Deutschland-Geschäftsführer von Amazon:"Da hätten wir genauer hinsehen müssen"

Der Deutschland-Chef des Onlinehändlers Amazon, Ralf Kleber, räumt Mängel bei der Unterbringung von Mitarbeitern ein. Im Fall der Unterkünfte für Leiharbeiter nahe Bad Hersfeld habe das Unternehmen seine Aufsichtspflicht nicht ausreichend erfüllt, sagte Kleber der "Süddeutschen Zeitung". Die Forderung nach höheren Löhnen bezeichnete er als "überzogen".

Der Deutschland-Geschäftsführer des Internetversenders Amazon, Ralf Kleber, hat Mängel bei der Unterbringung von Leiharbeitern nahe dem Logistikzentrum Bad Hersfeld zugegeben. "Da hätten wir genauer hinsehen müssen", sagte Kleber im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Dem Unternehmen war in einer ARD-Reportage vorgeworfen worden, ausländische Leiharbeiter in seinem Logistikzentrum bei Bad Hersfeld schlecht zu behandeln. "Wir haben unsere Aufsichtspflicht in dem konkreten Fall in der Unterbringung am Seepark nicht ausreichend erfüllt", sagte Kleber.

Vorwürfe mehrerer Insider, in Logistikzentren sei es zu Gängelung und Einschüchterung gekommen, bezeichnete Kleber als Einzelfälle und sagte: "Aber wenn wir von Missständen erfahren, dann schaffen wir sie ab."

Einen Tarifvertrag lehnt Kleber ab

Die Diskussion nach der Reportage habe allerdings nicht dazu geführt, dass Amazon viele Kunden verloren habe, so der Deutschland-Geschäftsführer. Etliche Kunden, mit denen das Unternehmen ins Gespräch kam, hätten am Ende entschieden, weiter bei Amazon zu bleiben.

Einen Tarifvertrag lehnt Kleber ab: "Wir wehren uns dagegen, dass Verdi den Einzelhandelstarifvertrag bei uns fordert. Bei den Amazon-Versandzentren handelt es sich um Logistikunternehmen", so Kleber.

"Bei der Bezahlung liegen wir im Vergleich mit anderen Logistikern am oberen Ende. Das Einstiegsgehalt für einen Amazon-Mitarbeiter liegt bei 9,30 Euro in der Stunde und nach einem Jahr steigt der Lohn auf über zehn Euro - plus Boni und Aktien. Da werden überzogene Erwartungen geschürt." Die Gewerkschaft Verdi will das Unternehmen in die Tarifbindung bringen und hat Streiks angedroht.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Süddeutschen Zeitung .

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