Deutscher Mittelstand:Was macht eigentlich... Rupert Koch?

Der Parkroboter

Der Parkroboter

Der Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Aber womit verdienen die Familienunternehmer eigentlich ihr Geld? Wir stellen einige von ihnen vor. Ein Gespräch mit Rupert Koch, Mitbegründer von Serva Transport Systems, über Parkroboter, Dellen und Vereinbarungen aus der Schulzeit.

Von Elisabeth Dostert, München

Was machen Sie eigentlich?

Wir haben ein automatisches Parksystem entwickelt und produzieren Parkroboter. Damit lassen sich auch bestehende Parkhäuser nachrüsten und dann passen bis zu 40 Prozent mehr Autos rein als wenn jeder selbst einparkt. In neuen Häusern, die gleich mit dem System geplant werden, passen bis zu 60 Prozent mehr Fahrzeuge rein als in konventionellen Gebäuden gleicher Fläche.

Wir kamen Sie darauf?

Leopold Meirer, der mit mir die Geschäfte führt, und ich sind zusammen in die Schule gegangen. Schon damals haben wir vereinbart, dass wir irgendwann gemeinsam eine Firma gründen. Vor vier Jahren hat mich Leopold angerufen, und gefragt, ob ich nicht Lust habe, ein automatisches Parksystem auf den Markt zu bringen.

Wie kam er denn auf diese Idee?

Man merkt doch jeden Tag, wie voll die Städte sind und wie schwierig es ist, einen Parkplatz zu finden. Unsere erste Idee war, ein ähnliches System, das es schon auf dem Markt gab, nachzubauen...

Sie meinen zu kopieren!

Nein, zu verbessern. Als wir das und andere Systeme analysiert haben, haben wir festgestellt, dass sich noch keines am Markt durchgesetzt hat.

Weshalb?

Weil das verkettete Systeme sind, wenn ein Teil des Systems ausfällt, wird das gesamte Parkhaus lahmgelegt, da geht nichts mehr rein und nichts mehr raus, eine Katastrophe. Ich komme aus der Logistikbranche, da werden jede Menge schwere Waren transportiert. Dann haben wir uns angeschaut, wie Firmen wie BMW oder Krones ihre Waren auf Paletten transportieren.

Mit Gabelstaplern!

Genau, mit fahrerlosen Transportfahrzeugen, so funktioniert auch unser Parkroboter. Der Vorteil ist, wenn zehn Roboter im Einsatz sind und einer ausfällt, fahren die anderen neun weiter.

Was haben Sie vorher gemacht?

Ich habe für Krones Fabriken entwickelt und zuletzt für Palfinger gearbeitet.

Wieso gibt jemand einen vermutlich nicht schlecht dotierten Job auf, um die Selbständigkeit zu riskieren?

Weil wir es in der Schule ausgemacht haben.

Ernsthaft!

Das ist schon eine Typ-Frage. Ich hatte schon einen interessanten gut bezahlten Job, und viele haben mir auch von der Gründung abgeraten. Aber Geld ist nicht alles im Leben. Als ich endlich den Mut gefasst habe, zu kündigen, war ich froh. Das war genau die richtige Entscheidung.

Serva Transport Systems GmbH

  • Sitz: Grabenstätt
  • Mitarbeiter: 15
  • Umsatz: weniger als eine Million
  • Branche: Maschinenbau

Hat Herr Meirer lange auf Sie einreden müssen?

Wir haben uns gegenseitig gepusht. Leopold hat damals in Los Angeles gelebt, aber der Kontakt ist nicht abgebrochen, wir haben uns oft besucht und immer über die Selbständigkeit geredet.

Stammen Sie aus Unternehmerfamilien?

Mein Vater war Steuerberater und der von Leopold Banker.

Wann haben Sie dann gegründet?

Im Oktober 2010. Im Oktober 2012 hatten wir die erste Testanlage am Flughafen Düsseldorf, dort geht auch demnächst die weltweit erste serienmäßige Anlage in Betrieb - mit zunächst 250 Stellplätzen.

Wenn sie landen, steht das Auto schon da

Serva Parkhäuser

Skizze einer Parkfläche

Wie muss man sich das vorstellen?

Die Kunden geben an einer zentralen Übergabestation ihr Fahrzeug ab, sperren es zu und der Roboter parkt es ein. Die Station ist da, wo jeder hin will, direkt am Terminal beispielsweise, gelagert werden die Fahrzeuge ganz woanders. Wenn Sie dann landen, steht das Fahrzeug schon wieder an der Übergabestation am Terminal.

Wenn dann eine Delle drin ist, zahlen Sie oder der Parkhausbetreiber?

Oder seine Versicherung. Wir machen aber bei der Abgabe ein 360-Grad-Foto vom Fahrzeug, um Vorschäden zu dokumentieren.

Wie viel kostet ein System?

Das kleinste mit zwei Robotern kostet 875 000 Euro, schlüsselfertig.

Sind die Parkgebühren für solche Häuser höher?

Das ist Sache des Betreibers.

Haben Sie schon andere Auftraggeber?

Nein, die warten alle, wie es in Düsseldorf läuft. Wie haben viele Anfragen, vor allem aus dem Ausland nach sehr großen Systemen.

Wie viel hat die Entwicklung gekostet?

Einen einstelligen Millionen-Betrag.

Woher haben Sie das Geld?

Wir haben seit August 2011 einen Investor, die Familie Meltl, die sich mit uns die Anteile teilt. Das ist eine langfristige Partnerschaft, kein Risikokapital.

Was fürchten Sie am meisten?

Gar nichts.

Das glaube ich nicht?

Dass uns einer kopiert.

Wie groß kann Serva in fünf Jahren sein?

Das Potenzial ist groß.

Machen Sie Gewinn?

Nächstes Jahr.

Mussten Sie Ihrem Investor keinen Business-Plan vorlegen?

Josef Meltl ist Unternehmer, der weiß, was Business-Pläne wert sind. Wichtiger als der Business-Plan ist doch seine Erfahrung. Wir reden jeden Tag über das Thema. Herr Meltl ist fast jeden Tag bei uns in der Firma in Grabenstätt. Er hat die Erfahrung, wir die Technik.

Was war sein bislang wertvollster Rat?

Wie man mit Lieferanten umgeht, außerdem langfristig zu denken, die Mitarbeiter immer wieder zu motivieren und nicht aufzugeben.

War Ihnen zwischendurch schon mal danach?

Schon. Es gibt Höhen und Tiefen, die Höhen überwiegen.

Was waren die Tiefen?

Am Anfang haben uns viele Zulieferer nicht ernst genommen. Wenn sie als Gründer irgendwo anrufen, sind sie der letzte, der bedient wird. Wenn sie ein Problem haben, sind sie auch der letzte. Erst werden die großen Abnehmer bedient. Wäre der Support besser gewesen, wären wir mit der Entwicklung schneller gewesen.

Ist das Arroganz der Lieferanten?

Nein. Aber die stecken ihren Vertriebsleuten kurzfristige Ziele. Die nehmen dann lieber den, der heute zehn Teile abnimmt und nicht den, der heute eins und in zehn Jahren vielleicht 50 abnimmt.

Träumen Sie schon vom Börsengang?

Nein. Der ist nicht das Ziel. Wir haben mit der Familie Meltl einen starken Investor mit langfristigen Zielen, damit sind wir sehr zufrieden.

Rupert Koch

Rupert Koch ist Mitgründer des Parkroboter-Herstellers Serva Transport Systems

(Foto: OH)

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