Deutsche Telekom:Gewinnbringer Amerika

Die Deutsche Telekom hebt die Prognose an, da ihre US-Tochter stark wächst. Auch hierzulande investiert der Dax-Konzern Milliarden in neue Netze.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Die Deutsche Telekom hat zurzeit ein Lieblingsland, und das ist: die USA. Besonders dank des Wachstums in Übersee nimmt der Konzern dieses Jahr mehr ein. Im zweiten Quartal erwirtschaftete die Telekom einen neun Prozent höheren Betriebsgewinn als im Vorjahr - vor allem, weil das Ergebnis der US-Tochter um 18 Prozent stieg. In Deutschland ging es um 1,1 Prozent aufwärts, im Rest Europas leicht abwärts. Dennoch ist die Zukunft von T-Mobile US (TMUS) ungewiss.

Die Telekom investiert seit Jahren Milliarden in Amerika. Nach anfänglichen Verlusten gewinnt TMUS mittlerweile viele Kunden hinzu - und gilt als Nummer drei in den USA. Im April hat die Telekom acht Milliarden Euro für weitere Mobilfunk-Frequenzen in Amerika ausgegeben. Damit könne man bis zu 50 Millionen neue Kunden erreichen, sagt Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt. Allerdings sind auch die Schulden im ersten Halbjahr um gut fünf Milliarden Euro gestiegen. Der Bonner Konzern hält zwei Drittel der Anteile seiner US-Tochter.

Doch könnte sich der Wettbewerb in den USA bald abschwächen, indem zwei Telefonunternehmen fusionieren. Alle Anbieter sondierten derzeit Szenarien, sagt Dannenfeldt, und es gebe Gespräche. "Doch wir werden uns zu Spekulationen nicht äußern." Mögliche Zusammenschlüsse in den USA wären aber keine Überraschung.

Der Konzern bringt fleißig Komplettpakete für Telefon, Internet und TV unters Volk

Die Nummer vier im US-Markt, der Mobilfunk-Anbieter Sprint, deutete am Dienstag an, es könne bald eine Erklärung zu Fusionsgesprächen geben. Es ist allerdings unklar, ob sich Sprint mit T-Mobile zusammenschließen könnte - oder doch eher mit dem Kabelnetz-Betreiber Charter Communications. Als Vorbild dient jedenfalls der europäische Mobilfunk-Markt, auf dem beispielsweise vor drei Jahren Telefónica Deutschland (O2) und E-Plus fusionierten.

Im Heimatmarkt Deutschland hat die Telekom im ersten Halbjahr 20 Prozent mehr Geld in neue Netze investiert als im Vorjahreszeitraum. Mittlerweile versorgt der Konzern gut acht Millionen Haushalte mit Glasfaser-Verbindungen. Das sind 46 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Auch schließen mehr Kunden einen gemeinsamen Vertrag für ihr Festnetz- und Mobiltelefon ab.

In jüngsten Jahren hat die Telekom viele Anschlüsse erneuert, Haushalte mit neuen Routern ausgestattet - und Komplettpakete für Telefon, Internet und Fernsehen beworben. "Diese Aufrüstung ist sicherlich zeitgemäß und wünschenswert", sagt Anneke Voß von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Es ist aber zuweilen etwas untergegangen, dass Verbraucher auch bei modernen Internetanschlüssen ihren Anbieter frei wählen können." Die Telekom meldet jedenfalls, es nutzten heute neun Prozent mehr Kunden ihr Komplettpaket "Entertain" als noch vor einem Jahr. Auch der umstrittene Dienst "Stream on", mit dem Telekom-Kunden Musik anhören und Filme schauen können, ohne ihr Datenvolumen aufzubrauchen, habe mittlerweile 300 000 Nutzer, erzählt Dannenfeldt.

Für das Gesamtjahr hebt die Telekom ihre Prognose leicht an. Der Konzern erwartet nun einen Betriebsgewinn von 22,3 Milliarden Euro, statt 22,2 Milliarden Euro. Ein kleiner Schritt, welcher der Telekom-Aktie am Donnerstag dennoch ein kleines Plus bescherte.

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