Deutsche Post:Mehr Spielraum beim Porto

Briefporto noch mindestens zwei Jahre stabil

Die Post könnte einen sehr viel größeren Spielraum bei der Festsetzung des Portos erhalten

(Foto: dpa)

Bislang hat die Bundesnetzagentur größere Preissprünge bei den Briefpreisen verhindert. Jetzt will sie die Auflagen lockern: Die Post könnte sich mit Preiserhöhungen einen Ausgleich für die seit Jahren sinkende Briefmenge verschaffen.

Von Stefan Weber

Einmal im Jahr vergleicht die Deutsche Post die Briefpreise in allen 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Das Ergebnis ist mehr als eine einfache Gegenüberstellung der Porti. Zum einen wird unterschieden zwischen Inlands- und Europabriefen. Außerdem werden die Preise um die Inflationsraten in den Ländern bereinigt. Und es wird gegenübergestellt, wie viele Minuten in Lissabon, Madrid, Rom oder Luxemburg gearbeitet werden muss, um das Porto für einen Standardbrief bezahlen zu können.

Aber ganz gleich, welche Kriterien herangezogen werden: Alle Tabellen belegen, dass die Deutsche Post mit ihrem Briefpreis im unteren Drittel der untersuchten Länder liegt. Auch in diesem Jahr, in dem sie den Preis für den Standardbrief um drei Cent auf 58 Cent erhöht hat. Das war die erste Preiserhöhung seit 15 Jahren.

Größere Preissprünge verhinderte die Bundesnetzagentur. Sie steckt als Regulierungsbehörde für den Briefmarkt den Spielraum ab, in dem die Post Preiserhöhungen vornehmen darf. Lange Zeit gab sie dabei die Formel vor: Inflationsrate minus 1,8 Prozent. Dabei wurde unterstellt, dass der Bonner Konzern in jedem Jahr um jene 1,8 Prozent effizienter arbeitet. Angesichts der großen Rationalisierungsreserven im weiten Reich der Logistik war das lange Zeit gut machbar. Doch inzwischen ist ein solches Tempo nicht mehr durchzuhalten. Zumal auch die Briefmengen beständig sinken und die Kosten steigen.

Mehrjährige Planungssicherheit

Am Montag hat die Bundesnetzagentur eine neue Formel für Preisanpassungen in den kommenden Jahren vorgegeben. Dabei setzt sie die Produktivitätsfortschritte der Post nur noch mit 0,2 Prozent per anno an. Somit würde die Post einen sehr viel größeren Spielraum bei der Festsetzung des Portos erhalten. Denn die Formel lautet nun: Inflationsrate minus 0,2 Prozent.

"Die geplante Entscheidung ist die Grundlage für die Festlegung der Porti in den nächsten fünf Jahren", erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. Die Post müsse dabei zwar mit Erhöhungen unter der Teuerungsrate bleiben, betonte er. Der Konzern erhalte aber zugleich eine mehrjährige Planungssicherheit und "ausreichend Spielraum, einen leistungsfähigen Universaldienst" aufrechtzuerhalten. Noch ist die Entscheidung der Regulierungsbehörde nicht endgültig. Das Amt muss zunächst noch Reaktionen von Wettbewerbern einholen und Verbraucherschützer befragen.

Für die Post wäre die Entscheidung der Netzagentur eine feine Sache. Sie könnte sich mit moderaten Preiserhöhungen einen Ausgleich für die seit Jahren sinkenden Briefmengen verschaffen. Da immer mehr Informationen per E-Mail ausgetauscht werden, haben die Briefträger weniger zu verteilen. Einen Ausgleich dafür liefert indes das Paketgeschäft. Das profitiert davon, dass immer mehr Menschen online einkaufen und sich die Waren nach Hause schicken lassen. Erhält die Post tatsächlich mehr Spielraum für Portoerhöhungen, ist sie bald womöglich nicht mehr der Billigheimer in Europa.

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