Deutsche Telekom:Billig, billiger, am billigsten

Die Telekom bereitet sich auf Preiskämpfe mit harten Bandagen vor. Allerdings könnten Preissenkungen eher der Garant für noch härter werdende Preiskämpfe als für sich wieder erholende Umsätze und Erträge sein.

Gerhard Hennemann

Für Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und dessen Vorstandskollegen hat es sicherlich schon angenehmere Pressekonferenzen gegeben als den am kommenden Donnerstag zum Auftakt der diesjährigen Internationalen Funkausstellung geplanten Auftritt in Berlin.

Deutsche Telekom: Die Telekom im August 2006: Heftige Auseinandersetzungen darüber, wie man sich auf der diesjährigen IFA präsentieren sollte.

Die Telekom im August 2006: Heftige Auseinandersetzungen darüber, wie man sich auf der diesjährigen IFA präsentieren sollte.

(Foto: Foto: dpa)

Nach einer desaströsen Halbjahres-Vorstellung, die eine Welle von Spekulationen über ein Revirement an der Konzernspitze auslöste, gab es auf der Vorstandsetage offenbar heftige Auseinandersetzungen darüber, in welcher personellen Konstellation und mit welchen Themen sich die Telekom auf der diesjährigen IFA präsentieren sollte.

Etwa nur reine Produktpräsentationen durch die drei ,,Säulenheiligen'' von T-Com, T-Mobile und T-Systems oder lieber mehr Konzernübergreifendes mit einem sich kämpferisch gebenden Vorstandsvorsitzenden Ricke?

Gemischte Gefühle

Nun aber reisen sie alle vier zum Presse-Meeting auf der IFA - Ricke und die drei Vorstände von T-Com, T-Mobile und T-Systems. Sie dürften es aber mit sehr gemischten Gefühlen tun, denn was sie dort zu verkünden haben, ist ausgesprochen dürftig.

Zwar gibt es auch diesmal, wie alle Jahre wieder, die eine oder andere Produktinnovation im IT-Bereich vorzustellen. Unangenehmer für die Vorstandscrew dürften hingegen die Fragen nach der künftigen Preisstrategie im Festnetz- und im Mobilfunkgeschäft sein, mit der die Telekom ihre derzeitige Krise zu überwinden hofft.

Keine Alternative

Billig, billiger, am billigsten soll offenbar in absehbarer Zeit die Devise sein. Ricke selbst hatte am 10. August betont, dass es zur rigorosen Verteidigung der Marktanteile durch aggressive Preissenkungen keine Alternative mehr für die von der Konkurrenz bedrängte Deutsche Telekom gebe.

Einen ersten Vorgeschmack, was Ricke darunter versteht, gab T-Mobile Deutschland bereits am Montag in Bonn. Ziel der neuen Preisstrategie beim Handy-Telefonieren sei es, die ,,Preiswahrnehmung beim Kunden positiv zu verändern und damit dem Teuerimage des Mobilfunks entgegen zu wirken'', hieß es.

Billig, billiger, am billigsten

Vorteilhafte Minutenpakete und eine kostengünstige Flatrate für Gespräche in die Telekom-Netze sollen die Kunden dazu verführen, in Zukunft häufiger zum Handy zu greifen und damit die Nutzung der mobilen Kommunikation, die noch deutlich hinter der in anderen europäischen Ländern hinterher hinkt, insgesamt zu steigern.

Zumindest aber sollen attraktive Flatrates ein weiteres Abwandern von Kunden erschweren und nach Möglichkeit gänzlich verhindern.

Breitband-Autobahnen

Nicht anders wird es bei den Angeboten im Festnetzbereich aussehen, die Ricke und T-Com-Chef Walter Raizner am Donnerstag auf der IFA präsentieren wollen. Schnelle DSL-Anschlüsse, Internet-Telefonie und Fernsehen über Breitband-Autobahnen sollen zu attraktiven Angeboten gebündelt und aggressiv vermarktet werden.

Auf diese Weise, so hoffen es die Bonner Manager, soll der dramatische Aderlass von zuletzt einer halben Million Kunden gestoppt werden.

Investoren sind schwer zu überzeugen

Woher das Telekom-Management diesen Optimismus bezieht, ist schwer zu erkennen. Zumindest die Investoren an der Börse sind davon schwer zu überzeugen. So straften sie die T-Aktie nach der Ankündigung drastisch gesenkter T-Mobile-Preise erst einmal ab.

Preissenkungen in dem seit acht Jahren regulierten Festnetzgeschäft sowie die jetzt auch in der Handy-Sparte drohende Regulierung sind nach Einschätzung der meisten Analysten eher der Garant für noch härter werdende Preiskämpfe als für sich wieder erholende Umsätze und Erträge. Einiges spricht dafür, dass sie recht behalten werden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: