Deutsche Raumfahrt:Per Anhalter ins All

Lesezeit: 3 min

Deutsche Technik soll zum Mond fliegen. (Foto: dpa)
  • Die deutsche Raumfahrtbehörde DLR könnte sich an einem privaten Mondflug beteiligen.
  • Dienstleister ist die US-Firma Astrobotic, die mit dem Flug an einem von Google ausgeschriebenen Wettbewerb teilnehmen will.

Von Kathrin Werner, Pittsburgh

Deutschland könnte bald zum ersten Mal Ladung auf den Mond schicken. Das deutsche Pendant zur amerikanischen Nasa, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung einen Vorvertrag mit einem amerikanischen Unternehmen abgeschlossen und sich damit eine Mitfahrgelegenheit bei der ersten Mondmission der Firma gesichert. Astrobotic, ein Startup aus der Stadt Pittsburgh, will Ende 2017 eine Raumfähre auf den Erdtrabanten schicken. Um sich den millionenschweren Raketenstart leisten zu können, nimmt Astrobotic Fracht von Weltall-Behörden und Privatunternehmen mit.

Menschen können nicht mitfahren, es handelt sich um eine einfache Fahrt ohne Rückreise. Deshalb können auch keine Bodenproben oder ähnliches entnommen werden. Das Gefährt und auch die Ladung, also auch die aus Deutschland, bleiben auf dem Mond zurück. Deshalb müssen Astrobotics Kunden Technik schicken, mit der sie Daten übermitteln können. Von größtem Interesse sind Bilder von der Oberfläche des Mondes. Astrobotics Raumfähre soll in der Nähe einer Höhle landen, die Wissenschaftler schon lange fasziniert. Es ist unklar, wie tief sie ist, ob sie für Rover zugänglich ist, und was sich in ihr verbirgt. Das DLR könnte einen eigenen Rover zum Mond schicken. In den nächsten Monaten will das Forschungszentrum entscheiden, ob und was es mit Astrobotic ins All schießt.

Geld verdienen mit dem Mond

Astrobotic fliegt zum Mond, um sich an der Weltall-Wettbewerb Google Lunar X-Prize zu beteiligen. Zum Gewinn des Hauptpreises, der von dem Internetunternehmen gesponsert wird, muss das Unternehmen als Erstes eine Sonde sicher auf dem Mond platzieren und mit einem Rover mindestens 500 Meter auf der Oberfläche des Erdtrabanten zurücklegen. Von der Landung und von der Strecke muss es zwei mindestens acht Minuten lange HD-Videos auf die Erde schicken. Dafür wurden 20 Millionen US-Dollar ausgelobt, es gibt mehrere Zusatzpreise. Neben Astrobotic sind noch 15 weitere Teams im Rennen, eins davon aus Deutschland.

Astronaut Duke
:Was der Mann vom Mond erzählt

Als Astronaut flog Charles Duke mit der Apollo 16 in den Weltraum. Heute erzählt er von seinen ersten Schritten auf dem Mond - und von lebensgefährlichen Albereien.

Von Martina Scherf

Astrobotic will mit der Mondmission Geld verdienen, auch wenn es den Preis nicht gewinnt, und nach dem Wettbewerb weitere Fähren in den Weltraum schicken. Viele Unternehmen interessieren sich zum Beispiel für Rohstoff-Förderung vom Mond und müssen dafür zuerst mehr über die Oberfläche des Trabanten lernen. Astrobotic nimmt zudem kleine Pakete von Privatleuten mit, zum Beispiel Liebesbriefe oder Haarlocken, gegen eine kleine Gebühr.

Das Startup hat die Raumsonde selbst entwickelt. Das Gerät ist etwa 1,60 Meter hoch und 4,50 Meter breit, die Ladung wird außen befestigt. Es kann 270 Kilogramm Fracht auf die Mondoberfläche bringen. "Die großen Dollars kommen natürlich von den Raumfahrtbehörden", sagt Astrobotic-Chef John Thornton. "Wenn wir genug Ladung haben, um die erste Mission zu finanzieren, geht es los. Ich glaube, dass wir regelmäßig und profitabel zum Mond fliegen können." Die Raumfähre soll in Florida starten. Mit einer Rakete ins All schießen wird sie die Firma SpaceX des Tesla- und Paypal-Gründers Elon Musk. Mexikos Raumfahrtbehörde hat sich ebenfalls der Reise mit Astrobotic angeschlossen.

"Vertreter der neuen Weltall-Wirtschaft"

Der Vertrag mit Astrobotic ist der erste, den das DLR mit einem privaten Unternehmen für eine Mondlieferung abschließt. "Astrobotic ist ein Vertreter der neuen Weltall-Wirtschaft", sagt Gerd Gruppe, der im DLR-Vorstand für die Raumfahrt zuständig ist. Nach Jahren, in denen das All den Behörden vor allem aus der Sowjetunion und den USA quasi allein gehörte, gibt es nun etliche Unternehmen wie SpaceX, Astrobotic oder Weltraum-Tourismus-Anbieter, die den Weltraum für die Privatwirtschaft erschließen wollen. "Wir schätzen diesen neuen Ansatz und sind neugierig, wie er die Aktivitäten von Regierungen und privaten Weltraumfirmen verändern wird", sagt Gruppe.

Weltraumschrott
:Die Erde - von Müll umhüllt

Im Erdorbit fliegen ausgediente Satelliten, Trümmerteile von Raketen und andere Metallobjekte. Der Schrott gefährdet die Raumfahrt - doch militärische Interessen blockieren eine Lösung.

Von Karl Urban

Das DLR ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik für Luft- und Raumfahrt. Es ist im Auftrag der Bundesregierung für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig und arbeitet unter anderem mit der Nasa und der Europäischen Weltraumorganisation ESA zusammen. Das DLR erforscht Erde und Sonnensystem, sammelt Wissen für den Erhalt der Umwelt und entwickelt umweltverträgliche Technologien für Energieversorgung, Mobilität, Kommunikation und Sicherheit. Es geht dabei sowohl um Grundlagenforschung als auch die Entwicklung neuer Produkte. Das Zentrum mit Sitz in Köln betreibt Großforschungsanlagen für eigene Projekte und als Dienstleister für Partner in der Wirtschaft.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: