Konzernumbau:Post will Mitarbeiter offenbar in Billig-Tochter auslagern

Deutsche Post: Ein Zusteller in Hannover bei der Arbeit.

Eine Briefträgerin der Deutschen Post in Hannover.

(Foto: picture alliance / Philipp Schul)
  • Alle Zusteller der Deutschen Post sollen künftig unter dem Dach der Billig-Tochterfirma Delivery arbeiten, wie aus einem Welt-Bericht hervorgeht.
  • Die dortigen Mitarbeiter werden nicht nach Post-Haustarif, sondern nach den Bedingungen des Logistikgewerbes bezahlt.
  • Gewerkschaften befürchten, dass die Post so langfristig Löhne und Arbeitsbedingungen der restlichen Mitarbeiter ebenfalls verschlechtern will.

Die Deutsche Post bereitet offenbar einen größeren Umbau vor. Der Konzern gründet gerade einen neuen Gesamtbetrieb für die Zustellung von Briefen und Paketen, wie aus einem Bericht der Welt hervorgeht. Demnach sollen die nach Haustarifvertrag angestellten Mitarbeiter der Deutschen Post AG künftig unmittelbar mit den Kollegen der vor zwei Jahren gegründeten Billig-Tochterfirma Delivery arbeiten - und das schon zum 1. Mai.

Unter dem Dach von Delivery sollen demnach künftig Kollegen mit unterschiedlichen Stundenlöhnen, Wochenarbeitszeiten oder auch Pausenzeiten tätig sein. Die Gewerkschaften sehen dahinter das Ziel des Managements, Löhne und Arbeitsbedingungen schrittweise zu verschlechtern. "Wir befürchten, dass das Lohnniveau bei der Post auf Dauer abgesenkt werden soll", sagte die Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, Christina Dahlhaus. Dies sei ein "Einstieg in die weitere Aushöhlung der Tarifverträge der Deutschen Post AG".

Noch vor zwei Jahren galt die Trennung der Firmen als enorm wichtig

Im Jahr 2015 war es dem Management trotz des bislang größten Tarifstreits mit mehr als zwei Monaten Dauerstreik gelungen, die Gründung der Tochterfirma Delivery durchzusetzen. In dieser Firma arbeiten Welt zufolge mittlerweile etwa 10 000 Beschäftigte, die täglich mehr als eine Million Pakete in Deutschland zustellen. Anders als ihre Kollegen in der Deutschen Post AG werden sie jedoch nicht nach dem Haustarif bezahlt, sondern nach den regional unterschiedlichen Bedingungen des Logistik- und Speditionsgewerbes. Im Durchschnitt liegen diese Löhne dem Bericht zufolge um etwa ein Viertel niedriger.

Noch im Jahr 2015 hatte das Postmanagement großen Wert darauf gelegt, dass beide Firmen strikt voneinander getrennt arbeiten. Das galt für die Fahrzeuge über die Kleidung bis hin zu den Pausenräumen. Diese Trennung scheint nun nicht mehr von Belang zu sein. In einem vertraulichen Manuskript der Deutschen Post wird allerdings darauf hingewiesen, dass die Arbeitsbedingungen unverändert bleiben. "Für die Beschäftigten kommen weiterhin die Tarifverträge der Deutschen Post AG beziehungsweise Spedition-Logistik zur Anwendung", heißt es dort.

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