Deutscher Mittelstand:Was macht eigentlich ... Manfred Hoffmann?

Manfred Hoffmann Sonax Hoffmann Mineral

Der Abbau von Kieselerde über Tage in der Nähe von Neuburg an der Donau.

Der Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Aber womit verdienen die Familienunternehmer eigentlich ihr Geld? Wir stellen einige von ihnen vor. Dieses Mal spricht Manfred Hoffmann über Kieselerde, Autopflege und den Generationswechsel im Unternehmen.

Von Elisabeth Dostert

Was machen Sie eigentlich?

Wir fördern im Tagebau Kieselerde und stellen unter der Marke Sonax Autopflegeprodukte her.

Wie viel Kieselerde fördern Sie jährlich?

55 000 Tonnen.

Im Vergleich zu Bergbaukonzernen in Afrika oder China ist Hoffmann Mineral ein Zwerg!

Ja, aber die Neuburger Kieselerde ist einzigartig. Die Zusammensetzung von Kaolin und Kieselsäure gibt es so kein zweites Mal auf der Erde. Wir liefern sogar an Gummiverarbeiter in China. Die Kieselerde verleiht als Füllstoff Gummi oder Lacken besondere technische Eigenschaften.

Was denn für Eigenschaften?

Eine Autotür ist meistens geschlossen, aber die Dichtung muss über Jahre hinweg stabil bleiben. Sie darf sich nicht verformen wie Knetmasse. Der Gummi muss immer wieder in die ursprüngliche Form zurückspringen. Dafür sorgt die Kieselerde. In der Industrie wird Kieselerde seit den 1830er Jahren eingesetzt, zunächst in der Herstellung von Farben wie Ultramarin. Als Naturheilmittel ist sie auch schon lange bekannt. Man kann Kieselerde auch essen.

Sie auch?

Von Zeit zu Zeit.

Dieselbe, die man auch zur Herstellung von Gummi nimmt?

Ja. Man darf nicht unterschätzen, welche Reinheitsgrade heute in der Industrie verlangt werden. Die Anforderungen sind teilweise höher als die der Lebensmittelindustrie. Die Kieselerde für die Gummiherstellung, beispielsweise, darf nur ganz wenig Kupfer enthalten.

Wie groß ist die Ausbeute in den Gruben?

Aus 100 Kilogramm Gestein, das wir fördern, gewinnen wir 25 Kilo Sillitin, das ist unser Markenname. Das sind nur mehr die Feinanteile mit einer Korngröße unter einem Hundertstel Millimeter. Den Rest fahren wir zurück in die Gruben, um sie zu verfüllen und zu rekultivieren.

Weil Sie müssen?

Wir müssen mittlerweile. Als mein Vater 1963 damit begonnen hat, die Gruben wieder aufzufüllen, war das noch keine Pflicht. Er hat es gemacht, weil die Eigentümer immer zögerlicher ihren Grund hergaben. Die wollten ihren Kindern kein Loch hinterlassen, da wo früher Wald oder Acker war. Mein Vater ist dafür auch von Konkurrenten und anderen bayerischen Bergbaufirmen kritisiert worden, weil die Verfüllung kostspielig ist. Heute ist das selbstverständlich.

Die Firma

Unternehmensgruppe Hoffmann

  • Sitz: Neuburg an der Donau
  • Gegründet 1903 von Franz Hoffmann
  • Umsatz: 120 Millionen Euro (2013)
  • Mitarbeiter: 500

Heißt: Die Flächen gehören Ihnen gar nicht?

Nein, wir pachten die und zahlen zusätzlich einen Förderzins von derzeit knapp drei Euro je Kubikmeter gefördertes Material.

Wie lange brauchen Sie, um einen Hektar auszubeuten?

Das lässt sich nicht so einfach sagen. Die Lagerstätten sind trichterförmig. Das kann Jahre dauern.

Wie groß ist die Gegenwehr heute, wenn Sie eine neue Grube öffnen?

Nicht so groß. Wir machen vorher Informationsveranstaltungen und halten einige Hundert Meter Abstand. Wir reißen auch kein Dorf ab, weil darunter eine Lagerstätte ist. Das lohnt sich gar nicht.

Warum bauen Sie nicht unter Tage ab?

Das ist zu kostspielig. Den letzten Untertagebau haben wir 1979 geschlossen. Es ist heute sehr viel leichter als früher, Erdschichten von bis zu zehn Metern über der Lagerstätte abzutragen. Heute gibt es Erdbewegungsmaschinen, die das können. Vor hundert Jahren war es leichter, einen Schacht zu bauen, um zu den Lagerstätten vorzudringen.

Warum lohnt sich der Untertagebau nicht? Sie behaupten doch, Ihre Kieselerde gäbe es kein zweites Mal auf der Welt.

