Deutsche Post:Zumwinkel dementiert

Der frühere Postchef Klaus Zumwinkel hat einen Bericht der Süddeutschen Zeitung zurückweisen lassen, die Staatsanwaltschaft Bochum ermittle gegen ihn jetzt auch wegen des Verdachts der Untreue.

Hans Leyendecker und Johannes Nitschmann

Einer von Zumwinkels Anwälten, der Frankfurter Verteidiger Hanns Feigen, erklärte unter Berufung auf eine angebliche Auskunft der Behörde: "Eine Ausweitung" des wegen Steuerhinterziehung laufenden Ermittlungsverfahrens sei "nicht erfolgt". Die Staatsanwaltschaft Bochum wollte wegen des laufenden Verfahrens keinen Kommentar abgeben und mochte den Bericht weder bestätigen noch dementieren.

Deutsche Post: Klaus Zumwinkel: Nach Bekanntwerden seines privaten Steuerskandals gab er sein Amt als Postchef ab.

Klaus Zumwinkel: Nach Bekanntwerden seines privaten Steuerskandals gab er sein Amt als Postchef ab.

(Foto: Foto: dpa)

Die SZ hatte vor Veröffentlichung ihres Berichts über eine Ausweitung der Ermittlungen alle Seiten ausführlich, auch schriftlich, befragt und kein Dementi bekommen. Entgegen den bisherigen Informationen ist die formelle Ausweitung bisher noch nicht erfolgt, steht aber, wie von unterschiedlichen Quellen übereinstimmend bestätigt wird, unmittelbar bevor. Die Vorermittlungen "werden schon bald abgeschlossen", erklärte ein Insider. "Unser Anfangsverdacht ist ausreichend."

Seit etlichen Wochen gehen Ermittler dem Verdacht nach, dass es bei Reisen Zumwinkels erhebliche Ungereimtheiten gegeben haben soll. Vor allem Steuerfahnder haben dazu umfangreiche Ermittlungen angestellt; Unterlagen wurden gesichtet und Zeugen befragt. Angeblich sollen von Zumwinkel dienstlich nicht veranlasste Charterflüge zum Skifahren oder zu Geburtstagen regelmäßig über die Post abgerechnet worden sein. In etlichen Fällen habe der Top-Manager seine Ehefrau von einer Chartergesellschaft nachträglich einfliegen lassen. Einer der Flüge soll bis zu 30.000 Euro gekostet haben. Die Staatsanwaltschaft habe keinen Anhaltspunkt dafür, dass Zumwinkel der Post die Flugkosten erstattet habe, erklärte ein anderer Ermittler.

"Nichts Negatives erbracht"

Auch soll Zumwinkels Chauffeur nach Privatfahrten ins Ausland auf Kosten des Unternehmens in Hotels übernachtet haben. Dabei handelt es sich vor allem um Fahrten zu seinem Feriendomizil am Gardasee. Derzeit hat die Staatsanwaltschaft keinen Hinweis darauf, dass der Ex-Manager die Fahrten der Post erstattet hat. Insgesamt wird der von der Steuerfahndung errechnete angebliche Schaden für das Unternehmen auf eine hohe sechsstellige Summe geschätzt.

Ein Sprecher Zumwinkels erklärte dazu auf Anfrage, der 64-Jährige habe sich gegenüber dem Konzern stets "korrekt verhalten". Die Prüfungen der Steuerfahndung hätten "nichts für Zumwinkel Negatives erbracht". Ein Sprecher der Post erklärte auf Anfrage, das Unternehmen habe "keine Veranlassung, aufgrund von dementierten Spekulationen in Untersuchungen einzutreten". Wie aus Ermittlerkreisen zu erfahren ist, könnte sich der Untreueverdacht am Ende aber auch gegen Manager des Konzerns richten, falls diese Privatreisen der Familie Zumwinkel in voller Kenntnis des Sachverhalts bewilligt hätten.

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