Deutsche Post:Leere Briefkästen

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Wegen des Post-Streiks bleiben zwei Millionen Schreiben liegen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verlangt für die Beschäftigten des Bonner Konzerns eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi droht mit einer Ausweitung der Warnstreiks bei der Deutschen Post. Sollte das Unternehmen bei der nächsten Verhandlungsrunde am 8. und 9. Mai erneut nicht auf die Arbeitnehmer zugehen, "legen wir noch eine Schippe oben drauf", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Die Gewerkschaft verlangt für die 140 000 Tarifbeschäftigten des Bonner Konzerns eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich.

Bereits am Samstag hatten Tausende Brief- und Paketzusteller der Post die Arbeit niedergelegt. Einer der Schwerpunkte war dabei die Zustellung. Auch wurden in der Nacht zehn von 82 Briefsortierzentren teilweise lahm gelegt. Nach Angaben des Unternehmens konnten dadurch zwei Millionen Briefe und 40 000 Pakete nicht ausgeliefert werden. Die Zahlen klingen gewaltig, stellen jedoch nach Angaben des Unternehmens nur einen Bruchteil jener gewaltigen Menge dar, die jeden Tag transportiert wird: Insgesamt befördert die Post demnach Tag für Tag 65 Millionen Briefe und 3,5 Millionen Pakete.

Von dem Streik waren Kunden in ganz Deutschland betroffen, jedoch unterschiedlich stark. Die Schwerpunkte lagen unter anderem in Berlin und Nordrhein-Westfalen, auch in Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligten sich viele Mitarbeiter an dem Ausstand. Verdi zufolge wurden allein in der Bundeshauptstadt eine Million Briefe und Pakete nicht zugestellt. Auch am Donnerstag hatte es bereits Warnstreiks gegeben. Daher liegen in den Verteilzentren auch noch Briefe und Pakete von dieser und früheren Aktionen.

Verdi hält die Fremdvergabe von Aufträgen für unzulässig

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Entscheidung der Post, 49 regionale Gesellschaften für die Paketzustellung zu gründen. Damit verstößt das Unternehmen aus Sicht von Verdi gegen eine tarifliche Vereinbarung, wonach die Fremdvergabe von Aufträgen an interne oder externe Unternehmen unzulässig ist. Als Ausgleich verlangt die Gewerkschaft deshalb kürzere Arbeitszeiten. In den neuen Gesellschaften arbeiten nach Angaben der Post 6000 Zusteller, allerdings zu geringeren Löhnen als ihre Kollegen.

Die Post verwies auf den Kostendruck durch ihre Konkurrenten. "Die Post hat doppelt so hohe Personalkosten wie der Wettbewerb", sagte ein Firmensprecher. "Das kann niemand auf Dauer durchhalten." Die Forderung der Gewerkschaft entspreche einer Lohnerhöhung von rund sieben Prozent.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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