Wir sind einzigartig, aber nicht konkurrenzlos. Es gibt modifizierte Kaoline für ähnliche Anwendungen. Wir können nicht beliebig viel Geld für unsere Produkte verlangen.

Erkennen Sie, wenn Sie eine Autotür öffnen, am Dichtungsgummi, ob Kaolin oder Kieselerde als Füllstoff verwendet wurde?

In vielen Fällen ja. Gummis mit Kaolin glänzen eher wie Rabenflügel, Kieselerde-Produkte sind matter.

Wenn schert das bitte, ob ein Dichtungsgummi glänzt oder nicht?`

Die Autokunden.

"Den Kindern die positiven Seiten des Unternehmertums zeigen"

Manfred Hoffmann Sonax Hoffmann Mineral

Die Herstellung von Autopflege-Produkten.

(Foto: Hoffmann)

Haben Sie in den 50er Jahren angefangen, Autopflege-Produkte herzustellen, um die Kieselerde besser zu verwerten?

Nein, Sonax nimmt nur ein Promille unserer Kieselerde-Produktion ab. Und nicht in allen Mitteln stecken Teilchen für die Politur.

Welche Ihrer beiden Firmen wirft auf den Umsatz bezogen prozentual mehr Gewinn ab, Hoffmann Mineral oder Sonax?

Die Kieselerde. Sonax steckt mehr Geld in die Markterschließung.

Lässt sich an Ihren Absatzzahlen festmachen, welche die größte Autopflege-Nation ist?

Die Deutschen sind schon weit vorn, die Amerikaner auch, Saudi-Arabien und einzelne asiatische Märkte fangen jetzt an.

Gibt es große Unterschiede im Autopflege-Verhalten?

Natürlich. Die Franzosen legen weniger Wert auf ein sauberes Auto als die Deutschen.

Achten Sie sehr auf Ihr Auto?

Natürlich.

Aus Marketinggründen, weil der Eigentümer von Sonax schlecht mit einer schmutzigen Karre vorfahren kann!

Das ist manchmal ein Problem, wenn ich vorher im Tagebau unterwegs war. Dann kann es schon sein, dass ich zwei, drei Tage mit einem schmutzigen Auto rumfahre.

Das empfinden Sie schon als Last?

Als Last nicht, aber im Sinne von Sonax muss ich das dann korrigieren.

Wie kann sich ein Mittelständler wie sie es sich leisten, ein Formel-Eins-Team wie Red Bull zu sponsern?

Ein richtiges Sponsoring ist es nicht, sondern eine offizielle Partnerschaft. Unser Produktname taucht nicht auf den Autos oder Rennanzügen auf. Aber wir dürfen mit Fotos von den Rennen werben.

Wie viel zahlen Sie?

Diese Frage beantworte ich nicht.

Konnten Sie sich die anderen Teams nicht leisten, war Red Bull am billigsten?

Wir waren früher bei McLaren Mercedes. Wir sind seit 20 Jahren im Motorrennsport. Wir hatten auch schon Partnerschaften in der DTM. International wirkt die Formel Eins am stärksten.

Glauben Sie ernsthaft, dass irgendjemand eine Flasche Sonax kauft, weil Sie mit Red Bull werben?

Das ist doch nur Teil eines ganzen Marketing-Konzepts. Es sorgt für Wiederkennung. Dazu braucht es jede Menge Kontakte über eine lange Zeit. Red Bull ist eine Marketingmaschine. In unserer Zielgruppe, technisch orientierte Menschen, hat die große Strahlkraft nicht nur die Formel Eins.

Gehen Sie selbst zu Formel-Eins-Rennen?

Ja, ich war da schon öfters.

Dürfen Sie auch ins Fahrerlager?

Ja.

Und dann dürfen Sie Sebastian Vettel auf die Schulter klopfen?

Gegenüber kleineren Sponsoren sind die Fahrer recht gut abgeschirmt. Kann sein, dass man mal vorgestellt wird bei irgendeiner Gelegenheit. Man muss Verständnis haben für die Rennsituation haben. Die Fahrer müssen sich konzentrieren, die sind da, um Rennen zu gewinnen. Die haben schon genug Mühe mit ihren Großsponsoren.

Nehmen Sie Ihre Kinder mit?

Von Zeit zu Zeit. Ich sehe zu, dass meine Tochter und mein Sohn bei Events nicht zu knapp kommen. Ich will ihnen ja auch die positiven Seiten des Unternehmertums zeigen.

Wirkt es?

Die wollen beide.

Sie müssen sich entscheiden?

Nein, die können beide. Die sind 20 und 17 Jahre alt, es ist ja auch noch nicht ausgemacht, in welcher Position.

Wann haben Ihre Kinder denn Ihre Nachfolgeabsichten kundgetan?

Manfred Hoffmann Sonax Hoffmann Mineral

Manfred Hoffmann führt die Firma in der vierten Generation.

Da waren sie noch Knirpse.

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