Deutsche Telekom:Die hässliche Fratze

"Extreme Repression" und gezielte Behinderung: Die Deutsche Telekom muss sich scharfen Vorwürfen aus den USA stellen. Hemmt das Unternehmen die Arbeit von Gewerkschaften?

Caspar Dohmen, Hannover

Gewerkschaften erheben schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Telekom in den USA. Bei der US-Mobilfunktochter seien Beschäftigte "extremer Repression" ausgesetzt und die Arbeit der Gewerkschaften werde dort gezielt behindert, kritisierte der Chef der US-Telekommunikationsgewerkschaft CWA, Larry Cohen, in Washington. Durch ein Bündnis mit der deutschen Gewerkschaft Verdi soll die Situation nun verbessert werden. Die Telekom wies die Vorwürfe bei der Hauptversammlung als "nicht nachvollziehbar" zurück.

Deutsche Telekom, dpa

Die Deutsche Telekom muss sich mit scharfen Vorwürfen aus den USA beschäftigen.

(Foto: Foto: dpa)

Bei einer Presseveranstaltung sei ein Mitarbeiter von T-Mobile verkleidet und mit falschem Bart aufgetreten, um nicht erkannt zu werden, sagte Verdi-Vorstand Ado Wilhelm der Süddeutschen Zeitung. Kaum ein Beschäftigter traue sich, über die Repression bei T-Mobile in den USA zu sprechen. Unter den Beschäftigen von T-Mobile USA gebe es ein Klima der Furcht, sagte Wilhelm, der stellvertretender Aufsichtsratschef bei T-Mobile ist. Eine Delegation um den Gewerkschaftler war auch von dem deutschen Botschafter in Washington empfangen worden.

"Vollkommen inakzeptabel"

Gewerkschaftschef Cohen warf T-Mobile einen Umgang mit Beschäftigen in den USA vor, der "in Deutschland und anderswo in Europa vollkommen inakzeptabel" wäre. Die Deutsche Telekom habe zwei Gesichter: ein Lächeln in Deutschland und einen Knüppel in den USA, sagte Cohen. Die Beschäftigten in den USA würden regelmäßig vor gewerkschaftlicher Aktivität gewarnt. Es gebe weder Kündigungsschutz noch das Recht auf Tarifverhandlungen.

Wilhelm warf dem Unternehmen in Washington "Behinderung und Bedrohung" der US-Angestellten vor. Verdi wolle nun gemeinsam mit der CWA eine transatlantische Arbeitnehmervertretung namens T-Union gründen. So solle das Unternehmen zu einer Verhaltensänderung gebracht werden. Beim Mutterkonzern Telekom haben die Gewerkschaften eine starke Stellung - die Mitarbeiter sind überwiegend bei Verdi engagiert.

Allerdings haben die Gewerkschaften auch bei den meisten anderen amerikanischen Telekommunikationsunternehmen einen schweren Stand. Die Gewerkschaften in den USA erhoffen sich von dem Präsidenten Barack Obama eine Verbesserung ihrer Situtation.

Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger wies die Vorwürfe zurück: "Wir haben den Vorwurf der gewerkschaftsfeindlichen Tätigkeit mehrfach zurückgewiesen", sagt er am Donnerstag in Hannover. Beim Aktionärstreffen ging es um eine Verschmelzung des Festnetz- und Mobilfunkgeschäfts.

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