Deutsche Telekom:Eine Quote für die Frauen

Die Telekom prescht als erstes Dax-Unternehmen vor und holt mehr Frauen in die Chefetage. Jeder dritte Führungsjob soll an eine Managerin gehen.

Alexandra Borchardt

Die Deutsche Telekom will als erstes der im Deutschen Aktienindex Dax notierten Unternehmen eine Frauenquote für das mittlere und obere Management etablieren. Etwa jede dritte Position auf diesen Ebenen soll künftig mit Frauen besetzt werden.

Der Konzern wird an diesem Montag ein entsprechendes Konzept vorstellen. Derzeit sind elf Prozent aller Führungskräfte der Telekom in diesen Ebenen Frauen.

Einzelheiten wollte die Telekom am Sonntag nicht bekanntgeben. Ein Sprecher sagte lediglich, dass Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger am Montag in Berlin gemeinsam mit dem Verein zur Förderung von Frauen in Aufsichtsräten (Fidar) "ein wegweisendes Programm" vorstellen werde. Darin soll es offenbar auch um die Vereinbarkeit von Karriere und Familie gehen. Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will sich am Montag auf einem anderen Termin mit Fidar zu dem Thema äußern.

Damit bekommt die Diskussion um Frauenförderung in Deutschland neuen Schwung. Erst im Februar hatte der Vorsitzende der Regierungskommission für gute Unternehmensführung (Corporate Governance), Klaus-Peter Müller, angekündigt, den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten deutscher Unternehmen deutlich erhöhen zu wollen. Voraussichtlich werde die Kommission im Mai weitergehende Empfehlungen aussprechen. Eine Frauenquote für Aufsichtsräte, wie sie Norwegen bereits hat und wie sie in Frankreich beraten wird, dürfte es allerdings in Deutschland nicht geben. Als erstes Land haben die Niederlande im Dezember eine Frauenquote von 30 Prozent für Vorstände und Aufsichtsräte beschlossen.

"Chefangelegenheit" Frauenförderung

Mit ihrem Vorstoß, dieses Instrument im Management einsetzen zu wollen, steht die Telekom unter deutschen Konzernen bislang allein da. Zwar bekennen sich viele vor allem große Unternehmen auf dem Papier zur Gleichstellung und haben entsprechende Leitlinien. Quoten sind allerdings ein hoch umstrittenes Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Und auch sonst werden aus den Unternehmen wenig Fortschritte auf diesem Gebiet bekannt. Erst vor kurzem hatte die für mehr Vielfalt bei Siemens zuständige Managerin Jill Lee den Konzern verlassen, offenbar unter anderem, weil sie zu wenig Unterstützung erhielt.

Sattelberger, der 2007 vom Reifenhersteller Continental in den Vorstand der Telekom gewechselt war, hatte die Förderung von Frauen in Führungspositionen schon bei seinem Amtsantritt zur "Chefangelegenheit" erklärt.

In einer Rede beim "Global Summit of Women" hatte er damals drei Gründe dafür genannt: "Chancengleichheit ist für mich erstens eine Sache der Fairness und Moral. Frauenförderung ist für mich zum Zweiten angesichts sich verschärfender Talentengpässe eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Drittens erhöhen talentierte Frauen im Management die Problemlösungsqualität", hatte er in seinem Grußwort zu der Veranstaltung gesagt, deren Hauptsponsor die Telekom war.

Nach einer jüngst veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) waren 2009 lediglich 2,5 Prozent der Vorstände in den 200 größten deutschen Unternehmen Frauen. Deutschland schneidet damit schlecht ab.

Im internationalen Durchschnitt der Industrieländer liegt der Anteil etwa doppelt so hoch, wie eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des World Economic Forum bei 600 Unternehmen in 20 Ländern ergab. In den Aufsichtsräten der 200 größten deutschen Unternehmen war 2009 zwar etwa jedes zehnte Mitglied eine Frau, auf der Seite der Anteilseigner ist der Anteil allerdings nur etwa halb so hoch.

Klaus-Peter Müller, der auch Aufsichtsratschef bei der Commerzbank ist, hatte kürzlich in einem Interview der Financial Times Deutschland geklagt: "Ich will und kann einfach nicht akzeptieren, dass ein Land wie Deutschland es nicht schafft, einen angemessenen Anteil von Frauen in Aufsichtsräten zu haben."

Üblicherweise kämen Manager als Vorstand oder Ex-Vorstand in Aufsichtsräte. "Aber da es auf diesen Positionen in Deutschland zu wenige Frauen gibt, dauert uns das zu lange."

Das Beispiel Norwegen zeigt, dass Quoten einen solchen Wandel erheblich beschleunigen. Erst 2008 wurde dort für Aufsichtsräte ein Frauenanteil von 40 Prozent gesetzlich vorgeschrieben, schon jetzt liegt der Wert bei 42 Prozent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund macht sich dafür stark, dass Deutschland ein ähnliches Gesetz einführt.

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