel. "Die deutsche Industrie setzt große Erwartungen in den Export. Vor allem die Autobranche hat zu diesem Anstieg beigetragen", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. "Wir gehen weiterhin von einem deutlich stärkeren Wachstum im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal aus." Genauer will sich das Institut bei der Vorlage seiner Konjunkturprognose am Mittwoch äußern. Im ersten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,1 Prozent zugelegt.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht in seinem am Montag vorgestellten Außenwirtschafts-Report eine ähnliche Entwicklung. "Die konjunkturelle Lage hellt sich weltweit allmählich wieder auf", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber. Das spüre die deutsche Ausfuhrwirtschaft. Im wichtigsten Absatzmarkt der deutschen Industrie, im Euroraum, sieht der BDI erste Anzeichen, dass die konjunkturelle Talsohle durchschritten sein könnte. Der BDI bleibt dennoch bei seiner bisherigen Prognose, in der er von einem Zuwachs der deutschen Ausfuhren dieses Jahr von maximal 3,5 Prozent ausgeht.

Auswirkungen des Hochwassers unklar

Andere Experten interpretierten die Daten zurückhaltend. "Deutschland steht weiter besser da als der Rest des Euroraums", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Dennoch bestünden weiterhin Risiken für die Weltwirtschaft. "Denn die anderen Frühindikatoren zeigen nicht so klar nach oben. Die Aussichten sind weniger rosig, als es das Ifo-Geschäftsklima nahelegt."

Auch Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe tritt ein wenig auf die Euphoriebremse. "Von einer echten Stimmungsaufhellung kann mit Blick auf das heutige Ergebnis kaum gesprochen werden." Zwar stehe das Wachstumssignal auf grün. "Offen ist, wie schnell die Wachstumslokomotive fahren wird."

Unklar bleibt auch, wie sich das Hochwasser in den vergangenen Wochen auf die Konjunktur auswirken könnte. Bisher seien die Folgen für das Geschäftsklima kaum zu erkennen, heißt es vom Ifo. "Die Effekte werden sich über die nächsten Quartale verteilen", erläuterte Wohlrabe. Es gebe aber Hinweise, dass der Einzelhandel von den Überschwemmungen profitieren könnte, da Geschädigte nun Ersatz für verlorenen Hausrat kauften. Im Teilbereich Hausgeräte und Haushaltswaren sei der Geschäftsklimaindex deutlich gestiegen, sagte der Konjunkturexperte.

Die Erwartungen der deutschen Unternehmen sind nun zum zweiten Mal in Folge überraschend gestiegen. Zuvor hatte der Wert im März und April jeweils eingebüßt. Erst nach drei Veränderungen in eine Richtung, sprechen Volkswirte jedoch von einer möglichen Trendwende. Der Ifo-Index wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen ermittelt.

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