Deutsche Post:Abgang eines Hoffnungsträgers

Abschied von der Post: Finanzvorstand John Murray Allan tritt Ende Juni auf eigenen Wunsch ab - ein Nachfolger wird noch gesucht.

Die Deutsche Post muss einen neuen Finanzvorstand suchen. Amtsinhaber John Murray Allan werde Ende Juni auf eigenen Wunsch in den Ruhestand gehen, teilte der Bonner Konzern am Freitag mit. Er wolle aus dem aktiven Berufsleben austreten, hieß es. Allan werde dem Konzern aber weiter als Berater zur Verfügung stehen. Über einen Nachfolger für den 60-Jährigen werde "der Aufsichtsrat zu gegebener Zeit entscheiden". Die Deutsche Post suche sowohl intern als auch extern.

John Murray Allan

John Murray Allan verlässt die Post - und geht in den Ruhestand.

(Foto: Foto: ddp)

Der Schritt kam einen Tag nach Neujahr überraschend. Allan war 2006 als Chef des britischen Logistikkonzerns Exel in den Vorstand der Post gewechselt, nachdem diese Exel für 5,5 Milliarden Euro übernommen hatte. Im Oktober 2007 löste der Brite dann den langjährigen Finanzvorstand Edgar Ernst ab, der nach massiver Kritik von Anteilseignern an der Geschäftspolitik vorzeitig gehen musste. Allans Vertrag war erst im vergangenen Jahr bis Ende 2010 verlängert worden. Der vorzeitige Weggang des Finanzvorstands überrascht daher viele. Sein jetzt angekündigter Rückzug sei damals schon als "reguläre Option" vereinbart worden, teilte dagegen die Post am Freitag mit.

2007 entwarf - und verkörperte - Allan eine neue Kapitalmarktstrategie für die Deutsche Post. Damit vollzog er auch endgültig den Kulturwechsel gegenüber seinem Vorgänger Ernst, der bei Analysten in den letzten Jahren weniger gut angesehen war. Allan sei bisher das Gesicht der Post für den angelsächsisch geprägten Finanzmarkt gewesen und habe dort die "Börsenstory" der Deutschen Post erklärt, heißt es in der Branche - mehr als seine beiden Vorstandschefs Klaus Zumwinkel und Frank Appel.

Mann mit hohem Ansehen

Allan genießt an den Kapitalmärkten zweifellos ein hohes Ansehen. Nach der Ankündigung vom Freitag lag die Post-Aktie zeitweise mit rund 2,5 Prozent im Minus und war damit der größte Verlierer im Dax. Analysten betonten, als Finanzvorstand habe Allan auch die Aufgabe gehabt, die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt zu verbessern, und er sollte dem chronisch schwachen Aktienkurs auf die Beine helfen.

Allan war in der Tat angetreten, um die Post auf Rendite zu trimmen. Er wollte auf "größere Effizienz, höhere Wertschöpfung und mehr finanzielle Transparenz" setzen. Vor knapp einem Jahr war bereits Frank Appel als Nachfolger des wegen einer Steueraffäre zurückgetretenen Klaus Zumwinkel zum neuen Post-Chef gekürt worden. Nun gibt es im Vorstand mit dem Weggang von Allan erneut Bewegung und Unruhe. Wie aus es Branchenkreisen hieß, sei wohl fest damit gerechnet worden, dass Allan weiter an Bord bleiben werde, gerade in der Finanzkrise. Dafür spricht auch, dass der Konzern keinen Nachfolger präsentieren kann. Der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats, Wulf von Schimmelmann, muss sich nun zusammen mit dem Vorstandschef auf die Suche nach einem geeigneten Finanzmann machen.

"Völlig überraschend"

Das Analysehaus Equinet bewertet den Rücktritt von Finanzvorstand Allan negativ und hat die Aktie nach unten auf "reduzieren" gestuft. "Die Meldung kommt völlig überraschend und ist ganz klar negativ", sagte Analyst Jochen Rothenbacher. Möglicherweise könnte dies auch ein Indiz dafür sein, dass die Ziele nicht erreicht werden. Der Analyst hält das Unternehmensziel für das operative Ergebnis von 2,4 Milliarden Euro für 2008 für gefährdet.

Die Deutsche Post würdigte am Freitag Allans Rolle beim Verkauf des Post-Anteils an der Postbank und beim Ausstieg aus dem unprofitablen US-Geschäft der Expresstochter DHL. Die Post hatte im September knapp 30 Prozent an der Postbank für 2,8 Milliarden Euro an die Deutsche Bank verkauft. Allan hatte daran ebenso maßgeblichen mitgewirkt wie an der Kehrtwende in den USA, wo die Post vor wenigen Wochen die Notbremse zog. Nach hohen Verlusten will die Post keine Expresssendungen innerhalb der USA mehr transportieren. Von einst 18000 Mitarbeitern im US-Expressgeschäft sollen nur 3000 bis 4000 weiterbeschäftigt werden. In Deutschland ist die Deutsche Post einer der größten Arbeitgeber.

Die Post hatte angekündigt, einen Großteil der Belastungen für den Umbau von 3,9 Milliarden Dollar 2008 zu verbuchen. Sie werde dadurch erstmals seit dem Börsengang 2000 einen Verlust ausweisen. Allan hatte erklärt, dass die Post trotzdem eine Dividende auf Vorjahreshöhe von 90 Cent zahlen wolle. Die Post-Aktie hat 2008 fast die Hälfte an Wert verloren. Bereits Ende Oktober hatte sich Allan, der unter anderem auch Aufsichtsrat bei der Deutschen Lufthansa ist, skeptisch gezeigt: "Wir spüren in all unseren Sparten einen Abschwung”, sagte er damals.

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